Dinslakener Geschichte


Die Trabrennbahn am Bärenkamp
1954 - 2022
 

Bereits 1948 befasste sich der gerade aus der Taufe gehobene Trabrennverein mit dem Bau einer Trabrennbahn am Bärenkamp in Dinslaken. Bei dem Bärenkampgelände handelte es sich damals um eine landwirtschaftliche Nutzfläche. Die allgemein schlechte Ernährungslage bewog den Stadtrat jedoch diese Pläne vorerst zurückzustellen.

Im Jahre 1953, nach der Neugründung des Niederrheinischen Traber-, Zucht- und Rennvereins Dinslaken e. V., nahm die Sache wieder greifbare Gestalt an. Am Unternehmungsgeist fehlte es nicht. Die bekannten Züchter und Besitzer B. D. Alkemade (Elten) und Willy Latz (Dinslaken) luden die Stadtväter zu einer Besichtigungsfahrt nach dem holländischen Hilversum ein. Die Trabrennbahn in Hilversum sollte das Vorbild für das in Dinslaken zu schaffende Gelände sein. Die Ratsvertreter waren begeistert und bereits im Juni 1953 wurde der Grundstein zu der neuen Anlage gelegt.

Mit Unterstützung der Stadt, der Industrie, von Handwerkern und freiwilligen Helfern konnten die Traberfreunde des Niederrheins innerhalb eines Jahres den Plan verwirklichen. Schwierigkeiten gab es genug. Aber alle Bemühungen trugen reife Früchte. Die 800-m-Bahn umfasst eine Fläche von 17 000 qm. 3 600 Kubikmeter Erdmassen mussten hierfür bewegt werden. 2 850 cbm Kesselasche wurden angefahren und verbaut. Außerdem wurden einer Tribüne, eine Waage, Toiletten, der Totoschalter und über dreißig Pferdeboxen gebaut.

Am 25. Juli 1954 hatte der Dinslakener Verein seinen großen Tag: die Bahn konnte ihrer Bestimmung übergeben werden. Trotz eines regenverhangenen Himmels beim ersten Start - später goss es wie aus Kübeln - waren 15 000 Zuschauer erschienen, die zwar mehr oder weniger nass, aber  begeistert waren.

Das Pferderennen ist nicht, wie wohl viele Laien glauben, nur eine angenehme Unterhaltung für das Publikum oder eine Möglichkeit, durch Wetten Geld zu verdienen. Für die Pferdezüchter ist ein Rennen eine öffentliche Prüfung ihres Erfolges. Nach ihrer Ansicht kann es keine gerechtere Leistungsprüfung als ein Rennen geben.

Damit dient die Trabrennbahn am Bärenkamp nicht nur sportlichen, sondern auch züchterischen Zwecken. Ein schöner Nebenerfolg: Seit dem Bestehen der Trabrennbahn hat Dinslaken – zumindest im Kreis des Pferdesports – einen europaweiten Bekanntheitsgrad erreicht.

Die Dinslakener Rennbahn ist mit ihren 800 Metern Deutschlands einzige Halbmeilen-Trabrennbahn. Durch ihre Überschaubarkeit schafft sie eine  ganz besondere, einzigartige Atmosphäre. Die Zuschauer sind auf direkter Tuchfühlung mit den schnellen Trabern und ihren Fahrern, die um den Sieg kämpfen.

Vor einigen Jahren wurde der Verein umbenannt in „Niederrheinischer Trabrennverein Dinslaken e.V.“, auch kurz „DIN TRAB“ genannt.  Nach Vorgabe des Landwirtschafts-ministeriums und der Bezirksregierung Düsseldorf müssen die erwirtschaftete Mittel des Vereins zum Besten der Landespferdezucht einsetzen werden. Eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft überprüft jährlich die Einhaltung dieser Vorgabe. 

In all den Jahren seines Bestehens war der Verein und damit die Rennbahn und ihre angrenzenden Flächen immer offen für ergänzende Veranstaltungen. So bietet der Parkplatz Raum für einen zweimal in der Woche stattfinden Trödelmarkt, aber auch für die zweimal jährlich stattfindende Kirmes. An den Kirmestagen dient die Rennbahn als Parkplatz. Kaum eine Stadt kann mit einem solchen großzügigen Parkraumangebot konkurrieren.

Zu einem besonderen Highlight hat sich das jährlich am 1. Mai stattfindende Porschetreffen entwickelt; das größte Porschetreffen europaweit. Auch die Freunde von Windhundrennen wissen die Vorzüge der Dinslakener Bahn zu schätzen. Und das Tribühnenhaus hat schon manchen Ausstellung und Feierlichkeiten außerhalb des Pferdesports gedient. Die Uni Duisburg und die Dinslakener Gymnasien nutzt seit Jahren die Räumlichkeiten der Trabrennbahn zur Durchführung ihrer jährlichen Klausuren.

Dies sind nur einige der Aktivitäten, die die Vielseitigkeit der Trabrennbahn am Bärenkamp widerspiegeln. Damit hat die Rennbahn nicht nur in den Kreisen von Pferdesportlern einen Bekanntheitsgrad erzielt, der weit über die Grenzen Dinslakens hinaus geht.

Nachstehend einige Bild- und Filmbeiträge:

Impressionen von der Rennbahn vor Beginn der Rennen

Filmaufnahmen von einem Renntag

Porschetreffen 1. Mai 2014

Martinikirmes 2014

Pressebericht zum Windhundrennen 2009

Pressebericht zum Familientag 2012

Trabrennbahn Dinslaken: ABSCHIED VOM BÄRENKAMP
15.000 kamen zum ersten Renntag

Philipp Stroetmann, NRZ 23.12.2022

Viele Jahrzehnte fanden hier Rennen statt. In den nächsten Jahren soll ein modernes Wohnquartier entstehen. Foto: Hans Blossey

Der Grundstein für die Trabrennbahn Dinslaken wurde 1953 gelegt. Ende des Jahres endet die Ära – nach fast 70 Jahren sind Trabrennen Geschichte.

Nach fast 70 Jahren sind die Trabrennen in Dinslaken am Ende dieses Jahres Geschichte. Am 31. Dezember findet der letzte Renntag auf der altehrwürdigen Wettkampfstätte am Bärenkamp statt. „Angesichts der nachlassenden Bedeutung des Trabrennsports einigten sich der Niederrheinische Trabrennverein Dinslaken und die Stadt Dinslaken darauf, den Pachtvertrag zum Ende des Jahres 2022 aufzulösen. Damit hat die Stadt als Flächeneigentümerin ab dem 1. Januar 2023 die Möglichkeit, das ca. 15 ha große Areal in direkter Nähe zur Innenstadt neu zu nutzen“, heißt es auf der Internetseite der Stadt Dinslaken „zukunft-trabrennbahn.de“.

 

Die Interessengemeinschaft Altstadt Dinslaken hat einen Teil der Geschichte der Trabrennbahn zusammengefasst. Bereits 1948 habe sich der kurz zuvor gegründete Trabrennverein mit dem Bau einer Trabrennbahn befasst, aufgrund der damaligen schlechten Ernährungslage habe sich der Stadtrat aber zunächst dagegen entschieden, die zu dem Zeitpunkt landwirtschaftliche Nutzfläche für dieses Vorhaben aufzugeben.

Grundsteinlegung im Juni 1953

„Im Jahre 1953, nach der Neugründung des Niederrheinischen Traber-, Zucht- und Rennvereins Dinslaken, nahm die Sache wieder greifbare Gestalt an.“ Im Juni 1953 erfolgte die Grundsteinlegung, ein Jahr später war das Vorhaben erfolgreich umgesetzt. „Die 800-m-Bahn umfasst eine Fläche von 17.000 qm. 3600 Kubikmeter Erdmassen mussten hierfür bewegt werden. 2850 cbm Kesselasche wurden angefahren und verbaut. Außerdem wurden eine Tribüne, eine Waage, Toiletten, der Totoschalter und über dreißig Pferdeboxen gebaut“, schreibt die Interessengemeinschaft.

Der erste Renntag fand am 25. Juli 1954 statt und trotz starker Regenfälle ließen es sich 15.000 Zuschauer nicht nehmen, der Premiere beizuwohnen. Nach diesem Erfolg zu Beginn wurde Deutschlands einzige Halbmeilen-Trabrennbahn relativ zeitnah erweitert. Zwei Ränge und eine Holzbude gab es damals auf den jeweils gegenüberliegenden Seiten des Ovals, ehe die bis heute bestehende Holzhalle gebaut wurde. Die Rennleitung war damals am Rand des Geländes in einem Holzturm untergebracht, wo auch Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes stationiert waren.

Eine Kunststoffpiste

Die Trabrennbahn wurde stetig erweitert, 1969 kam das Tribünenhaus hinzu. 1972 bekam sie als erste Bahn Europas eine Kunststoffpiste. Der Vorteil für die Pferde: Sie war wesentlich sicherer, Unfälle reduzierten sich auf der ebenen Fläche. Aber schon acht Jahre später war die Piste am Ende, weil die Platten sich auflösten. Schließlich entschied man sich für Grauwacke und konnte so das Kunststoffgeläuf behalten.

Trabrennbahn in Dinslaken:
Finale furioso am Bärenkamp

NRZ 29.12.2022

An Silvester findet der letzte Renntag auf der altehrwürdigen Wettkampfstätte am Bärenkamp statt. Besetzung der Rennen lässt keine Wünsche offen.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung freut sich auf den Silvestertag und das neue Jahr, doch für alle mit der Trabrennbahn in Dinslaken verbundenen Menschen stellt er in diesem Jahr einen tiefen Einschnitt in ihrem Leben da. Ob Trainer, Fahrer, Besitzer oder Verantwortliche, Mitarbeiter und Besucher: Sie alle wird beim Betreten der Rennbahn das beklemmende Gefühl beschleichen, dass der Abschied von einer der über Jahrzehnte beliebtesten Deutschen Rennbahnen nun traurige Gewissheit ist. Die Politik hat es so gewollt. ...