Dinslakener Geschichte 1975


Städtepartnerschaft mit Agen

Städtefreundschaft mit Agen

Dinslaken feiert 2020 45 Jahre Städtefreundschaft mit Agen

Birgit Gargitter, NRZ 31.12.2019 

Agens Bürgermeister Dr. Pierre Esquirol und Dinslaken Bürgermeister Karl-Heinz Klingen nach der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen den beiden Städten im Juni 1975 in Agen. - Foto: Stadtarchiv Dinslaken

Am 23. März 1975 unterzeichneten Dinslakens damaliger Bürgermeister Karl-Heinz Klingen und sein Amtskollege Dr. Pierre Esquirol den Vertrag.

Als am 19. August 1944 die deutsche Wehrmacht unter dem Druck der französischen Inlandsstreitkräfte Agen Hals über Kopf räumte, hätte wohl niemand gedacht, dass Jahre später, am 8. Juni 1975, eine Delegation aus Deutschland, genauer aus Dinslaken, im altehrwürdigen Theater Agens den Partnerschaftsvertrag zwischen den beiden Städten unterzeichnet.

Die Uhr schlug 12.45 Uhr, das große Orchester der heimischen Musikschule spielte sowohl das Deutschlandlied als auch die Marseillaise. Gestandene Männer aus Dinslaken und Agen schämten sich ihrer Tränen nicht, so ist es überliefert.

Ein schicksalhafter Tag

In Dinslaken fand die Unterzeichnung des Vertrages, die die Freundschaft der beiden Städte besiegeln sollte, bereits einige Monate zuvor statt – am 23. März 1975. Einem für Dinslaken schicksalhaften Tag, an dem 511 Menschen 30 Jahre zuvor (1945) den Angriffen der Alliierten zum Opfer fielen, der aber auch den Krieg für die Menschen in Dinslaken beendete.

Das nun beginnende Jahr 2020 steht also nicht nur für 75 Jahre Kriegsende sondern auch für 45 Jahre Freundschaft mit der französischen Stadt Agen. Angefangen hat eigentlich alles schon etwas früher, irgendwie mit dem Élysée-Vertrag, dem deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, der am 23. Januar 1963 im Élysée-Palast von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle unterzeichnet wurde. Nie wieder Krieg, nie wieder Feindschaft zwischen den beiden Ländern, hieß die Parole.

Aufrüttelnde Rede mitbekommen

Renate Seidel, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, erinnert sich: „Mich hat als junge Frau beeindruckt, was die Menschen nach den zwei Kriegen auf die Beine gestellt haben.“ Als junge Studentin habe sie die aufrüttelnde Rede de Gaulles in Bonn mitbekommen, der seine Vision von einem vereinten Europa zeichnete.

„Seit diesem Tag bin ich überzeugte Europäerin“, sagt sie. De Gaulle, einst selbst Soldat, hatte davon gesprochen, dass sich die beiden Nationen nicht mehr gegenseitig töten, sondern gemeinsam in die Zukunft blicken sollten. Seine Köchin, so Renate Seidel, habe er aber erst davon überzeugen müssen, kein Gift in Adenauers Essen zu tun.

 

Fast wäre nichts aus der Freundschaft geworden

Um den Frieden und die Freundschaft voranzutreiben, gründeten sich in Folge des Élysée-Vertrages eine Reihe von Städtepartnerschaften. René Montaut war damals einer der Initiatoren für die Freundschaft zwischen Dinslaken und seiner Heimatstadt Agen. Der quirlige Franzose, 1997 im Alter von 74 Jahren verstorben, setzte sich schon früh für den europäischen Gedanken und die Freundschaft der Völker ein. Bei einem Besuch im Europa-Institut in Bocholt, unternahm Montaut Anfang der 1970er Jahre einen Abstecher nach Dinslaken, begeisterte hier aber auch in Agen seinen Bürgermeister Dr. Pierre Esquirol für den Städtepartnerschaftsgedanken.

Dabei wäre fast nichts aus dieser Freundschaft geworden – denn an seinem Besuch zur 700-Jahr-Feier der Stadt stand René Montaut als offizieller Abgesandter Agens allein am Dinslakener Bahnhof. Man hatte schlicht vergessen, den Franzosen abzuholen. Der nahm’s gelassen, wie die Geschichte einer 45 Jahre währenden Freundschaft zeigen sollte.

Die Freundschaft musste immer wieder zum Leben erweckt werden

Nicht leugnen darf man allerdings, dass diese Freundschaft immer wieder zum Leben erweckt werden musste. Zwar trafen sich auf beiden Seiten regelmäßig Delegationen, feierten mehr oder weniger fröhlich miteinander, aber das war es auch über Strecken hinweg. Nur sehr zögerlich kamen die Kontakte zwischen Vereinen und Institutionen zustande, zwischen den Bürgern beider Städte dauerte es sogar noch länger. Zu unbekannt sind und waren die Städte einander. Das sollte sich mit dem vor fünf Jahren gegründeten Städtepartnerschaftsverein ändern.

Renate Seidel, Klaus-Dieter Graf und ihre Mitstreiter wollen Agen ins Bewusstsein der Dinslakener rücken und planen dafür das Jahr 2020 zu einem einzigen Agen-Dinslaken-Festival zu machen. „Das ganze Jahr über gibt es verschiedene Aktionen zum Jubiläum“, erzählt Renate Seidel. Unterstützt wird der Verein dabei von der Deutsch-Französischen Gesellschaft in Duisburg.

 

45 Jahre Städtefreundschaft mit Agen

45 Jahre her werden es im Jahr 2020 sein, dass Dr. Pierre Esquirol auf dem Soldatenfriedhof in Dinslaken zum Abschluss der Städtepartnerschaft zwischen Dinslaken und Agen, den Wert des Eides noch einmal betonte. Nie mehr sollte ein Krieg zwischen Frankreich und Deutschland Feindschaft und Trauer über die beiden Länder bringen. Nun, die Freundschaft in alle den Jahren ist gewachsen.

Alle fünf Jahre wird diese Partnerschaft gefeiert. In 2020 ein ganzes Jahr lang. Auch die NRZ will dazu beitragen und wird in unregelmäßigen Abständen über die Städtefreundschaft berichten.