Am
Sonntag sorgten auf dem Altmarkt historische Persönlichkeiten zusätzlich für
nostalgisches Flair auf der Kirmes in Dinslaken.
Ein entsetztes Raunen ist im tiefroten Zelt zu hören. Der
Blick der staunenden Besucher ist nach vorn auf die Bühne gerichtet. Auf
einem weißen Höllenstuhl sitzt Ilona, aus ihrem kopflosen Korpus ragen rote
Schläuche. „Ich überlasse es Ihrer Fantasie, wie Ilona hier ohne Kopf
erscheinen kann“, beruhigt Kuriositäten-Schaubuden-Chef Mister Miller
(Dominik Schmitz) ein wenig seine Gäste. Um zugleich Marie-Luise ohne
Unterleib und Osram, den Jungen unter Strom, einem erstaunten Publikum
vorzuführen (Bildergalerien vom Kirmes-Sonntag und der Eröffnung der
Nostalgiekirmes).
„Kuriositäten dieser Art gehörten schon immer zur Kirmes“,
erklärt IG Altstadt-Chef Ulrich Tekathen. Zu seiner Freude konnte er „Mister
Miller“ für ein Gastspiel gewinnen. „Seine Illusionen finden Anklang in der
Fachwelt, auch wenn es noch ein wenig holprig herüberkommt. Doch der junge
Mann, der übrigens nicht aus der Kirmeswelt kommt, steht noch ganz am
Anfang“, verrät Tekathen. Einfach mal hereinschauen, bevor man sich weiter
auf Schiffschaukel, Berg- und Talbahn, Kettenflieger und Holzriesenrad aus
der Vergangenheit wagt. Denn auch am Montag, 23. August, hat die Kirmes von
10 bis 18 Uhr geöffnet. Familientag ist angesagt. Und wenn Großvater oder
Großmutter von ihren Jugenderlebnissen auf der Kirmes erzählen, wird die
Kirmeswelt für die Enkel sicherlich noch spannender. Hermann Fellerhoff und
seine Leute steuern sicherlich noch manch Kirmesanekdote bei.
Die Augen der „Golden Girls“ Brigitte Ehlen, Gerda Kreetz und
Helga Diederichs strahlen. „Die Nostalgiekirmes ist einfach toll. Und das in
diesem Jahr noch historische Kostüme präsentiert wurden, da macht der
Rundgang gleich doppelt Spaß“, begeistert sich Brigitte Ehlen. Ihre
Begleiterinnen haben sich sogar dafür aus Friedrichsfeld auf den Weg
gemacht.
Nun, der flotte Hans auf Brautschau, Bürgermeister Melchior
Julius von Buggenhagen, Marie Ingenohl, der Droschkenkutscher Wolfgang und
seine Frau Cornelia, beide beschäftigt im Hause Buggenhagen, Susanne
Kumpsthoff spätere Voswinckel, der Mönch Gottfried, Orgel Walter, Ausrufer
Egbert, Radsportprofi Karl, Nonne Marie und Dandy Ernesto mit Ehefrau
bemühten sich, zum Rummel ein nostalgisches Flair herbeizuzaubern. Selbst
ein Kiepenkerl hat eigens für die Kirmes seine Reise nach Münster
unterbrochen. Historische Fahrräder von 1904 bis 1930, Murmel- und
Würfelspiele aus dem 19. Jahrhundert, kurze historische Stadtführungen, all
dies vervollständigt das Bild einer Zeitreise. Auch der Thron samt Gefolge
des BSV Dinslaken 1461 gab sich ein Stelldichein. „Immerhin werden wir im
nächsten Jahr 550 Jahre alt, da dürfen wir bei einer Zeitreise nicht
fehlen“, lassen König Axel und Königin Sabine verlauten, während sie
vergnüglich die Fahrt auf dem Riesenrad genießen.
Friederike Mayburg und Stefan Thiemann kennen die Kirmes aus
dem vergangenen Jahr, wollten sich aber die Zeitreise anschauen und
urteilten:. „Man fühlt sich dadurch noch mehr in die Zeit zurückgesetzt.
Perfekt.“ Zufrieden äußerten sich auch die Kirmesleute und IG Altstadtchef
Ulrich Tekathen. „So viele Besucher hatten wir auf der Kirmes lange nicht
mehr.“
Platz
nehmen auf dem Parkplatz

Gottesdienst am 22.08.2010 auf der Nostalgiekirmes am
Altmarkt in Dinslaken
Foto: Jochen Emde |
 |
Karriere ohne Körperteile
Die Mister Miller Show auf der Dinslakener Nostalgiekirmes
sucht Nachwuchs fürs Kuriositäten-Gewerbe. Was die Job-Anwärter können
müssen, verrät ein Besuch der Varieté-Show.
Immer unterwegs sein, den Duft der Freiheit atmen (der im
konkreten Fall wahrscheinlich sogar nach Popcorn und Zuckerwatte riecht),
auf der Bühne stehen. So ein Job beim fahrenden Varieté-Theater wäre doch
die beste Medizin gegen all den Studiumabschluss-Stress. "Junge Frau mit
Show-Interesse zum Mitreisen gesucht" steht auf einem Eisenschild, das neben
der Eingangstür der Mister Miller Show-Bühne auf der Nostalgiekirmes am
Altmarkt angebracht ist. Nähere Qualifikationsanforderungen sind nicht
ausgeschrieben. Also vielleicht einfach mal die Show ansehen und schauen,
was die da so machen, im nostalgischen Kuriositätenkabinett. Das
Bewerbungsformular kann man ja später immer noch ausfüllen.
Platz nehmen auf dem Parkplatz
"Kein Film, kein Video, alles lebendig", feuert ein mit
Anzug, Fliege und Lackschuhen heraus geputzter Varieté-Mitarbeiter die
potentiellen Zuschauer zum Kauf einer Karte an. Das Mikrophon hat er mit
einem Stofftaschentuch ummantelt, so dass seine Ausführungen den typischen
Jahrmarkt-Sound bekommen: Man versteht nicht viel, aber das, was man
versteht, klingt sehr vielversprechend. "Der schmerzfreie Mensch, die Dame
ohne Unterleib und das Mädchen ohne Kopf – keine Wachsfiguren, keine Puppen,
alles echte Menschen." Die Passanten bleiben stehen, mustern interessiert
bis skeptisch die Zeichnungen des kopflosen Mädchens, die die Fassade des
Varietétheaters zieren. Nur fünf Stufen sind es bis zur Kasse, hinter der
Eingangstür geht es wieder fünf hinab ins Innere des Theaters.
Beziehungsweise auf den Parkplatz von Sankt Vincentius, auf dessen Pflaster
drei rote Sitzbänke das leider spärliche Publikum zum Platz nehmen einladen.
Die Atmosphäre ist gespannt, die Versprechen schließlich waren groß.
Der Ausrufer von eben tritt hinter dem Vorhang hervor, das
Mikrophon ist nun nicht mehr umkleidet, man versteht gut, was er sagt, auch
wenn es schon ein bisschen eklig klingt. "Als Erstes präsentiere ich Ihnen
Ilonka, das Mädchen ohne Kopf." Mit schnellen, routinierten Handbewegungen
schiebt er einen zweiten Vorhang beiseite. Auf dem Hocker dahinter sitzt
eine scheinbar kopflose Frau, aus deren Hals allerlei Schläuche und Kanülen
ragen. "Dieser hier geht direkt in die Speiseröhre", sagt der Moderator und
flößt dem Mädchen mittels einer Spritze den Nachmittagssnack ein. Die junge
Dame reibt sich schon nach wenigen Millilitern den Bauch. Sehr genügsam, so
eine Frau ohne Kopf.
|
Stromschläge und Gasinhalation
Als nächstes erklimmt der schmerzfreie Mann die Bühne, der
überraschenderweise auffällige Ähnlichkeit mit dem Kartenabreißer aufweist.
Zum Beweis seiner totalen Unempfindlichkeit lässt der Moderator "mehrere
tausend Volt" durch Körper des jungen Mannes jagen und ihn hochexplosives
Gas inhalieren. Das Publikum beklatscht den scheinbar Unbesiegbaren und
wechselt dann ein paar Worte mit der Dame ohne Unterleib, die eigens aus
Paris angereist ist und es sehr bedauert, aufgrund ihrer körperlichen Makel
keinen Gang über die schöne Nostalgiekirmes wagen zu können. Fünf Minuten
später, zurück im Freien, das Gesehene im Kopf zusammenfassend:
Stromschläge, Gasinhalation, fehlende Gliedmaßen, pürierte Nahrung via
Schlauch. Nein, die Bewerbungsunterlagen verschwinden schnell wieder in der
Tasche. Vielleicht ist das mit dem bisschen Abschlussstress doch alles gar
nicht so schlimm.
LENA STEEG, RP 23.08.2010

Bonjour Chérie! Die
französische Dame ohne Beine plauderte mit dem Publikum über die Dinslakener
Nostalgiekirmes. RP-Fotos (") : Martin Büttner
Geschichtsträchtig
Info: Große Illusionen sind rar geworden auf modernen
Rummelplätzen. Deshalb sind Dominik Schmitz und sein Team mit dem
Kuriositätenkabinett auf Tour. Der eigentliche Gründer der "Mister Miller
Show" verstarb im Jahre 1996, Schmitz investierte vor drei Jahren in eine
aufwendige Renovierung und will den Glanz vergangener Zeiten nun
wiederbeleben. Der Bühnenbereich der Show ist dabei an den Hänger eines
Sattelschleppers gespannt, dessen Bemalung einst der Reeperbahn-Maler Erwin
Ross übernahm.
|
Nostalgiekirmes Am Freitag
20.08.2010 wurde vom IG Altstadtvorsitzende Ulrich Tekaten die diesjährige
Nostagiekirmes am Altmarkt eröffnet. Mit von der Partie die Vertreter der
Stadt und den Parteien.
In nostalgischen Kostümen begaben sich einige
Kirmesfreunde auf eine Zeitreise durch vergangene Zeiten.
Fotos: Heinz Kunkel |
 |
Mit Reifrock auf der Raupe
Für die achte Nostalgiekirmes hat sich
die IG Altstadt etwas Besonderes ausgedacht. Zusätzlich zu den
historischen Fahrgeschäften wie der bayerischen Raupe sind die
Schausteller im Stile der 1820er bis 1930er Jahre verkleidet.
"Kommen Sie, schauen Sie, staunen Sie",
hallt es über den Altmarkt, und ehe man sich fragen kann, wo anzufangen
sei mit dem Schauen und Staunen, knattert unter beachtlichen Rauchschwaden
ein historischer Trecker, Modell Lanz Bulldog, vom Rittertor Richtung
Altmarkt. Der Fahrer ist schnell erkannt, ein alter Hase im
Nostalgiekirmesgeschäft, Hermann Fellerhoff nämlich, der den Jahrmarkt
schon in den vergangenen Jahren immer wieder mit neuen Attraktionen
bereicherte. Hinter ihm haben sich Dr. Ulrich Tekathen, Vorsitzender der
Interessengemeinschaft Altstadt, und Bürgermeister Dr. Michael Heidinger
in die Fahrerkabine gekauert und sehen schon ein bisschen froh aus, als
sie nach einer rasanten Fahrt über das Kirmesgelände vor dem
Kettenkarussell zum Halten kommen. "Ein tolles Erlebnis", lobt Heidinger
die Fahrt mit dem Trecker nachher trotzdem in seiner Begrüßung. Das
verflixte siebte Jahr habe die Nostalgiekirmes 2009 ohne Probleme hinter
sich gebracht und heute stehe sie besser dar denn je. "Aus dem
Veranstaltungskalender der Stadt Dinslaken ist dieses Wochenende nicht
mehr wegzudenken."
Mönche und Herren mit Zylinder
Nach eben sieben erfolgreichen Jahren
voller Nostalgie, wollten die Organisatoren in diesem Jahr jedoch auch
etwas Neues, noch nicht Dagewesenes präsentieren. Ein interaktives
Jahrmarkterlebnis wollten sie schaffen, und deshalb tummelt sich auf dem
Altmarkt, zwischen den Buden und in deren Kassenhäuschen allerhand
verkleidetes Personal. Im Stil der 1820er bis 1930er Jahre stolzieren
Damen in imposanten Reifröcken neben züchtig zu Boden blickenden Mönchen
und mit Zylindern bekleideten Männern zwischen den Fahrgeschäften hin und
her. Landrat von Buggenhagen alias Eduard Sachtje schreitet besonders
stolz von Schiffschaukel zu Entenangel-Bude. Zwischen 14 und 17 Uhr führt
er die interessierten Besucher im halbstündigen Takt durch die historische
Altstadt.
"Wir hoffen, dass im nächsten Jahr noch
mehr Menschen mitmachen, dass sich auch die Geschäftsleute hier vor Ort
verkleiden und die interaktive Nostalgiekirmes zu einer neuen Tradition
heranwächst", wünscht sich Ulrich Tekathen.
|

Die Entdeckung der Langsamkeit:
Bürgermeister Dr. Michael Heidinger (mit weißem Hemd und Krawatte)
gönnte sich zur Eröffnung der Nostalgiekirmes eine gemütliche
Karussellfahrt. RP-Foto: Martin Büttner
Schiffschaukel zieht Blicke auf sich
Unterstützung findet er jetzt schon in
den zahlreichen Schaustellern, die mit ihrer detailreichen Kostümierung
das Flair vergangener Zeiten verbreiten. Schiebermützen, Cordjackets und
Karohemden lassen auch die etwas älteren Einweiser an den Fahrgeräten wie
schelmische Jungs aussehen. Strohhüte und weite Röcke erleichtern den
Damen zwar nicht gerade die Fahrt auf der Schiffschaukel, sorgen aber bei
den Besuchern für aufrichtig interessierte Blicke.
Noch bis Sonntag will die Nostalgiekirmes
ihre Besucher verzaubern und dabei dank des neuen Kuriositätenkabinetts
mit der Hauptattraktion der "Frau ohne Kopf" auch die älteren Besucher
garantiert zu beeindrucken wissen.
LENA STEEG, RP
21.08.2010
|
Kirmesspaß mit Frau ohne Kopf
Eine Frau ohne Kopf, eine Dame ohne Unterleib, eine Lady unter Strom – die
Nostalgie-Kirmes auf dem Dinslakener Altmarkt lädt zum Staunen ein.
Hauptattraktion ist "Mister Millers Kuriositäten-Varieté".
Vom 20. bis 23. August geht es auf dem Altmarkt und vor der
Vincentiuskirche rund. Kirmesvergnügen wie zur Jahrhundertwende erwartet
die Besucher der kleinen, beschaulichen und nostalgischen Kirmes, die die
Interessengemeinschaft Altstadt zum achten Mal ausrichtet.
Riesenrad und Kettenfliege
Neben dem Feldmann-Holzriesenrad, der Buchholz-Raupenbahn, dem
Rosenzweig-"Schwanen-Kettenflieger", der Fellerhoff-Bodenmühle und
-Schiffschaukel runden Konzertorgel, Kaspertheater (Herman Fellerhoff
Junior) und weitere Laufgeschäfte das Gesamtbild ab. Diesmal erfüllt sich
die IG Altstadt einen langgehegten Wunsch: Es ist ihr gelungen, die
"Mister Miller Show" mit ihrer "Nostalgie-Schaubude &
Kuriositäten-Varieté" zu verpflichten.
Bis in die 1970er Jahre waren Schaubuden, Kuriositätenshows & reisende
Varietétheater fester Bestandteil der großen Jahrmärkte und Volksfeste.
Heute sind diese Klassiker nahezu von den Kirmesplätzen verschwunden. Ein
Grund mehr für die IG- Altstadt sich auf die Suche nach einem solchen
Kirmesklassiker zu machen.
Beim Schaubuden-Unternehmen "Paradox" wurde sie fündig. Dominik Schmitz,
der im Jahr 2007 das reisende Varietétheater, erbaut und betrieben vom
Illusionskünstler und Schaubuden-Prinzipal Benno Miller (1926-1996),
übernommen und restauriert hat, lässt sich auf das Abenteuer Dinslaken
ein.
|
Kirmesbesucher können sich auf ein klassisches nostalgisches
Varietéprogramm in einer der größten Originalschaubuden Europas freuen.
110 Besucher haben dort Platz. Sie erleben Ilonka – das Mädchen ohne Kopf,
Miss Volta – die Frau an der Stromquelle, Suleika – die Dame ohne
Unterleib und andere Attraktionen, präsentiert in einer herrlich
verstaubten Show, die ein echtes Stück Jahrmarktsromantik verspricht.
Am Sonntag bereichern erstmalig verschiedene Attraktionen und kostümierte
Personen im Stil der Zeit von 1820 bis 1930 die Kirmes. Ihre Exzellenz,
Landrat von Buggenhagen hat sich angesagt, Marie Ingenohl, die spätere
Ehefrau Friedrich Althoffs, ist mit von der Partie; ein Stadtschreier, ein
Kutscher und ein Kiepenkerl werden ihre Runden drehen. Damit der
nostalgische Rummel noch bunter wird, lädt die IG Altstadt Besucher ein,
sich ebenfalls zu kostümieren und somit aktiver Teil dieser kleinen
Zeitreise ins Jahrmarktsvergnügen von 1880 bis in die Anfänge der 1930er
Jahre zu werden. Die authentischsten und ausgefallensten Kostüme werden um
18 Uhr prämiert.
Hinter der Vincentiuskirche hat die IG Altstadt eine historische Spielecke
aufgebaut. Dort können sich junge und jung gebliebene Besucher mit
Kinderspielen von anno dazumal vergnügen. In diesem Bereich gibt es dann
auch eine kleine Auswahl historischer Fahrräder aus dem Museumsbestand zu
besichtigen. Ein altes Pedaliergerät von Opel ist dabei, eins von Miele,
NSU und der Marke Deutschland.
Eröffnet wird die Nostalgiekirmes am Freitag um 14 Uhr.
RALF SCHREINER,
RP 18.08.2010
|
Nostalgiekirmes Kuriositäten und vieles mehr
Kirmesvergnügen wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwartet die Besucher
am kommenden Wochenende auf dem Altmarkt.
Da heißt es ab Freitag, 14 Uhr, „Hereinspaziert – hier sehen Sie
Sensationen“, wenn Suleika, die Dame ohne Unterleib, und Ilona, das
Mädchen ohne Kopf, Traditionen längst vergangener Zeiten zu neuem Leben
erwecken. Seit acht Jahren richtet die Interessengemeinschaft (IG)
Altstadt die Nostalgiekirmes rund um St. Vincentius und Altmarkt aus.
Neben dem Holzriesenrad, der Raupenbahn, dem „Schwanen“-Kettenflieger, der
Bodenmühle und Schiffschaukel runden Konzertorgel, das Kasperletheaters
des jungen Hermann Fellerhoff und weitere Laufgeschäfte das Geschehen ab.
Erstmals aber dabei ist ein „Klassiker“, der heute nahezu von den
Kirmesplätzen verschwunden ist, aber über die Jahrhunderte weg
eigentlicher Bestandteil einer Kirmes war: das Kuriositäten- und Varieté-
Theater. „Seit Jahren habe ich mich bemüht, diesen Kirmesklassiker nach
Dinslaken zu holen“, schwärmt IG Altstadt-Vorsitzender Ulrich Tekathen.
Nun ist es ihm mit „Paradox“, die Mister Miller Show „Nostalgie-Schaubude
& Kuriositäten-Variete“ endlich gelungen. 110 Plätze für klassisches
Varietéprogramm mit Miss Volta, der Frau an der Stromquelle, samt Ilona
und Suleika, den Frauen, denen je ein Körperteil zu fehlen scheint. Der
Nostalgie haben sich die Kirmesbetreiber in diesem Jahr komplett
verschrieben. Passend zu ihren Fahrgeschäften werden sie in historischen
Kostümen präsent sein.
|
Und nicht nur sie: Am Sonntag, nach dem ökumenischen Kirmes-Gottesdienst
(Beginn 10.10 Uhr) mit Ronny Schneider und Klaus Lasse geben sich
Bürgermeister von Buggenhagen, Marie Ingenohl (spätere Althoff), ein
Kiepenkerl und andere in historischen Kostümen gewandete Leute ein
Stelldichein. Da ruft ein Stadtschreier die im halbstündigen Takt
vorgesehen Schnupper-Stadtführungen aus. Historische Kinderspiele bietet
das Museum Voswinckelshof mit Museumspädagogin Cordula Hamelmann an. Auch
eine Auswahl historischer Fahrräder wird zu bewundern sein. Um die
Zeitreise vom 19. ins 20. Jahrhundert perfekt zu machen, bitten die
Organisatoren (IG Altstadt und Stadtarchiv) um rege Teilnahme der
Besucher. „Kommen auch Sie im Kostüm vergangener Epochen. Das
authentischste und ausgefallenste wird am Sonntag um 18 Uhr prämiert“, so
Tekathen. Auch Vereine sind angesprochen, in Uniformen oder Trachten
teilzunehmen. „Einfach am Sonntag vorbeikommen und bummeln.“
NRZ 18.08.2010
|
Diesmal kostümiert zur Nostalgiekirmes
Die Raupe ist eine der
Attraktionen der Nostalgiekirmes auf dem Dinslakener Altmarkt.
Raupe, Kettenflieger und
Pferdekarussell sind die Attraktionen der Nostalgiekirmes in der
Dinslakener Altstadt. Vom 20. bis 23. August geht es wieder auf dem
Altmarkt und vor der Vincentiuskirche rund. Kein ohrenbetäubender Lärm und
keine hochtechnisierten Fahrgeschäfte, sondern Kirmesvergnügen wie zur
Jahrhundertwende erwartet den Besucher der kleinen, beschaulichen und
nostalgischen Kirmes, die die Interessengemeinschaft Altstadt (IG) in
diesem Jahr zum achten Mal ausrichtet. Bei allen Fahr- und Randgeschäften
handelt es sich um liebevoll restaurierte Originale (Baujahr 1880 bis
1930), die teilweise seit mehreren Generationen von den
Schaustellerfamilien betrieben werden. Die Interessengemeinschaft Altstadt
freut sich, dass es ihr auch in diesem Jahr wieder gelungen ist, besondere
Raritäten nach Dinslaken zu holen. Im Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010 rufen
die Veranstalter alle Besucher auf, sich in die Gestaltung der Kirmes mit
einzubringen: „Werden Sie aktiver Teil dieser kleinen Zeitreise in das
Jahrmarktvergnügen von 1880 bis in die Anfänge der 1930er Jahre, und
kommen Sie in historischen Kostümen zur Kirmes." Die authentischsten
ausgefallensten Kostüme wer prämiert. Die Schausteller und Altstädter
freuen sich auf die erste interaktive Nostalgiekirmes rund um Sankt
Vincentius. Eröffnung ist Freitag, 20. August, um 14 Uhr. Ein ökumenischer
Gottesdienst unter freiem Himmel findet am Sonntag, 21. August, ab 10.15
Uhr statt.
RP 24.06.2010
|

RP-Archivfoto: Jörg Kazur |
Schrullige Typen gesucht
In Deventer begeistert das Dickens Festival
die Touristen. Ähnliches ist auch für Dinslakens Altstadt angedacht.
Liebenswert und schrullig sind sie, die
Figuren aus den Romanen von Charles Dickens. Ebenezer Scrooge, der kleine
Tim, Oliver Twist und David Copperfield, um nur einige der Bekanntesten zu
nennen. Zu jeder Weihnacht hauchen ihnen die Bürger der niederländischen
Stadt Deventer Leben ein. Inzwischen, nach rund 19 Jahren, ziehen gut 700
Bürger, Alt und Jung, durch die mittelalterlichen Gassen, treten als
Dickens-Figuren auf oder bilden einfach das große Heer der Menschen des 19.
Jahrhunderts.
Ein Spektakel,
das Stadtführerin Beate Hettmer und Historienspiel-Entwicklerin Birgit
Gargitter begeisterte und zum Träumen anregte. „So etwas müssen wir in
Dinslaken installieren", war Beate Hettmer schon auf der Heimfahrt von
Deventer ans Planen gegangen. Doch will solch ein Spektakel gründlich
durchdacht werden, Mitstreiter müssen gefunden werden. Kein allzu großes
Problem, denn wer wäre besser geeignet als Nachtwächter Eduard Sachtje,
Museumspädagogin Cordula Hamelmann, Archivarin Gisela Marzin und die IG
Altstadt-Mitglieder Ulrich Tekathen, Erich Weichert sowie Wolfgang Krüsmann.

Das Vorbild: Dickens-Figuren
beim Marsch durch Deventer.
Dickens-Spiel nicht einfach übertragen
Ein geeigneter Tag war
schnell terminiert: 22. August, das Wochenende der Nostalgiekirmes. Neben
antikem Riesenrad, alter Raupe, Schiffschaukel werden also auch in
Dinslakens Gefilden liebenswerte und schrullige Gestalten zu sehen sein. Die
sind allerdings nicht innenglischen 19. Jahrhundert angesiedelt wie in
Deventer sondern im Dinslaken derselben Zeit. „Wir wollten nicht das
Dickens-Festival auf unsere Stadt übertragen", so Gisela Marzin. Denn die
Vergangenheit der Stadt habe selbst so einiges an Persönlichkeiten zu
bieten, die Margarete Böing im Roman „Der Kämpfer" beschrieben hat.
Manche Figur wie der Landrat von Buggenhagen
ist inzwischen bekannt. Wer sich hinter Marie Ingenohl verbirgt, wird sich
im August zeigen. Bereits zur Eröffnung der Nostalgiekirmes am Freitag, 20.
August, 14 Uhr, werden die Organisatoren in zeitgemäßer Kleidung flanieren.
Die Kirmesbetreiber sind ebenfalls in historischen Kleidern zu bestaunen.
„Natürlich werden wir nicht mit Deventer Schritt halten können", erklärt
Birgit Gargitter, „aber auch die haben vor 19 Jahren klein angefangen, mit
nur wenigen Leuten. Inzwischen beteiligen sich dort sogar Theaterprofis.
Alte Leute sitzen dort in ihren Wohnungen, winken den Touristen vom Fenster
aus zu, Kinder spielen die Dickens-Szenen nach, Gefangene an Ketten werden
über den Markt getrieben, Suffragetten fordern mehr Rechte für die Frau und
sogar Königin Victoria wird in einer Sänfte durch die Gassen getragen." Ein
sehenswertes Schauspiel. |
Mut zum historischen Kostüm zeigen
Viel kleiner soll es am Altmarkt beginnen:
Denn noch besteht die Gruppe aus wenigen Personen, ergänzt eben durch die
Kirmesleute. Auch beschränkt sich die Aktion auf den Marktplatz mit
Kirchengelände. Marie Ingenohl, der Herr von Buggenhagen und ein kirchlicher
Ehrengardist werden kleine Schnupperführungen anbieten, Hermann Fellerhoff
und seine Leute etwas von der Historie der Kirmes erzählen, aus dem
Schaufenster des Seniorenladens werden „alte" Dinslakener die Nachfahren
begrüßen und auch Orgel Walter mit seinem Leierkasten hat sich angemeldet.

Die Nostalgiekirmes bildet den
Rahmen in Dinslaken.
Foto: Fröhlich
„Schön wäre es, wenn die Geschäftsleute rund
um den Altmarkt ihre Fenster entsprechend schmücken würden, die Wirte und
Cafébetreiber auf dem Dachboden nach alten Kleiderschätzen Ausschau hielten,
der ein oder andere Mitglied einzelner Vereine in historischen Gewandungen
umherflanierten und auch die Kirmesbesucher Mut zur Kleidung des 19.
Jahrhunderts zeigten", so die Organisatoren. Denn das beste Kostüm unter den
Besuchern wird ausgezeichnet.
„Es soll einfach in diesem Jahr ein Test sein,
ob solch ein Spektakel wie in Deventer hier auf Interesse stoßen könnte.
Wird's positiv angenommen, soll das Ganze einen Rahmen bekommen, eine
Geschichte soll ausgearbeitet und die Figuren deutlicher herausgestellt
werden. Das war für das Kulturhauptstadtjahr mit all seinen Anforderungen
von den Akteuren einfach nicht mehr zu leisten", so Marzin.

Jung und Alt sind in den
Niederlanden dabei.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
 |