Dinslakener Geschichte:

Der Voswinckelshof

 

Die Geschichte des Voswinkelshof reicht bis ins frühe 15. Jahrhundert zurück. Nicht immer hieß dieses Anwesen an der Stadtmauer Voswinckelshof, sondern in der ältesten Quelle wird es als „Steckenhof“ bezeichnet.

Der Hof war lange Zeit im Besitz der jeweiligen Drosten des Landes Dinslaken. Drost war der Titel des mit polizeilichen und militärischen Befugnissen ausgestatteten Adeligen, der als Amtmann Beauftragter und Stellvertreter des klevischen Herzogs in Dinslaken war. Als Nachfolger der früheren Burggrafen beanspruchte der Drost, dass ihm als Oberrichter strittige Rechtsfragen zur Entscheidung vorbehalten wurden. Neben der Wahrung und Sicherung der Grenzen seines Amtsbezirks und der Aufrechterhaltung der Ordnung in ihm, der Obhut über die Wälder und den Wildbann des Sprengels galt es als oberste Amtspflicht des Drosten, jedermann das Recht zuteil werden zu lassen, das durch den Spruch der Schöffen ans Licht gebracht war. Er hatte das Begnadigungsrecht in allen Sachen, in denen von Amtswegen Anklage erhoben war. Er konnte sogar die Todesstrafe umwandeln oder erlassen. Seine Zuständigkeit in Zivil- und Strafsachen war unbegrenzt.

Der Amtsbezirk Dinslaken wurde seinerzeit als Land Dinslaken bezeichnet. In einer offiziellen Erklärung des Herzogs Adolf aus dem Jahre 1429 zählten zum Land Dinslaken: Burg und Stadt Dinslaken mit den Kirchenspielen Hiesfeld, Walsum, Götterswick, Spellen, Hünxe, Gahlen, Hamborn, Beeck, Sterkrade und Meiderich.

Wenn auch lückenhaft, so können wir doch an Hand der Quellen die Geschichte der Bewohner bis ins frühe 15. Jahrhundert zurückverfolgen. In den Urkunden trifft man als Erstes auf das Adelsgeschlecht der Ritter von Steck, die als unabhängige Herren im Lande Dinslaken herrschten. Als dem Grafen von Kleve das Land zufiel, büßten die Ritter ihre alten Rechte ein und mussten sich der klevischen Herrschaft unterstellen. Im 15. Jahrhundert hatten Goswin von Steck und nachfolgend sein gleichnamiger Sohn das Drosteamt inne. Der Jüngere, von 1434 bis 1474 Droste, genoss das besondere Vertrauen der klevischen Herrschaft und wurde zum Erbmarschall des Landes Kleve ernannt. Als er kinderlos starb, wurde Ritter Johann von der Horst sowohl als Droste wie auch als Erbmarschall sein Nachfolger. Johann von der Horst, der die reich ausgestattete, uneheliche Tochter von Herzog Johann 1. geheiratet hat te, erwarb 14.77 ‚ein Haus zu Dinslaken, Stecken-Hof genannt’. Über seine Enkelin Elisabeth kam der Stecken-Hof in den Besitz der Familie Elbert von Palandt.

Dem Drosten und Erbmarschall Elbert von Palandt hatten Bürgermeister, Rat und Schöffen der Stadt erlaubt, einen Wachturm und ein Stück Stadtmauer zwischen seinem Haus und dem Pferdestall abzubrechen. Sollte Gefahr drohen, hatte die Stadt das Recht, Wachen auf dem Pferdestall zu postieren. Mit Elisabeth von der Horst und Elbert von Palandt, die 1507 heirateten, verliert sich für einen längeren Zeitabschnitt die Spur. Wir können sie erst wieder im 18. Jahrhundert aufnehmen, als der Besitz nach der nun dort lebenden Familie ‚Kumpsthoffs-Hof’ benannt wurde. Diese vermutlich aus Westfalen stammende Familie nahm seit dem 17. Jahrhundert bedeutende Positionen in Dinslaken ein. Ein Mitglied dieser Familie hat vermutlich im 18. Jahrhundert das heutige Gebäude errichten lassen. Lambert Heinrich Hillebrandt Kumpsthoff verheiratete seine Tochter mit dem Landrichter Johann Voswinckel. Als Mitgift erhielt sie den Hof, der nun ein letztes Mal seinen Namen änderte und seitdem Voswinckelshof heißt. Bis zum Ersten Weltkrieg blieb das Anwesen in Familienbesitz, dann musste Pastor Reindell, der mit der letzten Voswinckel-Tochter verheiratet war, den Hof verkaufen.

1916 gelangte das Anwesen in den Besitz der 'Gewerkschaft Deutscher Kaiser' (Thyssen). Es diente in der Folgezeit als Kindererholungsheim und kurzfristig während des Zweiten Weltkrieges als Lazarett. Während der Bombardierung Dinslakens wurde das Anwesen durch Brandbomben stark beschädigt. 1953 erwarb das Deutsche Rote Kreuz den Besitz und vermietete ein Jahr später einen großen Teil der Räume an den Verein ‚Haus der Heimat für den Kreis Dinslaken e. V.’ Seit dieser Zeit dient das Anwesen als Museum.

1975 ging er in das Eigentum der Stadt Dinslaken über. Als "Haus der Heimat" war es bis 1998 ein überwiegend stadt-historisches Museum, das bäuerliches und bürgerliches Kulturgut zeigte und in dem mit nahezu schöner Regelmäßigkeit Ausstellungen von Weihnachtsschmuck und Ostereischauen veranstaltet wurden.

Nach Fertigstellung der Umbauarbeiten und des Erweiterungsbaues zeigt sich das "Museum Voßwinkelshof" seit August 1999 mit neuen Gesicht und neuem Anspruch: die Wandlung Dinslakens von einer bäuerlich geprägten Landgemeinde zur Montanstadt soll verdeutlicht werden. Im ersten Geschoss finden weiterhin Wechselausstellungen statt, die das Museum attraktiv und lebendig halten. Das zweite Obergeschoss ist dem Handwerk, dem bäuerlichen Kulturgut und Alltagsgegenständen vorbehalten. Auch die alte Küche, die viele Dinslakener lieb gewonnen haben, ist nach wie vor zu sehen.

An einem Stadtmodell, das nach alten Katasterplänen aus dem Jahre 1825 gefertigt wurde, kann der Besucher nachvollziehen, wie sehr sich Dinslaken durch Stahlindustrie und Bergbau binnen weniger Generationen verändert hat. Drei von Thyssen gestiftete Drahtwalzgerüste von 1907 erinnern in den Außenanlagen des Museums an das Draht- und Nagelwerk Westfälische Union, das sich einst am Standort des mittlerweile geschlossenen Unternehmens Thyssen Bausysteme befand. Eine Lore sowie eine Reißhakenhobel - beide von der Schachtanlage Lohberg/Osterfeld gestiftet - sollen an die Geschichte und Bedeutung des Steinkohlebergbaus für die Entwicklung Dinslakens erinnern.

 

Die historische Küche

Die Küche des Voswinckelshofes ist heute Ausstellungsraum, wird aber auch für verschiedene kulturelle und museumspädagogische Veranstaltungen benutzt. Die Einrichtungsgegenstände und die Exponate in den Vitrinen führen die Besucher in die Welt der Küche und des Hauswirtschaftens.

In Adelssitzen- oder großbürgerlichen Häusern war die Küche mit dem Herdfeuer nicht wie bei den Bauern Zentrum des häuslichen Lebens, wohl aber stand auch hier die Küche im Mittelpunkt der hauswirtschaftlichen Arbeit. Die Ausstattung einer Küche auf einem Adelssitz mochte sicherlich hier und da aufwendiger und einzelne Gegenstände kunstvoller gestaltet sein als bei einem großen Hof, aber viele Haushaltsgegenstände waren sowohl in der einen wie in der anderen Küche zu finden.

Das Herdfeuer befand sich unter dem Kamin an der Herdwand, die von einer großen, schweren, gegossenen Herdplatte geschützt wurde. Sie war oft mit Wappen, biblischen Themen oder, wie auf dem Voswinckelshof, mit mythologischen Darstellungen verziert. Über der Herdstelle sprang ein großer Rauchfang, der ‚Bosen’ oder ‚Bussem’, weit in die Küche vor. Üblicherweise zierte ein Stoffstreifen, der ‚Bart’, den unteren Rand, und auf einem umlaufenden Wandbord standen zinnerne, kupferne und irdene Küchengeräte und Geschirr. Von einem Haken in der Herdwand hing ein verstellbares, sägeartig aussehendes Eisen herab, das niederrheinisch ‘Hohl’ genannt wurde. Hieran wurden die Töpfe aufgehängt, und wenn ein Topf zu klein war, konnte das Eisen durch einen ‘Lenkhals’ verlängert werden. Viele verschiedene Töpfe standen bereit: zum Beispiel der ‘Brößpott’, ein großer schwerer Topf, in dem Viehfutter gekocht wurde, der ‘Kockpott’, der unten drei Füße hatte, oder der verrußte ‘Waterkätel’. Die schweren Töpfe konnten auf zwei eisernen Gestellen, den ‘Fürböcks’, abgestellt werden. Um Kuchen zu backen hängte man ein Hängeisen an den Lenkhals und setzte auf den eisernen Ring des Hängeeisens die ‘Kukepan’. Natürlich konnte man nicht die glühend heißen Töpfe mit der Hand von dem Hohl oder Lenkhals nehmen, dafür brauchte man die ‘kalde Hand’, die am Herdeisen hing und deshalb immer kalt war. Aber auch allerlei anderes Gerät hing am Herdeisen: die ‘Blospiep’, ein eisernes Rohr zum Anfachen des Feuers, die ‘Fürtang’, d.h. eine Feuerzange, und zum Schüren des Feuers ein ‘Porkeliser’ oder ‘Fürhook’. Letzterer war wie ein kleiner Spaten geformt. Abends wurde die letzte Glut zusammengescharrt und in einen eisernen Topf mit einigen Luftlöchern, den ‘Fürdömper’, gesetzt, so dass man am nächsten Morgen schnell wieder ein Feuer anfachen konnte. War Waschtag gewesen, stellte man den hölzernen ‘Hoosendröger’ vor das Feuer, auf dessen vier Stangen die Strümpfe getrocknet wurden.


In jede Küche gehörten auch Schränke für Küchengeräte, Geschirr und Lebensmittel. Im Glasschrank, dem ‘Glaaserekaß’, bewahrte man die besseren Porzellane und Gläser auf. Meist waren die Schränke aus Eichenholz und hielten über viele Generationen. Schüsseln und Kumpen, Puddingformen, Dröppelminna, Kannen, Siebe, Holzbretter, Krüge, Kaffee- und Pfeffermühlen, Senftopf, Butterfass und vieles mehr gehörten zur Ausstattung einer Küche. Manches war aus Holz, anderes aus Zinn, Kupfer oder Keramik. Irdene Schüsseln und Teller waren oft mit Blumen, Figuren oder Inschriften verziert. In wohlhabenden Haushalten fanden sich bunte Prunkteller aus Fayence oder feine Porzellane. Nicht fehlen durften natürlich Kerzenhalter und Öllampen, im Niederrheinischen die ‘Olilamps’, denn elektrisches Licht setzte sich erst im 20. Jahrhundert in allen Haushalten durch. Die Öllampen wurden mit gereinigtem Öl gefüllt und durch das Röhrchen ein Docht gesteckt. Diese Lampen brannten ohne einen gläsernen Schutz, so dass sich in den Küchen oft viel Rauch bildete. Für den Keller benutzte man einen besonderen Kerzenhalter: Er hatte an einer Seite einen langen eisernen Stift, den man in eine Mauerritze steckten konnte. Mit der Lichtputzschere, der ‘Pettschär’, wurde der Docht der Kerze oder Öllampe abgekniffen.

Zeitreise mit Küchenmädchen Marie

Im Zuge der touristischen Erschließung Dinslakens können verschiedene Führungen durch die Stadt und deren Geschichte gebucht werden.

Im Museum Voswinckelshof hat die historische Küche einen besonderen Stellenwert. Auf Anfragen enthüllt das Küchenmädchen Marie, alias Museumspädagogin Cordula Hamelmann, wissenswerte Details und kuriose Besonderheiten über unsere Urahnen im adeligen Haus.

 
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