Dinslakener Geschichte 1956/57


Auf dem Gelände des ehemaligen Walzwerks entstehen neue stahlverarbeitende Betriebe: Hamco und Signode
 

Tunnel und Bänder aus Stahl

Heinz Ingensiep, NRZ 23.01.2019

Die Firmen Hamco und Signode produzieren seit mehr als 60 Jahren südlich der Dinslakener Innenstadt. Die Produkte kommen auch in Sibirien zum Einsatz.

Zwei namhafte Unternehmen mit früheren bzw. aktuellen Verbindungen in die USA existieren seit den 1950-er Jahren auf dem Gelände des einstigen Bandeisenwalzwerks von Thyssen. Beide haben auch heute noch mit Stahl zu tun: Während „Signode“ Bänder für großformatige Verpackungen produziert, ist „Hamco“ auf die Herstellung von Stahlfertigteilen für Tiefbau, Industrie und Landwirtschaft spezialisiert.

Von Armco-Thyssen zu Hamco

Hamco-Vorgängerin „Armco-Thyssen GmbH“ verdankte ihre Existenz einer Gemeinschaftsinitiative. Dazu hatten sich die August-Thyssen-Hütte und die US-Firma „International Division of Armco Steel Corporation“ 1956 zusammengetan. Ziel war die Produktion feuerverzinkter Stahlfertigteile, die kurze Bauzeiten ermöglichten und sich durch eine hohe Lebensdauer auszeichneten.

1987 übernahm Manfred Hammes die Armco und formte sie als Familienunternehmen in „Hamco Dinslaken Bausysteme GmbH“ um. Heute leitet sein Sohn Christian Hammes die Firma abseits der Hans-Böckler-Straße.

Schon früh kamen die Spezialbauteile aus Dinslaken auch bei spektakulären Projekten zum Einsatz, so 1981 (und erneut 1992) bei der Errichtung der deutschen Antarktis-Forschungsstation. 1986 fertigte man die Außenhaut für den Bahnhof auf der Zugspitze. Für Aufsehen sorgte im vorigen Jahrzehnt der Bau einer überdachten Biathlonstrecke im Westen Sibiriens.

Leitplanken an Straßen, Notunterkünfte in Katastrophengebieten, Brücken und Tunnel unterschiedlichster Art (z.B. für die Krötenwanderung), Güllesammler und vieles mehr wird heute aus den stetig qualitativ verbesserten Wellstahl-Elementen gefertigt und von Hamco-Fachleuten vor Ort montiert. Abnehmer finden sich vor allem im In- und europäischen Ausland.

„Neben den traditionellen Anwendungen bekommen die Sanierung maroder Brückenbauwerke unter Beibehaltung des Verkehrs und die Herstellung von Grünbrücken (Tierquerungshilfen) immer größere Bedeutung“, sagt Hamco-Chef Christian Hammes. Auch der Einsatz von Wellstahl in Silos und Förderbandtunnel sei verstärkt gefragt.

Voraussichtlich Mitte dieses Jahres will man ein Produkt aus hochwertiger Aluminiumlegierung auf den Markt bringen. Das ermögliche beispielsweise den Einsatz in aggressiven Umgebungen wie Salzwasser, erläutert Hammes.

Aktuell beschäftigt Hamco in den Hallen am Rande der Innenstadt 45 Vollzeit- und drei Teilzeitkräfte.

 

Von Hamburg nach Dinslaken

Seit über 60 Jahren ist auch die Firma Signode südlich der Innenstadt ansässig. Das 1925 in Hamburg gegründete Unternehmen erwarb damals ein Gelände an der nach dem Erbauer des früheren Walzwerks, Julius Kalle, benannten Straße und begann mit dem Bau eines Werkes. Bereits 1958 wurde der erste Ring Stahlband gewalzt.

Da das handelsübliche Stahlband nicht der Signode-Norm entsprach, wurde kurz nach der Ansiedlung ein eigenes Walzwerk errichtet. Zudem verlegte man recht früh den Finnensitz nach Dinslaken. Die Nähe zu Zulieferern und Kunden war dafür der ausschlaggebende Grund.

Produziert wurde Verpackungsband mit einer hohen Festigkeit, das unter Verwendung spezieller Signode-Werkzeuge erst nach dem Spannen und Verschließen an der Kante der „Signode“ (einer besonderen Verschlusshülse) abgebrochen wird. Dank dieses Systems ergab sich im Vergleich zu anderen Stahlbandverpackungen eine deutliche Materialersparnis. Auch die Anlagen zur Anbringung der Materialien wurden in Dinslaken konzipiert und gefertigt.

Das Werk wurde in den mehr als sechs Jahrzehnten mehrfach erweitert und modernisiert. Den höchsten Beschäftigungsstand erreichte man 1974 mit 482 Mitarbeitern.

Ab 1986 war die „Signode System GmbH Verpackungssysteme“ eine europäische Tochter des US-

Konzerns „Illinois Tool Works“ (ITW); seit 2014 gehört sie zur amerikanischen Carlyle Group und firmiert innerhalb der Signode Industrial Group als „Signode System Packaging GmbH & C0. KG“.

Schwerpunktmäßig werden heute Bänder aus Stahl und Kunststoff, die Hülsen zum Verschließen der Bänder sowie Stretchfolien hergestellt.

Das stählerne Vormaterial liefert ThyssenKrupp Steel Europe, zugleich eine Hauptabnehmerin des Signode-Produkts. „Umreift“ werden mit den unterschiedlichen Bändern neben StahlCoils z.B. auch Baustoffe und Zeitungen. Die Hauptabsatzmärkte liegen in West- und Osteuropa.

 

SIGNODE IN ZAHLEN

Das Signode-Werksgelände an der Magnusstraße misst rund 62.000 Quadratmeter, von denen 27.000 Quadratmeter Überdacht sind. 2016 waren hier noch knapp 150 Menschen tätig, davon 110 in der Produktion. 2015 produzierte die Firma rund 28.000 Tonnen Stahlband und 8.500 Tonnen Kunstoffband sowie 70 Millionen Verschlusshülsen.