Dinslakener Geschichte 1909


Zusammenschluss des heimischen Handwerks
 

Paul Neßbach, langjähriger Geshäftsführer der früheren Kreishandwerkerschaft Dinslaken, fällt das Verdienst zu, das traditionelle Handwerkerleben in seinen Chroniken und Aufsätzen festgehalten zu haben.

Stadtarchivarin Gisela Marzin, Dinslaken wie es früher wat, 2002.

 

 

Der Zusammenschluss des heimischen Handwerks

Paul Neßbach, Heimatkalender Kreis Dinslaken 1958

Der Gedanke des Zusammenschlusses hat im Handwerk seit Jahrhunderten festen Fuß gefasst. Im Mittelalter wurden Zünfte und Gilden gebildet, die das Handwerk als Berufsstand formten und seine Bedeutung  für die Wirtschaft hervorhoben. Auch im politischen Raum waren die Zünfte in vielen Fällen aktiv.

Nach Einführung der Gewerbefreiheit in Preußen im Jahre 1810, die alle Zunftordnungen beseitigte, brach das damals leider in Eigenbrödelei erstarrte, sterile Zunftwesen zusammen. Im anbrechenden Zeitalter der Technik und. Industrie sagte man dem selbständigen Handwerk den Untergang voraus. Tatsächlich ist eine ganze Reihe von Handwerkszweigen in dieser Zeit vernichtet worden, so Weber, Seifensieder und Gewandmacher.

Zu Ende des Jahrhunderts, nachdem sichtbar geworden war, dass die Lage des Handwerks keinesfalls so trostlos aussah und mit Erfindung des Gas- und Elektromotors die Technik auch ihren Einzug in die Handwerksbetriebe nehmen konnte, wurde die Gewerbeordnung eingeführt. Im Lande hatten Gewerbevereine den Gedanken des Zusammenschlusses aufrechterhalten. Im damaligen Kreisgebiet Dinslaken sind Vereinigungen dieser Art aber nicht vorhanden gewesen.

Noch unter dem 30. November 1889 meldet der Bürgermeister der Stadt Dinslaken, Berns, an den ,,Königlichen Landrath, Herrn Hammacher, zu Ruhrort" auf eine Anfrage, ob im Bezirk Innungen bestünden "Vacatanzeige" (Stadtarchiv Dinslaken).

Vor allem. um die Ausbildung des gewerblichen Nachwuchses zu sichern, wurden in der Gewerbenovelle von 1881 wieder Innungen mit öffentlich rechtlichen Befugnissen gefordert und auch die Möglichkeit der Bildung von Innungs-Ausschüssen und Innungs-Verbänden gesetzlich festgelegt.

Bereits damals beschäftigte sich die Preußische Regierung mit der Einführung des großen Befähigungsnachweises. Das Ministerium für Handel und Gewerbe richtete am 19. Januar 1887 eine Anfrage an sämtliche „Herren Landräthe der Stadt- und Landkreise“, ob die durch die Reichsgewerbeordnung bewirkte Aufhebung den obligatorischen Meisterprüfung für das Baugewerbe zu erheblichen Missständen geführt habe. Bürgermeister Berns, Dinslaken, berichtete am 16. Februar 1887, an „den Königlichen Landrath, Herrn Haniel, Hochwohlgeboren, zu Mülheim an der Ruhr“, dass im Bezirk keine Innungen bestehen würden, mit denen die Frage besprochen werden könne. Die hiesigen sachkundigen Handwerker seien der Ansicht, dass das Baugewerbe seit Aufhebung des Meisterprüfungszwanges keineswegs zurückgegangen sei. Der Bürgermeister vertrat dann aber die Auffassung. dass damit nicht gesagt sein solle, dass die wieder in Anwendung gebrachte Meisterprüfung nicht geeignet sein würde, die Tüchtigkeit der Bauhandwerker zu fördern [Stadtarchiv Dinslaken].

1900 wurde die Handwerkskammer Düsseldorf für unseren Regierungsbezirk errichtet. Im Jahre 1909 wurde die Kreisverwaltung von Ruhrort nach Dinslaken verlegt. Das Handwerk unserer Heimat begann im gleichen Jahre von der gesetzlichen Möglichkeit Innungen zu gründen Gebrauch zu machen. Im Jahre 1909 Wurden die Schmiede-Innung und die Klempner-, Installateur- und Kupfer-schmiede-Innung gegründet.

Nach dem ersten Weltkrieg 1919/20 folgten dann die Innungen des Maurer-, Maler- und Tischlerhandwerks und 6 weitere Innungen. Man wählte für diese Handwerkszweige die damals beliebte Form der fakultativen Zwangs-Innung. Daneben bestanden freie Innungen für das Handwerk der Fleischer im Stadtgebiet Dinslaken und das Tischlerhandwerk für Voerde und Gahlen/Hünxe. Keineswegs erstreckten sich damals alle Innungen über das gesamte Kreisgebiet. Da in manchen Handwerkszweigen nicht genügend Betriebe zur Bildung einer Fach-Innung vorhanden waren, fand man sich in einer gemischten Innung zusammen, die z. B. Dachdecker, Schornsteinfeger, Polsterer, Elektriker usw. erfasste. Die Erfolge der Arbeiterorganisationen bewiesen die Notwendigkeit des Zusammenschlusses.

Weitblickende Männer des Handwerks traten erstmalig am 19. Mai 1920 zu einer Aussprache zusammen und versuchten, das gesamte Handwerk des Kreises unter Führung eines Innungs-Ausschusses zu vereinigen. Zu dieser Versammlung hatten die Schmiede- und Schlosser-, Babier-und Friseur-, Schneider-, Metzger-, Klempner- und Installateur-, Schreiner- und Zimmerer-, Bauhandwerker-, Anstreicher-, Uhrmacher und Goldarbeiter-Innung Vertreter entsandt. Die Bäcker-Innung und die freie gemischte Innung Voerde waren nicht vertreten. Es bestand volle Einstimmigkeit darüber, den Innungsausschuss zu gründen. Der Obermeister der Schmiede- und Schosser-Innung, Herr Platt, wurde einstimmig zum ersten Vorsitzenden gewählt. Wegen der Gründung einer gemeinsamen Geschäftsstelle wurde auch mit der Vereinigung der Einzelhändler unter dem Vorsitzenden, Hermann Cohn, verhandelt.

Nach anfänglichen Erfolgen wurdees aber dann sehr still um diese Organisation. Aber nach 2 Jahren, im Mai 1922, nachdem der Einzelhandelsverband beschlossen hatte, eine Geschäftsstelle zu gründen, wurde auf Einladung des Schneidermeisters Pooth auf einer Versammlung ein vorbereitender Ausschuss gebildet, bestehend aus den Herren Platt, Pooth, Helmich, Stallmann, Stöcker. Giesen, Mönnings und Neukäter. In der Versammlung am 5. Juli 1922, vertreten waren die Friseur-, Schlosser-, Schmiede-, Schneider-, Schuhmacher-, Schreiner-, Uhrmacher-, Klempner- und Anstreicher-Innung, sowie die gemischte Innung Voerde, mit den Obermeistern und je 3 Mitgliedern, wurde der lnnungsausschuss offiziell gegründet. Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender:      Friedrich Platt
Stellvertreter:          Gerhard Mönnings
Schriftführer:           Wilhelm Sempell
Slellvertreter:          Herm. Oeckinghaus
Kassierer:              Wilhelm Stallmann
Stellvertreter:          Hermann Louwen
Beisitzer:               Scholten, Neukäter und Bückmann.

Im August des gleichen Jahres wurde der Innungsausschuss für den Kreis Dinslaken auch Vertrauensstelle der Handwerkskammer Düsseldorf. Der bereits vom Einzelhandelsverband eingestellte Syndikus Dr. Spelleken wurde gleichzeitig Geschäftsführer des lnnungsausschusses. Die Geschäfsstelle befand sich im Gesellschaftszimmer der Gastwirtschaft Holtbrügge. Die in Walsum bestehende Vereinigung der Gewerbetreibenden unter dem Vorsitz der Herren Kempken und Baßfeld trat ebenfalls den vereinigten Verbänden bei.

In großen Kundgebungen wehrten sich die mittelständischen Verbünde - auch der Wirteverein, der bereits seit 1902 bestand, war beigetreten - gegen die Erhöhung der Gewerbesteuer. Mitglieder der Verbünde waren erfolgreich im politischen Raum tätig. Es wurde ein Kampffonds gestiftet. Die Getränkesteuer wurde in Dinslaken zu Fall gebracht.

Der wirtschaftliche Zusammenbruch durch die Inflation im Jahre 1923 brachte auch für die Organisation große Schwierigkeiten. Immerhin gelang es, den Innungsausschuss weiterhin aktionsfähig zu halten.

Die Tagesordnungen der Versammlungen in dieser Zeit behandelten Themen, wie Erhebung einer Zwangsanleihe, Einführung der Umsatzsteuer, der Vergnügenssteuer, der Einkommensteuer, die Deutsche Nothilfe, Beschlagnahme gewerblicher Räume, Preisschilderverordnung, Wucher, Mietzuschläge, Unterstützungskasse, Bildung einer Verbands-Krankenkasse, Kreditfragen.

Im Jahre 1924 war die Arbeit auf der Geschäftsstelle so gewachsen, dass man auf der Eppinghover Straße Nr. 24 ein eigenes Büro einrichtete, Möbel und Büromaschinen beschaffte und Hilfskräfte einstellte. Im gleichen Jahre wurde der Malermeister Wilhelm Sempell Vorsitzender des Innungsausschusses.

Syndikus Dr. Spelleken schied am 1.9.1925 aus und übernahm die Stelle als Geschäftsführer eines Fachverbandes. An seine Stelle trat Syndikus E. Lindemann. In den Versammlungen dieser Jahre wurden neben den immer wiederkehrenden Steuerfragen, das Aufwertungsgesetz und Klagen über die Preispolitik der kartellierten Großfirmen behandelt. Eine Sterbekasse wurde gegründet.

Am Ende des Jahres wurde der Plan eines eigenen Hauses besprochen. Zu diesem Zweck war die Gründung einer Baugenossenschaft vorgesehen. Am 10.8.1928 wurde dann die Hausbau G.m.b.H. von den Verbänden gegründet. Zunächst war ein Grundstück an der Ecke Schiller-Blücherstraße gekauft worden, das später mit der Stadt Dinslaken gegen das Grundstück Duisburger Straße 56 ausgetauscht wurde.

Ob diese Baustelle günstiger war, bleibt sehr fraglich, da das Haus über dem Rothbach gebaut werden musste. Die Baukosten stiegen beträchtlich.

Im Oktober 1928 wurde in einer Versammlung ein scharfer Protest erhoben, gegen Eingemeindungspläne, die das Ziel hatten, den Kreis Dinslaken zu zerschlagen. Scharf angegriffen wurden der Regierungspräsident, der Ruhrsiedlungsverband und die Industrie- und Handelskammer. Es wurde einstimmig abgelehnt, dass die Kreise Dinslaken mit Rees zu einem Lippekreis vereinigt würden. Bereits damals schlug das Handwerk vor, aüs dem Kreise Dinslaken eine kreisfreie Mittelstadt zu bilden. Nach einem Vortrag des Herrn Voigt vom Innungsausschuss Essen wurde beschlossen, eine Treuhandstelle für Steuer- und Buchführungsfragen einzurichten.

Am 1.5.1929 schied Herr Lindemann aus der Geschäftsführung aus. An seine Stelle trat Herr Dr. Jahnke aus Mülheim.

In den -Jahren 1928 und 1929 wurde die qemeinsame Geschäftsstelle der Verbände - das Gewerbehaus errichtet.

Die folgenden Jahre brachten Erfolge in der Arbeit für den Berufsstand und für die einzelnen Mitglieder der Innungen. Gestützt auf die Organisation wurden die wirtschaftlichen Krisenjahre überstanden.

Im Jahre 1934 wurden durch gesetzliche Verordnungen die bisher bestehenden Innungen aufgelöst und in Pflicht-Innungen für das gesamte Kreisgebiet umgewandelt. Der Innungs-Ausschuss wurde zur Kreishandwerkerschaft umgebildet. Überörtliche Fachinnungen wurden für die in geringerer Betriebszahl vorhandenen Handwerkszweige eingerichtet. Die Kreishandwerkerschaft für den Kreis Dinslaken umfasste damals 890 Betriebe in 13 Pflichtinnungen. Dazu kamen 125 Betriebe, die über entsprechende Fachinnungen auswärtigen Kreishandwerkerschaften angeschlossen waren.

Das Jahr 1935 brachte die gesetzliche Einführung des jahrzehntelang geforderten großen Befähigungsnachweises. Zur selbständigen Ausübung des Handwerks war für die Zukunft nur der berechtigt, der eine handwerkliche Meisterprüfung abgelegt hatte.

Die Bestimmungen des großen Befähigungsnachweises wirkten sich positiv für das Gesamthandwerk aus. Zwar ging die Betriebszahl zurück, qualitativ war aber eine Steigerung der Durchschnittsleistung festzusteIlen.

Dr. Jahnke trat am 24.12.1935 als Geschäftsführer aus den Diensten der Kreishandwerkerschaft aus. Neuer Geschäftsführer wurde Dr. Josef Müller, der die Geschäfte bis zum Juli 1937 führte. Von 1924 bis 1937 hatte Malermeister Sempell, zuletzt als Kreishandwerksmeister, den Vorsitz geführt. Als Nachfolger wurde Bäckermeister Helmut Schollin berufen.

Die Umbildung der bisherigen Verbände des Einzelhandels und der Gaststätten in Wirtschaftsgruppen brachte eine Aufhebung der Bürogemeinschaft, die 15 Jahre Iang bestanden hatte.

Die Geschäftsführung des Einzelhandels wurde nach Wesel verlegt. Auch die Kreishandwerkerschaft verließ das Gewerbehaus und bezog ein Büro in der Kaiser-Friedrich-Straße 53 [später Breite Straße, heute Wilhelm-Lantermann-Straße]. Die Hausbaugesellschaft, gebildet von den Verbänden, war seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten. Nachdem die Stadt Dinslaken als Bürge die Verpflichtungen ablöste, wurde das Gewerbehaus verkauft. Hätte man damals die Entwicklung vorausgeahnt, wäre der Entschluss zum Verkauf wahrscheinlich nicht gefasst worden.

Nach dem Weggang des Geschäftsführers Dr. Müller, der in der Folgezeit die Geschäfte des Zentralverbandes des Mechanikerhandwerks führt, war von November 1937 bis Oktober 1938 Dr. Hugo Rothstein als Geschäftsführer angestellt. In den folgenden Monaten übernahm Assessor Spieß von der Handwerkskammer Düsseldorf kommissarisch die Geschäftsleitung, Kreishandwerks-meister Schollin verlegte die Geschäftsstelle in sein eigenes Haus, Eppinghover Straße 20, am Altmarkt [links im Bild].

Im März 1939 wurde Herr van Schewyck zum Geschäftsführer bestellt. In den Jahren vor dem Kriege wuchs die Arbeit auf der Geschäftsstelle lawinenartig an. Nicht nur die Aufgaben, die sich aus der Stellung der Kreishandwerkerschaft als öffentlich rechtlicher Körperschaft ergaben, waren zu erledigen, sondern auch vom Staat übertragene Angelegenheiten, wie die Vorbereitung der Rohstoffbewirtschaftung für alle Handwerkszweige und Aufgaben ans dem Vierjahresplan waren hinzugekommen.

Der Ausbruch des Krieges brachte ein noch größeres Maß an Arbeit. Der Geschäftsführer wurde im Juni 1940 eingezogen. In dieser Zeit wurde die Geschäftsührung von einer benachbarten Kreishandwerkerschaft mit übernommen. Auch wurden Aushilfskräfte eingestellt.

Der Kreishandwerksmeister und die Obermeister der Innungen hatten in dieser Zeit besondere Verantwortung zu tragen. Gegen Ende des Krieges wurde auch Kreishandwerksmeister Schollin zum Wehrdienst eingezogen. Der Zusammenbruch 1945 führte zum vollständigen Erliegen der Tätigkeit. Die Akten und Unterlagen und die Büromaschinen wurden zum größten Teil von Unberufenen aus den Geschäftsräumen entfernt.

Im Mai 1945 wurde Friseurmeister Paul Reinicke aus Dinslaken-Lohberg kommissarisch vom Landrat Dr. Zorn zum Kreishandwerksmeister bestellt. Paul Reinicke setzte sich mit ganzer Kraft für den Aufbau ein. Am 3. Oktober 1945 wurden für alle Innungen vom Präsidenten der Handwerkskammer auf Vorschlag des Kreishandwerksmeisters in einer Versammlung, in Anwesenheit des Landrates, die Obermeister der Innungen kommissarisch eingesetzt. 

 


Für einige Monate befand sich die Geschäftsstelle in der Städtischen Viehhalle auf der Hünxer Straße [siehe Bild]. Die Räume wurden von der Besatzungsmacht in Anspruch genommen und eine erneute Verlegung in das Gesellschaftszimmer der Gastwirtschaft Feldkamp, Breite Straße, war die Folge.

Die städt. Viehalle an der Hünxer Straße im Jahre 1948. Die Firma Pintsch-Bamag, die Antriebs- und Verkehrstechnik produziert, übernahm später das Areal, ließ die Gebäude abreißen und ein neues Verwaltungsgebäude errichten. Foto. Stadtarchiv

Die Rohstoffbewirtschaftung nahm immer größere Formen an. Allein die Verteilung von Bezugsscheinen beispielsweise übertraf die eigentliche Organisationstätigkeit.

In der damaligen britischen Besatzungszone waren die gesetzlichen Bestimmungen für das Handwerk weiter in Kraft geblieben. Auch der große Befähigungsnachweis wurde weiterhin gesetzlich gefordert.

Viele Antragsteller, die zum größten Teil aus Industrieberufen stammten, wollten selbständig werden und wünschten, in die Handwerksrolle eingetragen zu werden. Zum allergrößten Teil wurden Ausnahmegenehmigungen beantragt, die nur in wirklich begründeten Fällen von der Handwerkskammer Düsseldorf genehmigt werden konnten.

Geschäftsführer van Schewyck folgte am 1. November 1946 einem Ruf seines Heimatkreises Geldern, wo er gleiche Aufgaben übernahm.

In der Obermeisterversammlung schlug er als Nachfolger Herrn Neßbach vor, der einstimmig gewählt wurde.

1946 und 1947 wurden in allen Innungen Vorstandswahlen durchgeführt. Dabei wurden folgende Handwerksmeister als Obermeister gewählt:

Bücker-Innung:                Bäckermeister Fritz Bücher

Baugewerks-Innung:         Maurermeister Hermann Hülsken

Dachdecker-Innung:         Dachdeckermeister Heinrich Krott

Damenschneider-Innung:  Damenschneidermeisterin
                                      Elisabeth Holtkamp

Elektro-Innung:                Elektromeister Wilhelm Scherer

Fleischer-Innung:             Fleischermeister Theodor Gossens

Friseur-Innung:                Friseurmeister Paul Reinicke

Herrenschneider-Innung:   Herrenschneidermeister Johann Könitz

Klempner-Innung:             Klempnermeister Wilhelm Upmeier

Maler-Innung:                  Malermeister Johann Stricker

Mechaniker-Innung:          Mechanikermeister Wilhelm Isselhorst

Schmiede-Innung:            Schmiedemeister Heinrich Krechter

Schuhmacher-Innung:      Schuhmachermeister Bernhard Eul

Tischler-Innung:               Tischlermeister Peter Weuster

Am 24. November 1947 fand die Wahl des Kreishandwerksmeisters und der übrigen Vorstandsmitglieder der Kreishandwerkerschaft statt. Der Obermeister der Maler-Innnung. Herr Stricker, wurde zum Kreishandwerksrneister gewählt. Die Herren Hülsken, Bücher, Weuster, Könitz und Schwefer wurden zu Vorstandsmitgliedern bestimmt.

Im gleichen Jahre wurde Fühlung rnit der Kreisverwaltung wegen des Ankaufs eines Grundstücks zum Bau einer Geschäftsstelle aufgenommen. Es wurde ein Bauausschuss gebildet. Der Kaufvertrag für ein Grundstück in der Moltkestraße wurde abgeschlossen. Die Währungsreform rnachte allerdings die Pläne zunächst zunichte.

Am 1.4.1948 wurden 3 weitere Innungen für das Kreisgebiet gebildet, und zwar die Schlosser-Innung, Obermeister wurde Herr Tappe, die Sattler-, Polsterer- und Dekorateur-Innung, Obermeister Herr Boland, und die Uhrmacher-Innung, Obermeister Herr Kersken. Der Kreishandwerkerschaft waren damit 17 Innungen angeschlossen. Die Währungsreform brachte eine Fülle von zusätzlichen Aufgaben.

Der neugewählte Präsident der Handwerkskammer für den Regierungsbezirk Düsseldorf, Dipl.-Ing. Schulhoff, nahm Gelegenheit, wichtige Probleme des Handwerks im Kreise der Obermeister zu erörtern.

Enger Kontakt wurde in allen Fragen rnit den dem Handwerk nahestehenden Ratsherren gehalten.

In allen Innungen wurden die vorgesehenen Gesellenausschüsse von den Gesellen gewählt.

Am 8. Mai 1949 trat das Handwerk erstmalig mit einer großen Lehrlingslossprechung an die Öffentlichkeit. In Anwesenheit von Eltern und Verwandten wurden 156 Lehrlinge aus den Frühjahrsgesellenprüfungen losgesprochen. Präsident Schulhoff hielt die Festrede.

Am 6.8.1950 wurde anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Kolpingsfamilie ein großer Handwerkerzug veranstaltet. 15 Wagen waren von den Innungen aufs beste hergerichtet. Etwa 10 000 Menschen säumten die Straßen der Stadt.

Auf Veranlassung der Kreishandwerkerschaft wurden im August sämtliche Behörden zu einer Tagung eingeladen. Einziges Thema dieser Zusammenkunft war die Bekämpfung der Schwarzarbeit.

Das Jahr 1950 brachte Neuwahlen in den Innungen. Obermeister Scherer, Elektro-Innung, schied aus, an seine Stelle trat Obermeister Richard Mölleken. Der Vorstand der Kreishandwerkerschaft wurde wiedergewählt.

Im Rahmen der großen Heimat-Ausstellung „KADIWA", an der das Handwerk maßgeblich beteiligt war, wurde am 25.7.1951 der „Tag des Handwerks" als größte und meistbesuchte Veranstaltung der Heimatwoche durchgeführt. Präisident Schulhoff hielt die mit großem Beifall aufgenommene Festrede, Bergwerksdirektor Dr. Barking überbrachte die Grüße des Heimatvereins. Landrat Verhoeven sah, wie er in seiner Ansprache ausführte, in der Tatsache, dass der Bergwerksdirektor vor dem Handwerk sprach, ein symbolisches Zeichen der Verbundenheit der Wirtschaft mit dem heimischen Handwerk.

Im Januar 1952 kam es zu einer Protestversammlung gegen die Vergabe von Bauarbeiten der öffentlichen Hand an auswärtige Firmen. Mit diesem Thema befasste sich auch die öffentliche Kreistagssitzung vom 31.1.1952.

Im März 1952 wurde von den Verbänden der Landwirtschaft, des Haus- und Grundbesitzes, des Gaststättengewerbes sowie der Kreishandwerkerschaft die Kreisgruppe des Mittelstandsblockes gegründet.

Im gleichen Monat fand eine Tagung der Lehrlingswarte aller Innungen statt, auf der die Sachbearbeiter der Abteilung Berufsberatung des Arbeitsamtes referierten.

1952 und 1953 wurden in den Innungen Neuwahlen nach den Satzungen durchgeführt. Ein Wechsel trat bei der Friseur-Innung ein, bei der der langjährig tätig gewesene Obermeister Reinicke aus Gesundheitsgründen sein Amt niedergelegt hatte. Neuer Obermeister wurde Herr Berg. In der Baugewerks-Innung wurde Herr Schwefer zum Obermeister gewählt. Obermeister der Fleischer-Innung wurde Herr Alefs. Neben Kreishandwerksmeister Stricker wurden die Herren Tappe, Schwefer, Weuster, Rich. Mölleken und Fritz Bücher als Vorstandsmitglieder der Kreishandwerkerschaft gewählt.

Am 20. März 1953 verschied der zum Ehrenobermeister ernannte Paul Reinicke. Unter großer Beteiligung des Handwerks wurde der verdiente Handwerksmeister zu Grabe getragen.

Im April des gleichen Jahres wurden in einer Großveranstaltung 180 Lehrlinge losgesprochen und im Juni die neueingestellten Lehrlinge feierlich eingeführt.

Auf Wunsch der Mitglieder wurde 1953 eine Kraftfahrzeugmechaniker-Innung für unser Kreisgebiet von der Aufsichtsbehörde genehmigt.

Nach ErIass der neuen Handwerks-Ordnung wurden im Jahre 1954 neue Satzungen in den Innungen beraten und angenommen. Die Vorstände wurden neugewählt. Die Kreishandwerkerschaft wurde nach den Bestimmungen des Gesetzes zur Ordnung des Handwerks vom 17.9.1953 umgebildet. Der Vorstand wurde wiedergewählt.

Aus dem Gedanken heraus, dass eine große Organisation einen Mittelpunkt in Form eines Hauses braucht, begannen Verhandlungen mit der Stadt Dinslaken für den Ankauf eines Grundstücks zum Bau einer eigenen Geschäftsstelle. Zunächst war ein Grundstück in der Nähe des Bahnhofes gedacht. Später wurde das Grundstück Hauptstraße 90 [heute Friedrich-Ebert-Straße] vorgeschlagen und gekauft. Es wurde festgelegt, das Grundstück gemeinsam zu bebauen, und zwar im vordersten Teil die Stadtbücherei als Eigentum der Stadt zu errichten [siehe Bild] und die Geschäftsstelle sowie die Wohnungen als Eigentum der Kreishandwerkerschaft an der neu geplanten Straße zu bauen. An den Verhandlungen rnit der Stadt war Obermeister Schwefer sehr stark beteiligt. Planung und Bauleitung wurden dem Architekten Sell, Handwerkskammer Düsseldorf und dem Architekten Ufermann, Dinslaken, übertragen.

Die Stadtbücherei gegenüber der heutigen Stadtbibliothek Ecke Friedrich-Ebert- / Kolpingstraße. Foto: Stadtarchiv

Das Gebäude wurde als eine echte Gemeinschaftsarbeit, bei der sehr viel freiwillige Arbeitsstunden, GeselIen-Prüfungsarbeiten und Spenden von Mitgliedern und Lieferfirmen wesentlich weiterhalfen, errichtet. Die Geschäftsstelle umfasste einen Vorraum als Warteraum, ein Hauptbüro mit 4 Arbeitsplätzen. Die großen Fenster sollten zu Ausstellungszwecken verwandt werden. Hier war die Möglichkeit gegeben, vorbildliche handwerkliche Arbeiten auszustellen. Das Geschäftszimmer hatte handwerklich gearbeitete Möbel und Einbauschränke. Ein kleines Sitzungszimmer vervollständigte das Büro.

Kunstmaler Heiduck hatte die Frontseite des Hauses künstlerisch gestaltet. Symbolisch ist eine Reihe von Handwerkszweigen durch Figuren in Mosaikarbeit angedeutet. Umrahm wurde die Darstellung von folgende Beschriftung:

"Erbaut von der Kreishandwerkerschaft und dem Rat der Stadt DinsIaken mit Bürgermeister Willy Lantermann.

Gefördert durch die Handwerkskammer Düsseldorf, Präsident Dipl.-Ing. Georg Schulhoff.

Vorstandsmitglieder und Vertreterversammlung der Kreishandwerkerschaft für den Kreis Dinslaken: Kreishandwerksmeister Johann Stricker, Obermeister Wilhelm Tappe, Fritz Bücher, Peter Weuster, Ernst Schwefer, Bernhard Malinowski, Richard Mölleken, Elisabeth Holtkamp, August Alefs, Kurt Berg, Johann Könitz, Wilhelm Upmeier, Heinrich Banning, Wilhelm Isselhorst, Heinrich Schult, Franz Hagdorn, Bernhard Eul, Adolf Kersken."

Möge das Haus Mittelpunkt des berufsständischen Lebens des Handwerks im Kreise und Zeichen der Einigkeit sein.

Gott segne das ehrbare Handwerk