Reise in die Vergangenheit

 


Marie Ottilie Ingenohl, verheiratete Althoff
 

Marie Ottilie Ingenohl wurde 1843 in Neuwied am Rhein geboren. Der Name Ingenohl ist in Neuwied von altersher verbreitet. Sie war von graziler Erscheinung. 1862 begegnete sie im Alter von 19 Jahren ihren späteren Ehemann, den 23 jährigen Friedrich Althoff. Dieser hatte sich nach Neuwied versetzen lassen, um am dortigen Kreisgericht die für das Referendarexamen erforderlichen praktischen Erfahrungen zu sammeln. Beim Weihnachtsball 1862 fand in Neuwied die Verlobung statt.

Am 2. Januar 1864 schrieb Friedrich Althoff aus Wesel seiner Braut einen Neujahrsbrief: „Kurzum. Du hast aus einem ziemlichen Taugenichts einen ziemlich nützlichen Menschen gemacht… Du siehst also, welch große Erfolge Du erzielt hast, welche Verdienste Du Dir sowohl um mich wie um Alle, denen ich vielleicht nützlich sein werde, erworben hast…“ Diese Worte galten für alle Zukunft. In jeder Leistung, mit der Althoff jemals anderen Menschen nützlich wurde, steckt auch ein Stück von ihr. Wir tun gut daran, das niemals zu vergessen.

1865 fand die Hochzeit statt. Kinder waren dem Paar nicht beschieden. Bei dem von Jahr zu Jahr weiter anschwellenden Arbeitspensum, das Althoff für die Wissenschaft in Deutschland auf sich nahm, hätte er nicht einmal ein Gelegenheitsvater sein können. Ihre eigenen Wünsche, von denen wir nichts wissen, hat Marie ganz und gar zurückgenommen und die Aufgabe ihres Lebens darin gesehen, ihrem Mann den Rücken freizuhalten. Das war alles andere als einfach, auch wenn ihr in der Berliner Wohnung ein Hausmädchen zur Seite stand. Täglich musste sie damit rechnen, dass Althoff wichtige Gesprächspartner unangekündigt nach Hause mitbrachte, die es zu bewirten galt, oder dass er, begleitet von Untergebenen aus dem Ministerium, im häuslichen Arbeitszimmer die Nacht zum Tage machte. Überdies war sie in den heiklen Entscheidungsfragen, vor denen er immer wieder stand, die einzige Person, der er rückhaltlos vertrauen konnte. Ihr konnte er auch seine Zweifel offenbaren, ohne fürchten zu müssen, dass sie ihm als autoritätsmindernde Schwächen angekreidet würden.

Marie Ottilie Ingenohl starb 1925. Sie überlebte ihre Mann 17 Jahre und entwickelte sich zur „Schützerin seines Nachrufs“. In diesem Zusammenhang veröffentlichte sie die Bücher „Aus Friedrich Althoffs Jugendzeit“ (1910), „Aus Friedrich Althoffs Straßburger Zeit“ (1914) und „Aus Friedrich Althoffs Berliner Zeit“ (1919).

Sie ist an der Seite ihres Mannes in einem Ehrengrab im Botanischen Garten in Berlin-Dahlem beigesetzt.