Dinslakener Geschichte |
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Von der Dinslakener Burganlage |
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Als Motte war sie erbaut Die Burg von Dinslaken im Wandel der Zeit. Sie hat keine so unbedeutende Rolle gespielt Birgit Gargitter, NRZ 25.02.2023 Es war wahrlich ein unwirtlicher Ort, den frühe Vorfahren zum Jagen und Angeln nutzten. Dennoch sollten sich Menschen ansiedeln, erst wenige, dann immer mehr. Zu solchen Ansammlungen gehört in der Regel eine Burg oder man könnte sagen, zu einer Burg gehört eine Ansammlung Höfen und Katen. Eine erste Schriftquelle, in der der Name „Dinslaken" genannt wird, ist eine auf das Jahr 1163 datierte Urkunde, bei der es um das Prämonstratenserinnenstift Oberndorf ging. Allerdings könnte die Urkunde gefälscht sein und erst in den frühen 1190er Jahre geschrieben worden sein. Doch selbst wenn es so wäre, spiele das keine Rolle, meint Dr. Manuel Hagemann, wissenschaftlicher Mitarbeiter des LVR, denn die in der Urkunde genannten Namen müssten zu jener Zeit eine Rolle gespielt haben - also auch jener Antonius de Dincelache, der dort als Zeuge aufgeführt ist. Vor allem, weil Antonius von Dinslaken auch in einer zweiten Urkunde genannt wird. Hagemann vermutet, dass Antonius, obwohl als Burggraf bezeichnet; keinesfalls ein Adliger war, sondern ein Ministerialer. In wessen Diensten er letztendlich stand, ist jedoch unklar. Zerstörter Eckturm Die Burg entstand als so genannte Turmhügelburg oder auch Motte genannt. Auf einer Erhebung oder einem künstlich aufgeschütteten Hügel wurde ein Turm aus Holz errichtet, in dem die Familie lebte. Außerdem diente der Turm zur Verteidigung. Die zu der Burg gehörende Siedlung entstand südlich der Motte. Wann diese Turmhügelburg erbaut wurde ist nicht bekannt. Ab 1190 wird die Motte als „castellanus" bezeichnet, was auf einen Ausbau aus Stein hinweisen könnte. Als ältester Bauteil gilt das im zweiten Weltkrieg zerstörte Untergeschoss des südöstlichen Eckturms. Der Turm bestand aus 2,30 Meter starken Mauern und einem Tonnengewölbe aus Tuffplatten.
So könnte die Dinslakener Motte um 1160 ausgesehen haben. DasBild entstand für ein Projekt, an dem Horst Miltenberger und Walter Hoffacker vom Filmclub Dinslaken, Gisela Marzin und Dr. Peter Theissen arbeiten. Animation: Dr. Frank Dießenbacher Als Burggrafen werden im 13. Jahrhundert Rutger, Philipp und Heinrich genannt, doch offensichtlich hat die Familie nach 1263 das Burggrafenamt verloren und ist nach Holten ausgewichen. Wahrscheinlich, so Hagemann, sei die Familie durch den Grafen von Kleve verdrängt worden. Denn es ist Graf Dietrich VII. von Kleve, der Dinslaken im Jahr 1273 die Stadtrechte verleiht. Inzwischen hat .sich auch das Aussehen der Burg verändert. Das im Süden gelegene „Burgtor mit rundbogiger Durchfahrt und Zugrückenblende", das Spuren eines Fallgitters zeigt, werde grob auf „um 1250" geschätzt. Es gilt als „eines der wenigen erhalten gebliebenen Burgtore des 13. Jahrhunderts am Niederrhein". Auch der westlich gelegene Rundturm scheint mit seinem Unterbau aus, Basaltblöcken dem 13. Jahrhundert anzugehören.
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Recherchen zu jener Zeit ergaben - so könnte die Burg um 1288 ausgesehen haben. Ihr Grundriss basiert auf einer Katasterkarte. Im 14. Jahrhundert dient die Burg als Witwensitz für Mechthild von Virneburg. Auch die Klever Grafen haben sich zumindest hin und wieder auf der Burg aufgehalten, als Kleve an die Grafen von der Mark fielen, hielt sich vor allem Dietrich von der Mark in Dinslaken auf, später gehörte die Burg samt Dinslaken wieder den Klever-Grafen bzw. Herzögen. Auch sie weilten zeitweise auf der Burg, ansonsten wurden Verwalter eingesetzt. Als Teile der Burg werden Küche, Backhaus, Koehuis, Pferdestall, Zehntscheune, eine neue Brücke, eine Wendeltreppe im alten Turm und anderes genannt. Zu den wichtigsten Bauwerken, die Adolf II. von Kleve während seiner Regierungszeit Anfang des 15. Jahrhunderts errichten ließ, zählt der klevische Chronist Gert van der Schuren den herrlichen Turm zu Dinslaken. Damit ist der in der Südwestecke der Burg gelegene Turm gemeint, von dem heute nur noch der Unterbau erhalten ist. Er diente im 16. Jh. als Gefängnis für angebliche Hexen und Wiedertäufer.
Die Burg um 1650, ein Eckturm war bereits zerstört, der Rundturm mit Haube ist intakt. Im grauen Bereich liegt die Altstadt. Der aus Backstein errichtete Turm wird in einem Kupferstich um 1660 von Hendrick Feltmann als dreigliedriger Baukörper gezeigt, dessen obere Bauteile sich verschlanken. Jeder Turmkörper schließt mit einem Zinnenkranz und einem Wehrgang ab. Die Höhe des Turms wird auf 40 Meter geschätzt und trug wahrscheinlich einen spitzen Helm. 1770 wird die Haube durch Blitzeinschlag zerstört, die übrigen Teile halten dem Zahn der Zeit nicht mehr stand. Die Veränderung im Laufe der Jahrhunderte Eindrucksvoll schildert Dr. Manuel Hagemann in seiner Abhandlung „Zur Geschichte der Burg Dinslaken", erschienen in den Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, die Geschichte.der Burg im Kontext ihrer Zeit. Galt sie noch im 15. Jahrhundert als die Burg, die die klevische Herrschaft in den Landen Wesel und Dinslaken am eindruckvollsten repräsentierte, war es in nachmittelalterlicher Zeit mit der Pracht vorbei. Mehrmals wurden die Gebäude durch Brände oder kriegerische Handlungen zerstört. So in den Jahren 1517, 1627, 1650. Immer wieder wurde die Burg auf- und umgebaut. Ihr Aussehen veränderte sich immer mehr der Zeit entsprechend. 1906 wurde die Burg zur Kreisverwaltung, vor der Einweihung zerstörte ein Brand die Anlage. Wieder wurde sie aufgebaut, um im März 1945 abermals fast völlig zerstört zu werden. 1952 erfolgte der Wiederaufbau in moderner Form. Heute dient die ehemalige Burg als Rathaus.
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Die ehemalige Burg in Dinslaken Im Verlauf des hohen und späten Mittelalters kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den beiden mächtigen Territorialherren am Niederrhein. Dies war zum einen die Herzog zu Kleve. Zum anderen war dies der Erzbischof von Köln, der als Fürstbischof nicht nur Fürst der Kirche sondern auch Landesherr über ein großes Territorium und Kurfürst des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nationen war. Obwohl er einer der Mächtigen war, die den Kaiser wählten, hatte er im Klevischen nur kirchliche Kompetenzen. Wie alle Fürsten waren beide darauf bedacht, ihr Hoheitsgebiet zu erweitern. Fehden und Übergriffe waren an der Tagesordnung. Im 12. Jahrhundert ließen die Grafen zu Kleve in Dynxlaken zunächst ein Kastell erbauen, das um 1420 zu einer Burganlage aus- und umgebaut wurde. Diese Burganlage bildete zusammen mit den Stadtbewohnern die äußerste rechtsrheinische Bastion der Grafen zu Kleve gegenüber dem Erzbischof von Köln. Die Burg wurde lange Zeit von einem Rentmeister verwaltet. Den Begriff bzw. die Funktion des Rentmeisters ist uns bis heute sowohl im Heimatverein als auch in den traditionellen Pumpennachbarschaften überliefert und erhalten geblieben. Während des 30jährigen Krieges wurde die Burg im Jahre 1627 von den Holländern niedergebrannt. Der Hauptturm wird 1770 durch Blitzschlag erheblich beschädigt. Die restliche Burganlage wird umgebaut und Sitz des Dinslakener Rentmeisters. Anfang des 19. Jahrhunderts residierte hier der Domänenrat Friedrich Theodor Althoff, der Vater des berühmten Friedrich Althoff, der als Ministerialdirektor im preußischen Kultusministerium das Schulwesen um die Jahrhundertwende reformierte. Auch die Technischen Hochschulen sie wurden damals erst eingerichtet hat Althoff entscheidend beeinflusst, und den Höheren Mädchenschulen gab er feste Norman. Marie Althoff, die Frau des Friedrich Althoff, beschreibt in ihrem Buch "Aus Friedrich Althoffs Jugendzeit" das Leben auf dem Kastell als eine typische Idylle der Biedermeierzeit mit vielen kleinen rührenden Begebenheiten. |
"Dinslaken, wo er geboren wurde, ist ein
unbedeutendes Landstädtchen, das damals etwa 1800 Seelen zählte. Aber der
Ort hat seine Geschichte. Die Eltern hatten hier eine Schlossbesitzung, die
seit der vorigen Generation der mütterlichen Familie gehörte (gemeint sind
die von Buggenhagen auf Haus Bärenkamp). Im Erdgeschoss an dem großen
rechteckigen Hof, wo jetzt der Domänenrat sein Amtszimmer hatte, soll einst
ein Fehmgericht gewaltet haben. Das Kastell lag so schildern es die
Kameraden aus seiner Kindheit wie eine Burg auf einer Erderhöhung. Von der
Eppinghovener Straße aus ging es in langsam ansteigender Linie hinauf. Bis
zur Kastellanwohnung war diese kurze Straße gepflastert, dann kam bis zur
Torbrücke ein chaussierter Weg, der von mächtigen alten Ulmenbäumen
angefasst war. Bis zum Torbogen führte eine Brücke ursprünglich eine
Zugbrücke die rechts und links mit einer etwa meterhohen Mauer eingefriedet
war, um das Abstürzen zu verhindern.
In der Mitte des Rasenplatzes auf dem Hofe stand auf langem Baumpfahl ein Taubenhaus, darunter ein Behältnis mit Kaninchen, Meerschweinchen und Igeln. Rechts lag hinter altstämmigen Linden das schlossartige Gebäude, weiß gekälkt mit vielen Fenstern, davor Oleander und Granatbäume in großen Kübeln. Im rechten Flügel befand sich die Schreibstube des Domänenrats, während der linke Flügel Arbeitszimmer der Kinder enthielt. An den linken Flügel schlossen sich die Stallungen, Scheunen und die anderen Wirtschaftsgebäude an, um deren Mauern sich echter Wein rankte. Zu dem Kastell gehörte auch eine Ruine. Sie war der Rest des mächtigen Rundturms." 1853 wird die Dinslakener Burg von der Familie de Fries erworben, die darin eine Landwirtschaft und eine Schnapsbrennerei etabliert. In den Resten und auf den Trümmern der ehemaligen Burganlage wurde 1909 mit der Errichtung eines Kreishauses begonnen, das durch Brand und Krieg zerstört, wieder aufgebaut wurde. Heute befindet sich in dem ehemaligen Kreishaus das Dinslakener Rathaus mit dem Sitz der amtierenden Bürgermeisterin, dem Sitzungszimmer des Stadtrates und einigen Amtsbereichen wie das Standesamt. Bis zur Fertigstellung eines eigenständigen Gebäudes in des Nähe des Museums Voswinckelshof war auch das Stadtarchiv in der Burganlage angesiedelt.
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Das Castell um 1850 | Das Kastell um 1900 | Das Kreishaus um 1909 | Zeichnung: Tillmanns |
Das Kreishaus um 1935 | Das Kreishaus um 1935 | Das Kreishaus um 1940 | Das Kreishaus um 1950 |
Das Kreishaus um 1950 | Das Kreishaus um 1963 |