Dinslakener Geschichte: Von der Errichtung der Schachtanlage Lohberg

 

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Kohlefieber’ kannten die Dinslakener schon lange vor Gründung eines Bergwerks am Ort. Wie an anderen Gemeinden wurden auch sie davon erfasst, nachdem 1839 Franz Haniel die Mergelschicht durchstoßen hatte und seine zahlreichen Nachfolger überall im Revier nach Kohle bohrten und Zechen gründeten. Kohle - das klang verlockend in den Ohren vieler, die etwas Geld erübrigen konnten, um sich an dem neuen Geschäft mit dem schwarzen Gold zu beteiligen. Vielleicht würde damit alle Not ein Ende haben. Denn ausreichende Verdienstmöglichkeiten gab es um die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht, und auch die Landwirtschaft war ein mühsames Unterfangen ohne großen Gewinn. Aber jene, die ihr Erspartes in Bohrungen zwischen Gartrop und Gahlen steckten, wurden bald bitterlich enttäuscht: Man stieß weder auf Kohle noch auf andere Bodenschätze. Das Geld war verloren, die Hoffnungen dahin.

Erst im 20. Jahrhundert wurde auch aus Dinslaken eine Bergbaustadt, als August Thyssen seinen Plan einer Zechengründung umsetzte. Auf die Ersparnisse der Dinslakener Bürger und Bauern war er dabei nicht angewiesen, verfügte er doch in jeder Hinsicht selbst über die notwendigen Mittel: Kapital, Technik, Erfahrung und unternehmerische Risikobereitschaft. So konnte er mit allen Schwierigkeiten fertig werden, die hier am Niederrhein auf ihn warteten.

Um abbauwürdige Kohlenflöze zu erschließen, mussten die Schächte über 500 Meter tief abgeteuft werden. Das war eine bedeutsame Leistung zu jener Zeit - erst recht wenn man bedenkt, dass die geologischen Verhältnisse alles andere als günstig waren. Die Kernbohrungen zum Aufschluss des Deckgebirges zeigten ein wenig ermutigendes Ergebnis: Ausgedehnte Schwimmsandschichten bis zu einer Tiefe von mehr als 400 Metern überlagerten die Kohlenflöze. Thyssens Ingenieure vollbrachten eine wahre Pioniertat, indem sie die Schächte mit dem Gefrierverfahren abteuften. Wohl hatte man bereits erste Erfahrungen mit dem Gefrierteufen, aber bis in solch eine Tiefe hatte man dieses junge Abteufverfahren noch nicht angewandt. Beim Gefrierverfahren lässt man um die geplante Schachtscheibe herum dünne Rohre in den Boden ein, die von einem Kühlmittel durchflossen werden. Das Kühlmittel entzieht dem Boden die Wärme, so dass er gefriert und einen festen Gebirgskörper bildet. In diesem kann wie im trockenen, festen Gebirge abgeteuft werden. Über Jahrzehnte blieben die Lohbergschächte die tiefsten Gefrierschächte der Welt!

Die Arbeiten für das Bergwerk Lohberg hatten sich viele Jahre hingezogen, bevor 1914, noch kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, die erste Kohle gefördert werden konnte. Bereits um die Jahrhundertwende hatte Thyssen den Plan einer Doppelschachtanlage im Dinslakener Raum gefasst und 1902 die dafür notwendigen Grundstücke nördlich der Stadt am Lohberg gekauft. 1905 wurde dann die Gewerkschaft Lohberg gegründet, die im folgenden Jahr das Abteufen der Schächte 1 und 2 beschloss. Aber die Abteufarbeiten konnten erst 1909 beginnen, nachdem die Gefrierarbeiten beendet waren. Gleichzeitig mit den Schächten entstanden die Bauten für den Tagesbetrieb. 1910 und 1913 wurden

die Fördergerüste über den Schächten errichtet und auf jedem Schacht eine Zwillingsfördermaschine aufgestellt, von denen eine heute noch erhalten ist. Eine Werksbahn, die die Kohle zu dem Thyssen-Werk in Hamborn, Hüttenwerk Bruckhausen, und zum Duisburger Hafen bringen sollte, hatte man bereits 1906 fertig gestellt.