Presseberichte - Nostalgie-Kirmes 2003
 



 

Inhaltsübersicht Presseberichte

 
Rund um Sankt Vincentius: Erste Nostalgiekirmes auf dem Dinslakener Altmarkt

Wo Sabine Weiss den Lukas haut

Nicht mit dem obligatorischen Fassanstich eröffnet Bürgermeisterin Sabine Weiss am Freitag, 22. August, 14 Uhr, die erste Nostalgiekirmes auf dem Dinslakener Altmarkt, sondern mit einem kräftigen Hammerschlag auf den historischen "Hau den Lukas.". Wenn es dann oben klingelt, ist die Nostalgiekirmes eröffnet.

Das freut dann besonders Dr. Ulrich Tekathen, den Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Altstadt Dinslaken, denn damit findet die anderthalbjährige intensive Vorbereitung dieser historischen Kirmes ihren Abschluss. Tekathen reiste zur Vorbereitung in Deutschland weit herum. Er gewann Dinslakener Gremien für die Idee, so dass die IG Altstadt als Veranstalter in organisatorischer Hinsicht von der Stadtverwaltung unterstützt wird. Auch die Schausteller begeisterte er für diesen ersten Versuch einer Nostalgiekirmes in der Dinslakener Altstadt. Sie lassen ihre modernen Fahrgeschäfte zuhause und reisen mit den Oldtimern nach Dinslaken. Sämtliche Fahrgeschäfte aus alten Jahrmarktzeiten sind um die 80 Jahre alt. Ältere Kirmesbesucher werden an ihre Kinderzeit erinnert. Die Schiffschaukel wird ebenso aufgebaut wie das Kettenkarussell und die Überschlagschaukel. Ein Riesenrad steht vor Sankt Vincentius, ein Pferdekarussell am Eingang zur Eppinghovener Straße. Und am Altmarkt sieht der Besucher ein Glanzstück kirmesgeschichtlicher Entwicklung. Es ist die älteste noch im Original erhaltenen Raupenbahn Europas. Gespannt sein können die Dinslakener auch auf eine der ältesten bis heute erhaltenen Kirmesorgeln.

 Vor der Raupe wird am Sonntag, 24. August, 10 Uhr, auch ein ökumenischer Gottesdienst mit Diakon Michael van Meerbeck und Pastor Ronny Schneider gefeiert. Bei Regen findet der Gottesdienst in der Stadtkirche statt Der Gottesdienst knüpft an die alte Tradition an, Kirchweihfeste mit der Kirmes zu verbinden.

Die Nostalgiekirmes dauert vor Freitag, 22., bis Sonntag, 24. August jeweils bis 23 Uhr.

RP 09.08.2003

Historische Karussells sollen die Dinslakener auf den Altmarkt locken.

   

Organisatoren der Nostalgiekirmes bedanken sich bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung

Lotsen durch, den Behördendschungel

Dr. Ulrich Tekathen und Erich Weichert überreichten Klemens Schmand das erste Plakat der Nostalgiekirmes.

Sicher und schnell, lobt die Interessengemeinschaft Altstadt, hätten die Mitarbeiter der Stadtverwaltung sie bei der Organisation der Nostalgiekirmes "durch den Dschungel der Antragsformulare, Genehmigungen, Bestimmungen und Verordnungen geführt". Und deswegen bekam gestern Dezernent Klemens Schmand stellvertretend für seine Mitarbeiter als kleines Dankeschön das erste Plakat der Nostalgiekirmes.

Damit sich die Besucher im Vorfeld schon auf die Nostalgiekirmes einstellen können, werden in einigen Schaufenstern der Altstadt nostalgische original Requisiten rund um das Thema "Nostalgiekirmes" ausgestellt. Wer sich merkt, was in welchem Schaufenster liegt; kann am Samstag, 23. August, an der Raupe auf dem Altmarkt um 16 Uhr Freikarten für die Kirmes gewinnen. Die Teilnahmescheine müssen am gleichen Tag bis 13 Uhr in den Geschäften der Altstadt abgegeben werden. Aus Sicht der IG Altstadt sind aber jetzt schon alle Gewinner, denn in der mehr als einjährigen Vorbereitungszeit habe sich gezeigt, dass in Dinslaken aus Träumen Wirklichkeit werden können und traditionelle Veranstaltungen, wie Kirmes, aus der Altstadt nicht wegbrechen müssen, wenn man einen neuen Ansatz wählt.

Die IG Altstadt bedankt sich besonders bei den Kirchengemeinden der Altstadt, den städtischen Gremien, der Stadtverwaltung, den Stadtwerken, der Dinslakener Sparkasse, den Markthändlern, die für die Zeit des Aufbaus mit ihren Ständen in die Duisburger Straße ausweichen und nicht zuletzt den Schaustellerfamilien, die sich bereit erklärten, mit ihren liebevoll restaurierten, historischen sehen Fahrgeschäften nach Dinslaken zu kommen. Die Nostalgiekirmes dauert von Freitag, 22., bis Sonntag, 24. August. (Zwischenruf)

RP 12.08.2003

Zwischenruf: Gewinner

Die Interessengemeinschaft fühlt sich als Gewinner. Recht hat sie. Seit die Interessengemeinschaft nach einem Artikel der Rheinischen Post über Dinslakens "Toten Platz" gegründet wurde, ist es ihr gelungen, ihm einiges an Leben einzuhauchen. Der Weibnachtsmarkt oder die Wahl der Maikönigin haben sich als Ereignisse etabliert, die den Altmarkt in den Blickpunkt der Dinslakener Öffentlichkeit rücken. Die Nostalgiekirmes hat gute Chancen auch so ein Ereignis zu werden. Und die Interessengemeinschaft hat bewiesen, dass engagierte Bürger eine Menge bewegen können, wenn sie nicht nur endlos palavern, sondern sich ganz konkrete Projekte vornehmen und die Zug um Zug beharrlich verwirklichen. Dies ist mehr, als zum Beispiel die Werbegemeinschaft für sich in Anspruch nehmen kann, die sich in der Regel darauf beschränkt, "Events" herbeizureden, und es ist vielmehr, als der mit großem Brimborium ins Leben gerufene Stadtmarketingverein erreicht hat. jöw

RP 12.08.2003



 

 

Mitglieder des Vorstands der Interssengemeinschaft Altstadt, Erich Weichert und Dr. Ulrich Tekathen (l.) überreichen Dezernent Klemens Schmand (r.) auf dem Altmarkt ein Plakat der Nostalgiekirmes.

   
Weiss haut den Lukas

NOSTALGIEKIRMES / In der Altstadt drehen sich vom 22. bis 24. August Kettenkarussell, Überschlagschaukel und Riesenrad. Die Fahrgeschäfte aus alten Jahrmarktzeiten sind um die 80 Jahre alt.

Nicht mit dem obligatorischen Fassanstich eröffnet Bürgermeisterin Sabine Weiss am Freitag, 22. August, um 14 Uhr die erste Nostalgiekirmes auf dem Dinslakener Altmarkt, sondern mit einem kräftigen Hammerschlag auf den historischen "Hau den Lukas". Wenn es dann oben klingelt, ist die Nostalgiekirmes eröffnet.

Vorbereitung in ganz Deutschland

Das freut dann besonders Dr. Ulrich Tekathen, den Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Altstadt Dinslaken. Anderthalbjährige intensive Vorbereitung dieser historischen Kirmes findet ihren Abschluss. Tekathen reiste zur Vorbereitung in ganz Deutschland herum. Er gewann Dinslakener Gremien für die Idee, so dass die IG Altstadt als Veranstalter in organisatorischer Hinsicht von der Stadtverwaltung unterstützt wird.

Die Schausteller begeisterte er für diesen ersten Versuch einer Nostalgiekirmes in der Dinslakener Altstadt. Die Schausteller lassen

ihre modernen Fahrgeschäfte zuhause und reisen mit den Oldtimern nach Dinslaken. Sämtliche Fahrgeschäfte aus alten Jahrmarktzeiten sind um die 80 Jahre alt. Ältere Kirmesbesucher werden an ihre Kinderzeit erinnert. Die Schiffschaukel wird ebenso aufgebaut wie das Kettenkarussell und die Überschlagschaukel. Ein Riesenrad steht vor St. Vincentius, ein Pferdekarussell am Eingang zur Eppinghovener Straße.

Am Altmarkt sieht der Besucher ein Glanzstück kirmesgeschichtlicher, Entwicklung. Es ist die älteste noch im Original erhaltenen Raupenbahn Europas. Gespannt sein können die Dinslakener auch auf eine der ältesten bis heute erhaltenen Kirmesorgeln.

Gottesdienst vor der Raupe

Vor der. Raupe wird am Sonntag, 24. August, um 10 Uhr auch ein ökumenischer Gottesdienst mit Diakon Michael van Meerbeck und Pastor Ronny Schneider gefeiert. Bei Regen findet er in der Stadtkirche statt. Der Gottesdienst knüpft an die alte Tradition an, Kirchweihfeste mit der Kirmes zu verbinden.

Die Nostalgiekirmes dauert von Freitag bis Sonntag (23 Uhr). Parkmöglichkeiten gibt's in den VHS Tiefgaragen.

NRZ 12.08.2003

   
Kleine, feine Kirmes

ALTMARKT / Nostalgische Fahrgeschäfte drehen sich seit gestern in der Dinslakener Altstadt. Zur Eröffnung haute Bürgermeisterin Sabine Weiss auf den Lukas. Mit mäßigem Erfolg.

Drei Schläge für den "Lukas", dann war's vollbracht: Die erste Nostalgiekirmes ist eröffnet. Wenn auch das Glockenklingeln erst bei den Versuchen von IG Altstadt Vorsitzenden Ulrich Tekathen ertönte, Spaß hatten die Besucher allemal.

Eine kleine und feine Kirmes ist es, die dank der IG Altstadt bis Sonntag Groß und Klein erfreuen wird. Da gibt es ein altes Kettenkarussell, ein Spiegelkabinett. Auch Salome, Caesar und sogar der Rappe Fury drehen zu nostalgischen Klängen ihre Runden. Gleich gegenüber steht eine alte Wellenhaus Orgel. Erbaut in den 20 er Jahren, verziert mit Stuck, Putten und alten Rummelplatzfiguren. Eine wahre Augenweide. Hui, da fliegen die Sitze des Karussells. Wer danach noch fest auf den Beinen steht, kann sich an Thüringer Bratwurst laben. Die gibt's im antiken vergitterten Grillwagen mit Löwenkäfig. Dill , Chillisenf oder lieber den mit Bier, für Liebhaber der lukullischen Spezialität ist jede Menge Auswahl vorrätig.

Wie wäre es mit einer Fahrt auf der Raupe? Wissen Sie noch, das ist die, in der man so herrlichen knutschen konnte. Damals, als man noch jung war. Ein ungewohntes Gefühl, so schräg in die roten Kunststoffbänke zu sinken, den Swingmelodien der 30 er und 40 er Jahre zu lauschen, und schon geht die Fahrt los. Erinnerungen werden wach. Und wie damals kreischen die Kids. "Witzig", lachen Allegra Achampong (12) und Sarah Bojek (11). Sie sind zum ersten Mal in ihrem Leben Raupe gefahren und finden es so klasse wie einst ihre Eltern. (big)

NRZ 23.08.2003

Einmal, zweimal, beim dritten Mal hat's dann geklappt 600 Punkte. Bürgermeisterin Sabine Weiss bemerkte schon vorher ahnungsvoll: "Starke Frauen beweisen sich anders."

   

Immer feste Drauf

Dass sie gekonnt den Hahn ins Bierfass treiben kann, hat sie bei etlichen Anlässen bereits bewiesen, dass sie ebenso gekonnt auf den Lukas hauen kann, demonstrierte Bürgermeisterin Sabine Weiss gestern bei der Eröffnung der Nostalgiekirmes auf dem Dinslakener Altmarkt. Heute und morgen lässt sich bis jeweils 23 Uhr das nostalgische Kirmesvergnügen in der Altstadt genießen.

RP 23.08.03
 

   
Kunterbunter Jahrmarkt

NOSTALGIE KIRMES / Schön verzierte Pferde, das Kettenkarussell und die Raupe aus längst vergangenen Tagen verzauberten für ein paar herrliche Stunden jung und Alt.

"Hereinspaziert, hereinspaziert, hier sehen Sie Sensationen, für eine Mark hereinspaziert..." erklang Alexandras Lied vom Plattenteller der Raupe. Jahrmarktromantik aus vergangenen Tagen verzauberte die Besucher für ein Wochenende auf dem Altmarkt.

Das Hereinspazieren lohnt sich auch ins "Land des Lächelns", dem Spiegelkabinett von 1921. Zuerst eine Dunkelkammer, schaurig, die Orientierung fehlt ein wenig.

Spieglein, Spielgein an der Wand

Doch langsam gewöhnen sich die Augen ans Dunkel, ein vorsichtiges Vorwärtstasten beginnt da endlich, der Zaubergang, es wird heller. Ketten und Rohre schwingen bei jedem Schritt hin und her, lassen eine fremdländische Melodie erklingen. Dann ist das Spiegelkabinett erreicht. Mal groß und breit, mal klein, mal mit dickem Kopf, mal mit winzigem präsentiert sich das eigene Spiegelbild. Pfui, ein Schlankmacherspiegel ist nicht dabei.

Rauschende Fahrt in die Erinnerung an die erste Freundin, den ersten Kuss, den man im schummrigen Dunkel der Raupe austauschte.

Wie wäre es mit einem Eiscafe im Nostalgie Kirmescafe? Er erinnert mit seinem Plüsch und den Teppichen ein wenig an Agatha Christies Orientexpress. Schlag auf Schlag ertönt: Klein-Oliver erprobt sich am Hammer. Jeder Schlag ein Volltreffer beim Kinder-"Hau den Lukas". Frische Mandeln, leuchtend rote Paradiesäpfel, duftende Berliner, nichts fehlt auf der Nostalgiekirmes.

Beim nächsten Mal mit Riesenrad

"Doch, leider das Riesenrad und die Schiffschaukel", bemerkt IG-Altstadt-Vorsitzender Dr. Ulrich Tekathen. "Beides hat leider organisatorisch nicht hingehauen. Dafür versuchen wir es beim nächsten Mal?" Die Zusammenarbeit mit der Stadt sei hervorragend gewesen, schwärmt er, und mache vor allem Mut für die Zukunft. Tekathens Augen leuchten auf. "Die Resonanz der Besucher war bereits beim Aufbau großartig! Ein alter Herr habe mit seinem Enkel zwei Stunden lang den Aufbau beobachtet, trotz Ermahnungen des Juniors doch endlich heimzugehen.

"Alles ist hier per Hand aufgebaut, hier gibt es kein Hightec." Wie auch. Das Pferdekarussell kaufte Johann Schleifer 1878 in Frankreich. Da hatte es bereits einige Jährchen auf dem Buckel. Heute führt sein Urenkel Toni das Geschäft: "Früher wurde das Karussell wirklich von Pferden gezogen. Seit 1933 sorgt ein Motor für den Lauf. Übrigens ist dies kein eigentlich Kinderkarussell, die Pferde waren für Erwachsene gedacht." Denn die amüsierten sich damals auf solchen Jahrmärkten.

"Ganz toll, diese Kirmes und erst die Raupe", Peter Bartz dreht verzückt die Augen. Nur größer müsste sie sein, meinen auch Ehefrau Rosi, Tochter Claudia und Schwiegersohn Christian Schucht. Letztere kommen aus Bad Kreuznach und wollten sich die Kirmes nicht entgehen lassen. Enkelsohn Tim dreht eine Runde nach der anderen auf dem Kettenkarussell und ist restlos begeistert.

"YMCA", altvertraute Klänge aus den 70ern. Dazu holpert die Raupe hoch und runter über die alten Bohlen. Seit 1926 dreht sie ihre Runden. Beinahe sei sie einmal am Niederrhein wegen Sittenwidrigkeit eingestellt worden. Ein Pfarrer war gegen dieses unmoralische Ding, das zum Knutschen und wer weiß was verleitete. Das war übrigens in den "wilden 50ern". Eine Fahrt mit der Raupe überzeugte den gestrengen Geistlichen schließlich vom Gegenteil. Wie gut.

BIRGIT GARGITTER - NRZ 25.08.2003

Hoi, mein Schimmel, brause davon wie der Wind. Doch leider geht es nur ein paar Runden und schon ist der Traum vorbei.

 

   
Die RP testete den Nostalgiefaktor der historischen Kirmes in der Dinslakener Altstadt

Küsse im Dunkeln der Raupe

Früher war nicht alles besser, aber vieles anders. Zur Kirmes sagte man Jahrmarkt oder Rummel oder Jahrmarktsrummel. Und das Raupenkarussell hieß Raupe und nicht" "Caterpillar". Sagen Sie ruhig, ich sei nostalgisch, aber irgendwie war's beschaulicher, verschmuster. Wie die Nostalgiekirmes in Dinslaken war ein Selbsttest.

Als Kind wirkte selbst der kleinste Rummel wie die größte Fete auf Mutter Erde. Ein kunterbuntes Spektakel, und aus heutiger Sicht, verbunden mit den süßesten Erinnerungen: an die erste große Liebe. An Plastikrosen von der Schießbude und klebriger Zuckerwatte im Haar. Und an damals schon bröselige Lebkuchenherzen mit kuscheligen Botschaften wie: "Für meinen lieben Teddybär!" Okay, inzwischen sind mehr als ein Jahrzehnt vergangen, die Liebschaft entzwei, die Blumen entsorgt und das Lebkuchenherz versteinert, aber der romantisch-verklärte Blick, der ist geblieben.

Ein Besuch auf der Nostalgiekirmes beweist es mir. Es ist diese unbeschwerte Mischung aus sittsamer Gemütlichkeit und ungestümer Romantik, die mich die modernen Hochgeschwindigkeits-magendurchschüttlermaschinen vergessen und auf die wesentlichen Dinge im Leben konzentrieren lässt. Zugegeben, Hau den Lukas hinterlässt bei mir nur den schalen Biergeschmack zünftiger Oktoberfestgaudi, wegen seiner blau-weißen Rautenmuster und seinem kuhglockenähnlichen Gebimmel, aber da steht ja noch der Fitnesstester "Prüfe deine Druckkraft", auf dem der Pfennigbetrag fein säuberlich weggekratzt und mit einem Eddingstift die Summe von 20 Cent darüber geschrieben wurde. Dazu gibt's den Hinweis: "Nicht stoßen, drücken!" Also drücke ich und lande auf der Marke, hüstel, hüstel: "Unterernährt".

 

"Fein", denke ich und eile schnell weiter zur Raupe oder wie unsereins damals sagte, zum "Knutschkarussell". "Sie sitzen in Wagen Nummer 3" prangt es in weißen Lettern auf dem vorderen Chaisen aus dem Jahre 1926, die zu der größten, originalen Raupenbahn Deutschlands gehört ein echtes Juwel also. Zu schmissigen Rock'nRoll Klängen kommt das Gerät langsam in Schwung. Es rumpelt und klappert, dann beginnen die Fliehkräfte zu wirken. Wie niedlich. Bis die Hupe ertönt, sich das grüne Verdeck absenkt und es um einen herum schlagartig dunkel wird. Da werden aus dem sanften Kribbeln flattrige Schmetterlinge, und das Herz beginnt zu hüpfen allein es fehlt die Freundin, munkelt man zurecht.

"Großeltern bekommen leuchtende Augen", erzählt Mitbetreiber Peter Buchholz, wenn das Dach herunterklappt. "Manche erzählen ihren Enkeln auch die Sache mit dem Küssen."

Zauberhaft ist auch der Eintritt in das "Land des Lächelns". Erst bewegt man sich in einer Art dunklem Irrgarten mit wackeligen Böden stolpernd und orientierungslos umher, um sich dann in einem Spiegelkabinett zu Zwergen, Kraftprotzen, Kopflosen und Gummiriesen verwandeln und verzerren zu lassen. "Ob groß, klein, dick oder dünn... wir kriegen alles wieder hin", versichern die Betreiber in ihrem Werbeslogan. Die in zarten Pastelltönen gestrichene Wellerhausorgel von Jakob Schleifer aus dem Jahre 1927 versprüht flötige Kirmesmelodien, während mich gerade das Kettenkarussell mit acht Umdrehungen pro Minute auf Wolke sieben (oder 3,50 Meter Höhe) befördert. Der "Kettenflieger" von 1946 befindet sich bereits in sechster Generation.

Alles in allem hat's richtig Spaß gemacht, mit Gewürzgurken, Liebesäpfeln und so weiter. Aber wo bitteschön waren Schiffsschaukel, "Affenkäfig" und "Boxbude"? Vielleicht hätte die Interessengemeinschaft Altstadt ein paar mehr Schausteller ordern können. Dann wär's noch nostalgischer gewesen.

RP 25.08.2003