Dinslakener Geschichte: 1381


Dinslaken prägt eigenes Geld
 

Dinslaken hatte früher eigenes Geld

Birgit Gargitter, NRZ 28.01.2023

Einige der alten Münzen aus Dinslaken sind im Museum Voswinckelshof zu bewundern. Foto: Heiko Kempken

Moneta Dinslaken statt Euro - im 14. Jahrhundert durfte die Stadt ihr eigenes Geld prägen. Einige Münzen sind noch erhalten.

Leere Geldsäckel, permanent leiden Städte unter Geldmangel – wer möchte da nicht wie einst Dietrich, Herr von Dinslaken, seine eigenen Münzen prägen.

„Herr von Dinslaken“ klingt nun sehr hochtrabend, nun muss man allerdings wissen, dass sich im so genannten Hochmittelalter die Bildung von Territorien ausweitete. Einerseits die der adligen Herrschaften, andererseits die der geistlichen. Diese Territorialbildung hat allerdings nichts mit der heutigen Grenzziehung zu tun, feste Grenzen im Sinne festgeschriebener oder markierter Grenzziehungen waren im Mittelalter kaum gegeben. Schon damals waren die Territorialbildung nichts anderes als ein Prozess permanenter Machtkonzentration auf das Gewaltmonopol eines einzigen Herrn hin, ein Prozess, der auch vor Gewalt nicht zurückschreckte, wie es auch hier am Niederrhein vorgekommen ist.

Dinslaken gehörte einst zum Klever Grafenhaus, doch auch die Märker hatten ein Auge auf die Grafschaft geworfen, versuchten sie sich diese aber mit friedlichen Mitteln – durch Heirat – einzuverleiben, was schließlich gelang. Die drei märkischen Brüder Engelbert III., Dietrich und Adolf teilten sich eines Tages das Erbe, wobei Engelbert die Grafschaft Mark sowie einige rechtsrheinische, klevische Besitzungen erbte, Dietrich wurde mit der Herrschaft Dinslaken und den Weseler Besitzungen spätestens seit 1372 abgefunden, Adolf erhielt alle linksrheinischen Besitzungen und Rechte der Grafschaft Kleve. Obwohl Dietrich von seinem Bruder Engelbert abhängig war, regierte er als selbstständiger Landesherr – und nahm sich u.a. das Recht, Münzen prägen zu lassen. Ab 1376 schließlich legen Urkunden ein Zeugnis seiner eigenen politischen Aktivitäten ab. Bis zu seiner Abdankung im Jahre 1404 währte seine Amtszeit.

 

Münzrecht einfach umgesetzt

Nun war das Münzrecht einst eigentlich königlichen Herrschaften vorbehalten, die es wiederum geistlichen Führern verliehen, doch später prägten auch kleinere weltliche Herren ihre eigenen Münzen. so Engelbert III. und sein Bruder Dietrich, der die Münzen seines Bruders kopierte. Zahlreiche Funde späterer Zeiten belegen eine reichliche Anzahl Dinslakener Münzen, wie Ralf Althoff, früherer LVR-Mitarbeiter in seinem numismatisch-landesgeschichtlich wichtigem Nachschlagewerk „Die mittelalterlichen Münzender Herrschaft Dinslaken“. Rund 53 Unter- und 64 Oberstempel sind identifiziert, wohl möglich jedoch nur ein Bruchteil der Stempelmenge, die tatsächlich verwendet wurden. Wie üblich sind auch bei den Dinslakener Münzen, schreibt Ralf Althoff in seinem Buch, die komplizierten Darstellungen, d. h. Dynastenbild, Stern und Torburg, in den Unterstempel graviert worden, während die leichter nachzuschneidenden Schachbalkenseiten für die Oberstempel genommen worden sind. Es sei davon auszugehen, dass jeder Oberstempel mit 10.000 geprägten Münzen veranschlagt werden könne, so Althoff. Geprägt wurden die Dinslakener Münzen wahrscheinlich in den letzten zwanzig Jahren des 14. Jahrhunderts. So lassen sich im Zeitraum von 1381 bis 1405 vierzehn wohl städtisch angeordnete Münzenprüfungen nachweisen.

Geprägt wurden Viertelpfennige, Halbe Pfennige, Pfennige und später die repräsentativeren Groschen mit ihren Teilwerten. Wahrscheinlich ist, dass die Torburgpfennige erst in Dinslaken, dann in der Prägeanstalt Wesel gearbeitet wurden, während die Prägung der Groschen in Dinslaken verblieb. Die Münzen des Mittelalters enthalten Hinweise auf den münzberechtigten Herrn, dessen Titel und Stellung und den Herstellungsort. Auch Dinslakener Münzen tragen den Namen Theodericus de Marka in den verschiedenen Schreibweisen, dazu die Inschrift „Moneta Dinslaken“ und ähnliche. Bei manchen findet sich der Zusatz „Opidi“, der aussagt, dass das Geld möglicherweise nicht nur in Dinslaken sondern von der Stadt Dinslaken geprägt worden ist.

Zu den Darstellungen, vor allem dem ältesten Typ, dem Dynasten mit Schwert und Zweig auf der Vorderseite, dem Schachbalken auf der Rückseite, ist anzunehmen, dass er den Denaren Engelberts täuschend ähnlich nachgeahmt wurde. Der Schachbalken steht für das märkische Geschlecht, ein kleiner Stern über dem Schachbalken ist das Symbol der jüngeren Abkunft Dietrichs. Das Bild der Torburg auf den Pfennigen könnte dem Burgtor Dinslakens entlehnt sein.

So sieht der Dinslakener Pfennig aus, den der Verein für Heimatpflege verleiht. Foto: Heiko Kempken