Dinslakener Geschichte 1540


Dinslaken tritt der Hanse bei
 

Die Hanse ist ein spätmittelalterlicher Bund deutscher Kaufleute, die sich zur gemeinsamen Wahrnehmung von Handelsinteressen im Ausland und zu gegenseitigem Schutz zusammenschlossen.

Entstehung

Seit dem 12.Jh. erlebte der Handel durch den Bau neuer Schiffstypen einen mächtigen Aufschwung im Nord- und Ostseeraum. Diese so genannten Koggen waren wesentlich schneller, seetüchtiger und größer als die Schiffe zuvor. Mit ihnen konnten die Waren wesentlich schneller und billiger geliefert werden, d.h. es konnten größere Gewinne erzielt werden. Um diese teuren Schiffe finanzieren zu können, schlossen sich Kaufleute, die regelmäßig Handel trieben zu Genossenschaften, den so genannten Hansen zusammen. Der Bau und die Ausrüstung der Schiffe war in der Gemeinschaft erschwinglicher. Auch war der eventuelle Verlust eines Schiffes durch Sturm oder Piraten leichter zu verkraften. Absicht der Hansen war es an den Zielorten Vorrechte wie freie Ein- und Ausfuhr sowie die Ausschaltung der Konkurrenz zu erlangen.

Die Mitglieder der Hansen versorgten ihre Städte mit Lebensmitteln, Handelswaren und übernahmen die Ausfuhr der in der Stadt erzeugten handwerklichen Produkte. Sie beherrschten als Patrizier die Politik ihrer Stadt. Mit ausländischen Herrschern schlossen die Hansemitglieder langfristige Verträge. Beispielsweise ließen sie sich ein Monopol für viel Güter zusichern.

Hanse als Wirtschaftsmacht

Um den Warenaustausch, ihre Gewinne und damit auch ihre Wirtschaftsmacht zu steigern, bauten die Hansekaufleute eine moderne Handelsorganisation auf.

An den wichtigsten Handelsplätzen Nord- und Osteuropas gründeten sie feste Niederlassungen, so genannte Kontore. Wichtige Kontorenstädte waren beispielsweise London und Bergen.

In diesen Kontoren besaßen sie

  • Stapel- und Liegeplätze

  • Eigene Hafenbezirke mit Kränen

  • Büros für ihre Mitglieder

  • Das Recht die Maß- und Münzordnung festzusetzen

  • Eigenes Gericht für kleinere Streitfälle

Die Zentrale der Firmen lag in den Hansestädten, z.B. Lübeck oder Hamburg. Dort saßen die Unternehmer. Deren Söhne, Verwandte und Angestellte waren im Außendienst und in ausländischen Kontoren tätig. Um das Interesse der Familie am Geschäft zu wecken, erhielten die Mitglieder vom Unternehmen Geschäftsbeteiligungen.

Der reiche Gewinn wurde von den Unternehmern in ihren Heimatstädten = Hansestädten angelegt, d.h. Hansestädte waren im allgemeinen sehr wohlhabend.
 

Städtebund der deutschen Hanse  

In der Mitte des 14.Jh. entwickelte sich aus den einzelnen Kaufmannsbünden der Städtebund der deutschen Hanse. Lübeck war führende Stadt in der Hanse und Drehscheibe des Handels zwischen Nord- und Ostsee.

In ihrer Blütezeit gehörten fast 200 Städte der deutschen Hanse an. Auf so genannten Hansetagen wurde das gemeinsame Vorgehen der Hansestädte abgesprochen. Diese Hansetage fanden meist in Lübeck statt. Hielten sich Hansestädte nicht an die gefassten Beschlüsse, wurden sie ausgeschlossen und mit wirtschaftlichen Sanktionen belegt.

Die Stadt Dinslaken liegt am Rhein, einem der - auch in der damaligen Zeit - wichtigsten Wasserhandelwege Europas. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass Dinslaken schon aus eigenem Interesse Mitglied der Hanse war. Nur so konnte sie eine wenig von der Stärke und den Warenangeboten der Hanse profitieren.

Die Hanse schloss Bündnisse und führte Kriege, als ob sie ein selbständiger Staat wäre. 200 Jahre lang war sie der Herr über die Nord- und Ostsee. Erst im 16.Jh. überflügelten Engländer und Holländer die Hanse. Viele Staaten hoben ihre Vorrechte auf und schlossen die Kontoren.

Weiterhin führten regionale Interessenkonflikte zum Zusammenbruch der Hanse. 1630 bestand die Hanse nur noch aus den Städten Lübeck, Hamburg und Bremen.

 

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STÄDTEBUND

Rat hat entschieden:
Die Stadt Dinslaken wird zur Hansestadt

Anna Katharina Wrobel, NRZ 23.03.2022

Die Stadt Dinslaken wird den Beitritt zum „Städtebund DIE HANSE“ nun beantragen. Historische Voraussetzungen für Beitritt sind gegeben.

Die Stadt Dinslaken wird den Beitritt zum „Städtebund DIE HANSE“ zum nächstmöglichen Zeitpunkt beantragen. Das haben die Mitglieder des Rates bei ihrer Sitzung am Montagabend einstimmig entschieden. Der Beschluss beinhaltet außerdem, dass die Stadt für den Fall der Aufnahme – die als wahrscheinlich gilt, da die historischen Voraussetzungen bekanntlich gegeben sind – zeitgleich auch die Mitgliedschaft im HanseVerein e.V. erwirbt.

Den nunmehr entschiedenen Antrag hatte der Shanty Chor Hiesfeld im Oktober vergangenen Jahres in Form eines Bürgerantrags gestellt. Darin erklärte der Shanty Chor, dass der Beitritt zum Städtebund viele Vorteile für die Stadt und die Stadtgesellschaft biete: Unter anderem werde Dinslaken so Teil eines aktiven internationalen Netzwerkes aus Städten und Gemeinden und könne von einem regelmäßigen Austausch und dem jährlich stattfindenden Hansetag profitieren; den Dinslakener Vereinen werde es ermöglicht, sich auf Veranstaltungen zu präsentieren; Dinslakener Künstler könnten im Rahmen der „HANSEartWORKS“, einem internationalen Ausstellungsprojekt promotet werden und Jugendliche aus der Stadt erhielten die Chance, im Rahmen von der „youthHansa“, der Jugendorganisationen des Städtebundes, in einen Austausch mit Jugendlichen der anderen Hansestädte zu treten. Aktuell gibt es 192 Hansestädte in 16 Ländern.

Die durch den Beitritt entstehenden Kosten sind gering: Für die Mitgliedschaft im „Städtebund DIE HANSE“ muss die Stadt im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung mit jährlich rund 600 Euro aufkommen. Für die Teilnahme am HanseWeb fällt einmalig eine Einrichtungsgebühr in Höhe von 300 Euro im ersten Jahr an sowie 50 Euro jährlich in den Folgejahren. Die Ratsmitglieder entschieden, dass diese notwendigen Haushaltsmittel bereitzustellen sind.

INTERNATIONALER HANSETAG

Dinslaken ist jetzt Hansestadt: Das sind die Vorteile

Bettina Schack, NRZ 29.05.2022

 

Dinslaken auf dem Hansemarkt. Die Delegation der Stadt und der Shanty Chor Hiesfeld am Stand des jüngsten Hansemitglieds. Foto: Bettina Schack

Dinslaken war als jüngstes Mitglied des Hanse auf dem Internationalen Hansetag in Neuss vertreten. Diese Chancen bietet das Städtenetzwerk.

Dinslaken/Neuss. Um 10.27 wurde Bürgermeisterin Michaela Eislöffel gebeten, vor der Delegiertenversammlung des Internationalen Hansetags in der Neusser Stadthalle die Stadt kurz vorzustellen, um 10.30 Uhr stimmten die Delegierten einstimmig der Aufnahme Dinslaken in die Neue Hanse zu. „In der alten Hanse waren wir rund 200 Jahre, selbstverständlich möchten wir wieder in der Neuen dabei sein“, habe sie erklärt, so Michaela Eislöffel eineinhalb Stunden später am Stand Dinslakens auf dem Hansemarkt rund ums St. Quirinus-Münster. Dort stellte sich die frischgebackene Hansestadt den tausenden Besuchern des Internationalen Hansetags in Neuss vor, der mit einem mehrtägigen Programm an allein sechs öffentlichen Erlebnisbereichen und unzähligen Vorträgen und Ausstellungen beeindruckende Dimensionen hatte.

Noch stand der Pavillon der Hansestadt Dinslaken zwar in direkter Nachbarschaft, aber noch etwas abgesetzt von der Zeltreihe der rheinischen Hanse mit Wesel, Emmerich und Kalkar/Grieth. Das soll sich ändern. Dinslaken wird auch der rheinischen Hanse beitreten und so an die alte Vernetzung anknüpfen.

Umtrunk auf die neue Hansestadt

Der Shanty Chor Hiesfeld ist dabei, er wird später auf der Bühne vor dem St. Quirinus-Münster auftreten. Die stellvertr. Bürgermeisterin Stefanie Weyland, Anke Korten (CDU), Elisabeth Füllgraf (Die Grünen) und Lothar Herbst (UBV) reisten mit dem Shanty Chor an.

Michaela Eislöffel ist seit dem Empfang am Donnerstagabend in Neuss geblieben. Denn was man auf den Märkten und Bühnen sieht, ist nur das Marketing der Neuen Hanse nach außen. Die Hanse ist, wie im Mittelalter, ein städtisches Netzwerk zur Stärkung der Wirtschaft. Tourismus, Stadtmarketing und Kultur sind Bausteine in diesem Konstrukt. Am Freitag gab es einen eigenen Wirtschaftskongress für die Hanse: „Europa als kosmopolitisches Projekt“ lautete das Thema, zu dem u. a. Sigmar Gabriel sprach.

Und wie sich die alte Hanse den Herausforderungen ihrer Zeit stellte, so formieren sich in der Neuen Projektgruppen wie die Faire Hanse. Erstmalig mit einem eigenen Zeltdorf auf einem Internationalen Hansetag vertreten, berät und informiert sie nicht allein, wie Hansestädte Fair Trade Town werden und bleiben können. „Wir geben auch Tipps für Faire Kitas und Faire Schulen“, erklärt die Ehrenamtliche Anke Dartsch aus Rostock, die die Projektgruppe drei Jahre lang geleitet hat. Nun hat Lübeck den Vorsitz. Dort ist auch der Hauptsitz der Neuen Hanse und das Hansemuseum.

Kleine Hansestädte locken mit Naherholung, Ausflügen, Radtouren

Reges Treiben herrscht Samstag auf dem Hansemarkt, das Interesse an Broschüren, Stadtplänen und Flyern ist auch im digitalen Zeitalter ungebrochen. Skandinavier sind vertreten, Niederländer, Brügge und Hamburg. Aber ihre Chancen nutzen gerade die vielen kleinen Hansestädte in NRW. Denn sie locken in Neuss mit Naherholungsangeboten, Tagesausflügen, Radtouren. Hier wird auch Dinslaken künftig mitspielen. Schon am Wochenende wurde am Stand die Sommerkultur beworben. „Vielleicht sollten wir ein Bündel schnüren für Veranstaltungsbesuche im Burgtheater, Übernachtungen und Ausflüge in die Region“, überlegt Gesa Scholten (Wirtschaftsförderung).

 Im Zuge eines gewachsenen Bewusstseins für Nachhaltigkeit ging auch eine neue Wertschätzung regionaler Produkte einher. Dies spiegelt sich auch an den Ständen wieder. Die Giveaways heute sind nicht mehr aus Plastik. Stattdessen gibt es Senf aus dem Sauerland und Fleur de Sel aus La Rochelles. Dortmund versorgt seine Standbesucher mit der Gewürzmischung für den mittelalterlichen Pfefferpotthast. Dinslaken hat seine Saattütchen für Blumenwiesen dabei. Eine besondere Spezialität gibt es aus Nieheim im Kreis Höxter: handgemachter Käse mit mediterranen Gewürzen. Im September findet der Käsemarkt statt. Bergen bietet Fischsuppe zum Probierpreis an, die Niederländer haben einen eigenen Stroop-Waffelstand. Dabei ist der Streetfood-Markt doch wo ganz anders...

Shanty Chor Hiesfeld auf der Bühne

Zwei Bühnen gibt es allein auf dem Hansemarkt, das hat nichts mit der Hauptbühne hinter dem Jahrmarkt zu tun, wo abends Acts wie Brings und Martin Schulte auftreten. Und etwas abseits, am Rosengarten, zeigt die Hanse ihr Mittelalterliches Bild. Zeitsprünge heißt der Mittelaltermarkt, zu dem nicht nur die beliebten Kampfdemonstrationen, echte Eulen in beachtlicher Artenvielfalt und eine Druckerpresse gehören, sondern auch ein Stand über Walfang. Thomas Baumann greift zur Harpune und knüpft Kontakt zu den Leuten am Stand – Pont Neuf haben ein französisches Lied über einen „hübschen Walfänger“ im Repertoire und abends ist das Dinslakener Trio der Hauptact auf der Mittelalterbühne.

Zuvor jedoch leitet er den Shanty Chor Hiesfeld. Der tritt auf dem Hansemarkt auf, wie viele andere Shanty Chöre aus ganz Deutschland – das Image des Seehandels der Hanse prägt bis heute das Bild des Bundes, dessen meisten Städte im Binnenland lagen und liegen. Der Chor trifft auf Freunde, man kennt sich, tritt bei den Festivals der jeweils anderen auf. Ein Austausch, der bereits funktioniert. Was aus Dinslaken als Wieder-Hansestadt wird, entscheidet auch die kommende Generation. Die Youth Hanse mit ihrem internationalen Jugendaustausch spielt da eine entscheidende Rolle.

Der Shanty Chor hatte abends einen großen Auftritt. Foto: Bettina Schack

Chancen der Hanse - damals und heute

Die Hanse war im Mittelalter das Netzwerk von Handelsstädten von Brügge bis Nowgorod, sie ging aus städtischen Zusammenschlüssen in Westfalen mit dem Zentrum Dortmund, Köln mit seinen engen Handelsbeziehungen nach London und eben dem Raum Lübeck hervor. Man sicherte sich die Handelswege zu Land, zu Fluss und zu See. Letztere gewannen wegen des Fernhandels nach England, Skandinavien und dem Baltikum die große Strahlkraft, die bis heute das Image der Hanse prägt.

Heute liegen die Chancen der Hansestädte einerseits im europäischen Gedanken - Boston und Beverley überwinden als Hansestädte den Brexit - als auch im Netzwerken und im Erfahrungsaustausch gerade der kleineren und mittleren Hansestädte.