Presseberichte - Nostalgie-Kirmes 2007
 



 

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Alte Kirmes mit Herz

INTERVIEW Nicht so groß, nicht so laut, nicht so schnell - die Nostalgiekirmes in der Dinslakener Altstadt hat mit dem Trubel der Martinikirmes nichts gemein. Hier herrscht Rummelplatzatmosphäre wie vor 50 Jahren.

Dr. Ulrich Tekathen freut sich auf die fünfte Nostalgiekirmes.

Von Freitag, 17. bis Montag, 20. August, lädt die IG Altstadt Dinslaken zum fünften Mal zu einer beschaulichen Reise ins Kirmestreiben des vergangenen Jahrhunderts ein. Ralf Schreiner sprach mit dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft, Dr. Ulrich Tekathen.

Herr Dr. Tekathen. Die Erwartungen an diese kleine Kirmes sind auch in diesem Jahr groß. Gibt es eine besondere Attraktion?

Tekathen Die gibt's. Man kann diesmal miterleben, wie die Schausteller junge Talente fördern. In der Schaustellerfamilie Fellerhoff aus Düsseldorf heißen alle männlichen Erstgeborenen Hermann. Der „kleine Hermann" - er ist 14 Jahre alt - hat sich im vergangenen Jahr entschieden, Puppenspieler zu werden. Sein Patenonkel Peter Buchholz, dem die Raupe gehört, hat ihm den Kasper geschenkt. Und jetzt spielt der kleine Hermann am Samstag und Sonntag auf dem Altmarkt seine ersten Stücke: „Die verzauberte Prinzessin", „Kasper und Seppl bekommen Besuch" und ein Überraschungsstück. Eine Premiere, auf die ich sehr gespannt bin.

Er hat das Stück selbst geschrieben und spielt es selbst?

Tekathen Ja. Der Junge ist hoch motiviert. Er hat da eine Menge Arbeit reingesteckt. Er spricht auch die verschiedenen Rollen selbst.

Im vergangenen Jahr fehlte die große Orgel. Wie sieht's in diesem Jahr aus?

Tekathen Wir haben viele Anfragen bekommen. Die Besucher haben die Schleiferorgel - das gute Stück stammt von 1927 - vermisst. Diesmal ist sie wieder dabei.. Das haben wir Sponsoren zu verdanken, die sich für die Nostalgiekirmes stark machen. Wissen Sie, so eine Konzertorgel bringt nichts ein. Da gibt es mal zehn, mal 20 Cent. Wir sind darauf angewiesen, dass die Besitzer gern kommen und damit zufrieden sind, ihre Benzinkosten wieder reinzuholen. Ohne Unterstützung von außen könnten wir das als kleiner Verein nicht bezahlen.

Auch eine Nostalgiekirmes lebt von Fahrgeschäften. Im vergangenen Jahr war das Angebot etwas dünn. Auch die ein oder andere Attraktion aus den Vorjahren haben die Leute vermisst. Worauf dürfen sich die Besucher freuen?

Tekathen Das hölzerne Pferdekarussell ist dabei, eine große Schiffschaukel, der Kettenflieger, die Schießbude, Dosenwerfen, Hau den Lukas. Auch das Fotostudio 1900, in dem sich die Besucher in alten Kostümen fotografieren lassen können, ist wieder da.

Wird sich am Aufbau der Kirmes etwas ändern?

Tekathen Wir konzentrieren das Kirmesgeschehen diesmal auf den Altmarkt. Durch die Neuanpflanzung einiger Bäume haben Raupe und Kettenkarussell dort genügend Platz. Die Kirmes zieht sich dann bis zur Vincentiuskirche vor die drei Kreuze. Auf dem Platz zwischen Pfarrhaus und Kirche werden diesmal nur die Wohnwagen der Schausteller abgestellt.

Als die Nostalgiekirmes vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, war es erklärtes Ziel, die Dinslakener Altstadt nach vorn zu bringen. Wurde das Ziel erreicht?

Tekathen Die Kirmes hat ihren besonderen Reiz. Sie ist klein und beschaulich. Und sie wird angenommen. Die Mitglieder der IG Altstadt bekommen viele Anrufe aus anderen Städten. Die Menschen fragen: Wann ist wieder Nostalgiekirmes? Was baut ihr auf? Das freut uns. Die Nostalgiekirmes ist ein Musterbeispiel dafür, wie schön man in Dinslaken zusammenarbeiten kann. Diese Kirmes hat Herz. Ich glaube, dass das auch diesmal wieder eine runde Sache wird.

 

Langsamkeit lässt sich auf dem Rücken dieser Holzpferdchen neu entdecken: Auf der Nostalgiekirmes drehen sich Karussells in Schrittgeschwindigkeit.

INFO: Kirmesgottesdienst

Am Kirmessamstag drehen sich die Karussells auf dem Altmarkt ab 10 Uhr. Der Sonntag beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst. Der gehört seit fünf Jahren dazu. Die Schausteller selbst waren es, die vor fünf Jahren den Anstoß dazu gegeben haben. Die Pfarrer beider Kirchen waren begeistert und machten sofort mit.

Rheinische Post

   
NOSTALGISCH präsentiert sich der Altmarkt am Wochenende zum fünften Mal. Hölzerne Karussellpferde, Schiffsschaukeln und die romantisch dunkle Raupe lassen Kirmesvergnügen von Anno Dazumal auferstehen. Jakob Schleifers Konzertorgel von 1927 sorgt für musikalisches Flair. Seit gestern werden die Fahrgeschäfte aufgebaut, heute um 14 Uhr wird die von der IG Altstadt initiierte Nostalgiekirmes von Bürgermeisterin Sabine Weiss eröffnet. Samstag drehen sich die Karussells ab 10 Uhr, Sonntag geht dem Rummel ein ökumenischer Gottesdienst um 10.15 voraus. (Foto: Eduard Behrendt)

NRZ 17.08.07

   

Bürgermeisterin im freien Flug. Die Nostalgiekirmes der IG Altstadt startete gestern bei blauen Himmel und Sonnenschein. (Fotos: Eduard Behrendt)

Alte Schätzchen jung geblieben

NOSTALGIEKIRMES. Raupe, Kettenkarussell und Holzpferde wecken romantische Erinnerungen. Und laufen wie geschmiert

DINSLAKEN. Ein alter Hanomag-Trecker des Schaustellers Peter Buchholz brachte Bürgermeisterin Sabine Weiss, den Vorsitzenden der IG Altstadt Dr. Ulrich Tekathen und die beiden Kinder Hannah und Justin gestern Mittag zur Eröffnung der Nostalgiekirmes auf den Altmarkt. Ein Gefährt, das bei jedem landwirtschaftlichen Oldtimertreffen Beachtung finden würde. Doch hier auf dem Altmarkt stehen bis Montag ganz andere motorisierte Schätzchen im Mittelpunkt. Historische Fahrgeschäfte, die bei der fünften Nostalgiekirmes der IG Altstadt Kinderauen leuchten und so manchen Erwachsenen in romantischen Erinnerungen schwelgen lassen dürften.

Seit 1901 im Familienbesitz

Auf der Kirmes geht's rund. Auf dem Pferdekarussell, dem Kettenkarussell, in der Raupe. Drumherum versammelt sich alles, was zum nostalgischen Rummel dazu gehört: eine Schiffschaukel und eine Schießbude, Entenangeln und Kasperletheater. Gerademal 14 Jahre alt ist Puppenspieler Hermann Fellerhoff. Der Junior der Schaustellergeneration feiert in Dinslaken mit gleich drei Stücken Theaterpremiere.

Vom Jüngsten zum Ältesten. 1901 drehte das Karussell von Hermann Fellerhoff zum ersten Mal seine Runden, seitdem ist es im Familienbesitz. Gebaut wurde es als Dampfkarussell. Aus dem Zylinder in der Mitte ragte der Schornstein. Unten drehten sich Pferdchen und Boote, über dem Dach mit den Märchenbildern qualmte und rauchte es.

Ein Bild, das bereits Mitte der Zwanziger Nostalgie war. Ein Elektromotor ersetzte den Dampfantrieb. Er ist bis heute in Betrieb.

30 Jahre lang schlief das Märchenkarussell einen Dornröschenschlaf im Lager der Fellerhoffs. Seit 2005 zieht es Kinder und Erwachsene an wie in den alten Tagen. Nostalgie, die gepflegt sein will. Die Wartung des Motors übernimmt eine Duisburger Zahnradfabrik, um die Holzarbeiten kümmert sich ein Schreiner. Die Märchenbilder hält ein Mitarbeiter Fellerhoffs frisch und dass die Holztiere strahlen wie die Honigkuchenpferde, dafür sorgt Fellerhoff selbst.

Vergnügen der Wilden Zwanziger

Dunkelheit dagegen ist das Rezept, das aus einer einfachen Rundbahn einen Mythos machte. „Hier bin ich schon mit deiner Oma gefahren", schwärmt so mancher seinen Enkeln vor, wissend um die romantische Bedeutung. Wenn sich das Dach der Raupe schloss, wich der Kirmesrummel Momente heimlicher Zweisamkeit. So etwas konnte nur in den Wilden Zwanzigern erfunden werden. Die Raupe, die Schausteller Peter Buchholz auf dem Altmarkt aufbaute, stammt aus dem Jahr 1926.

Antrieb durch Salzwasser

Damals war das System gerademal zwei bis drei Jahre alt. Heute ist das Gefährt das größte, funktionstüchtigste seiner Art in ganz Europa. Und behauptet sich immer noch auf den Jahrmärkten des 21. Jahrhunderts gegen halsbrecherische Loopingfahrten und Stürzen im freien Fall. Neun Umdrehungen pro Minute erlaubt das Baubuch, betrieben wird die Raupe mit Salzwasser. In der Mitte steht ein Fass, je tiefer die drei Schwerter des Karussells darin eintauchen, desto schneller die Fahrt.

Alles einsteigen! Hermann Fellerhoff läutet die Glocke zur nächsten Fahrt auf dem Pferdekarussell.

Dagegen dreht sich das Kettenkarussell von Francoise und Rüdiger Hornig richtig rasant. Ursprünglich flogen auf dem Gefährt der Karussellfabrik Bootmann von 1929 acht Schwäne, sie wurden später von 32 Schaukelsitzen ersetzt.

Hornig ist Schausteller in der sechsten Generation. Seine Motivation: Idealismus. „Ich nehme beim Auf- und Abbau jeden einzelnen Balken in die Hand. Da hängt einfach mein Herzblut dran."

HIER GEHT'S RUND

Die Nostalgiekirmes startet Samstag und Montag um 10 Uhr, Sonntag öffnen die Buden und Fahrgeschäfte im Anschluss an dem um 10.15 Uhr beginnenden ökumenischen Gottesdienst auf dem Altmarkt.

Zu den Kirmesattraktionen gehören eine Schiffschaukel für Erwachsene, drei verschiedene Kasperletheaterstücke von Nachwuchspuppenspieler Hermann Fellerhoff und die große Konzertorgel von Jakob Schleifer aus dem Jahr 1927.

Wer sich durch den nostalgischen Rummel selbst in alte Zeiten zurückversetzt fühlt, kann sich ganz stilecht in Kostümen des 19. Jahrhunderts fotografieren lassen.

BETTINA SCHACK, NRZ 18.08.07