Presseberichte - Nostalgie-Kirmes 2010
 

Am Sonntag sorgten auf dem Altmarkt historische Persönlichkeiten zusätzlich für nostalgisches Flair auf der Kirmes in Dinslaken.

Ein entsetztes Raunen ist im tiefroten Zelt zu hören. Der Blick der staunenden Besucher ist nach vorn auf die Bühne gerichtet. Auf einem weißen Höllenstuhl sitzt Ilona, aus ihrem kopflosen Korpus ragen rote Schläuche. „Ich überlasse es Ihrer Fantasie, wie Ilona hier ohne Kopf erscheinen kann“, beruhigt Kuriositäten-Schaubuden-Chef Mister Miller (Dominik Schmitz) ein wenig seine  Gäste. Um zugleich Marie-Luise ohne Unterleib und Osram, den Jungen unter Strom, einem erstaunten Publikum vorzuführen (Bildergalerien vom Kirmes-Sonntag und der Eröffnung der Nostalgiekirmes).

„Kuriositäten dieser Art gehörten schon immer zur Kirmes“, erklärt IG Altstadt-Chef Ulrich Tekathen. Zu seiner Freude konnte er „Mister Miller“ für ein Gastspiel gewinnen.  „Seine Illusionen finden Anklang in der Fachwelt, auch wenn es noch ein wenig holprig herüberkommt. Doch der junge Mann, der übrigens nicht aus der Kirmeswelt kommt, steht noch ganz am Anfang“, verrät Tekathen. Einfach mal hereinschauen, bevor man sich weiter auf Schiffschaukel, Berg- und Talbahn, Kettenflieger und Holzriesenrad aus der Vergangenheit wagt. Denn auch am Montag, 23. August, hat die Kirmes von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Familientag ist angesagt. Und wenn Großvater oder Großmutter von ihren Jugenderlebnissen auf der Kirmes erzählen, wird die Kirmeswelt für die Enkel sicherlich noch spannender. Hermann Fellerhoff und seine Leute steuern sicherlich noch manch Kirmesanekdote bei.

Die Augen der „Golden Girls“ Brigitte Ehlen, Gerda Kreetz und Helga Diederichs strahlen. „Die Nostalgiekirmes ist einfach toll. Und das in diesem Jahr noch historische Kostüme präsentiert wurden, da macht der Rundgang gleich doppelt Spaß“, begeistert sich Brigitte Ehlen. Ihre Begleiterinnen haben sich sogar dafür aus Friedrichsfeld auf den Weg gemacht.

Nun, der flotte Hans auf Brautschau, Bürgermeister Melchior Julius von Buggenhagen, Marie Ingenohl, der Droschkenkutscher Wolfgang und seine Frau Cornelia, beide beschäftigt im Hause Buggenhagen, Susanne Kumpsthoff spätere Voswinckel, der Mönch Gottfried, Orgel Walter, Ausrufer Egbert, Radsportprofi Karl, Nonne Marie und Dandy Ernesto mit Ehefrau bemühten sich, zum Rummel ein nostalgisches Flair herbeizuzaubern. Selbst ein Kiepenkerl hat eigens für die Kirmes seine Reise nach Münster unterbrochen. Historische Fahrräder von 1904 bis 1930, Murmel- und Würfelspiele aus dem 19. Jahrhundert, kurze historische Stadtführungen, all dies vervollständigt das Bild einer Zeitreise. Auch der Thron samt Gefolge des BSV Dinslaken 1461 gab sich ein Stelldichein. „Immerhin werden wir im nächsten Jahr 550 Jahre alt, da dürfen wir bei einer Zeitreise nicht fehlen“, lassen König Axel und Königin Sabine verlauten, während sie vergnüglich die Fahrt auf dem Riesenrad genießen.

Friederike Mayburg und Stefan Thiemann kennen die Kirmes aus dem vergangenen Jahr, wollten sich aber die Zeitreise anschauen und urteilten:. „Man fühlt sich dadurch noch mehr in die Zeit zurückgesetzt. Perfekt.“ Zufrieden äußerten sich auch die Kirmesleute und IG Altstadtchef Ulrich Tekathen. „So viele Besucher hatten wir auf der Kirmes lange nicht mehr.“

Platz nehmen auf dem Parkplatz

 Gottesdienst am 22.08.2010 auf der Nostalgiekirmes am Altmarkt in Dinslaken

Foto: Jochen Emde

 

 

Karriere ohne Körperteile

Die Mister Miller Show auf der Dinslakener Nostalgiekirmes sucht Nachwuchs fürs Kuriositäten-Gewerbe. Was die Job-Anwärter können müssen, verrät ein Besuch der Varieté-Show.

Immer unterwegs sein, den Duft der Freiheit atmen (der im konkreten Fall wahrscheinlich sogar nach Popcorn und Zuckerwatte riecht), auf der Bühne stehen. So ein Job beim fahrenden Varieté-Theater wäre doch die beste Medizin gegen all den Studiumabschluss-Stress. "Junge Frau mit Show-Interesse zum Mitreisen gesucht" steht auf einem Eisenschild, das neben der Eingangstür der Mister Miller Show-Bühne auf der Nostalgiekirmes am Altmarkt angebracht ist. Nähere Qualifikationsanforderungen sind nicht ausgeschrieben. Also vielleicht einfach mal die Show ansehen und schauen, was die da so machen, im nostalgischen Kuriositätenkabinett. Das Bewerbungsformular kann man ja später immer noch ausfüllen.

Platz nehmen auf dem Parkplatz

"Kein Film, kein Video, alles lebendig", feuert ein mit Anzug, Fliege und Lackschuhen heraus geputzter Varieté-Mitarbeiter die potentiellen Zuschauer zum Kauf einer Karte an. Das Mikrophon hat er mit einem Stofftaschentuch ummantelt, so dass seine Ausführungen den typischen Jahrmarkt-Sound bekommen: Man versteht nicht viel, aber das, was man versteht, klingt sehr vielversprechend. "Der schmerzfreie Mensch, die Dame ohne Unterleib und das Mädchen ohne Kopf – keine Wachsfiguren, keine Puppen, alles echte Menschen." Die Passanten bleiben stehen, mustern interessiert bis skeptisch die Zeichnungen des kopflosen Mädchens, die die Fassade des Varietétheaters zieren. Nur fünf Stufen sind es bis zur Kasse, hinter der Eingangstür geht es wieder fünf hinab ins Innere des Theaters. Beziehungsweise auf den Parkplatz von Sankt Vincentius, auf dessen Pflaster drei rote Sitzbänke das leider spärliche Publikum zum Platz nehmen einladen. Die Atmosphäre ist gespannt, die Versprechen schließlich waren groß.

Der Ausrufer von eben tritt hinter dem Vorhang hervor, das Mikrophon ist nun nicht mehr umkleidet, man versteht gut, was er sagt, auch wenn es schon ein bisschen eklig klingt. "Als Erstes präsentiere ich Ihnen Ilonka, das Mädchen ohne Kopf." Mit schnellen, routinierten Handbewegungen schiebt er einen zweiten Vorhang beiseite. Auf dem Hocker dahinter sitzt eine scheinbar kopflose Frau, aus deren Hals allerlei Schläuche und Kanülen ragen. "Dieser hier geht direkt in die Speiseröhre", sagt der Moderator und flößt dem Mädchen mittels einer Spritze den Nachmittagssnack ein. Die junge Dame reibt sich schon nach wenigen Millilitern den Bauch. Sehr genügsam, so eine Frau ohne Kopf.

 

 

Stromschläge und Gasinhalation

Als nächstes erklimmt der schmerzfreie Mann die Bühne, der überraschenderweise auffällige Ähnlichkeit mit dem Kartenabreißer aufweist. Zum Beweis seiner totalen Unempfindlichkeit lässt der Moderator "mehrere tausend Volt" durch Körper des jungen Mannes jagen und ihn hochexplosives Gas inhalieren. Das Publikum beklatscht den scheinbar Unbesiegbaren und wechselt dann ein paar Worte mit der Dame ohne Unterleib, die eigens aus Paris angereist ist und es sehr bedauert, aufgrund ihrer körperlichen Makel keinen Gang über die schöne Nostalgiekirmes wagen zu können. Fünf Minuten später, zurück im Freien, das Gesehene im Kopf zusammenfassend: Stromschläge, Gasinhalation, fehlende Gliedmaßen, pürierte Nahrung via Schlauch. Nein, die Bewerbungsunterlagen verschwinden schnell wieder in der Tasche. Vielleicht ist das mit dem bisschen Abschlussstress doch alles gar nicht so schlimm.

LENA STEEG, RP 23.08.2010

 

Bonjour Chérie! Die französische Dame ohne Beine plauderte mit dem Publikum über die Dinslakener Nostalgiekirmes. RP-Fotos (") : Martin Büttner

Geschichtsträchtig

Info: Große Illusionen sind rar geworden auf modernen Rummelplätzen. Deshalb sind Dominik Schmitz und sein Team mit dem Kuriositätenkabinett auf Tour. Der eigentliche Gründer der "Mister Miller Show" verstarb im Jahre 1996, Schmitz investierte vor drei Jahren in eine aufwendige Renovierung und will den Glanz vergangener Zeiten nun wiederbeleben. Der Bühnenbereich der Show ist dabei an den Hänger eines Sattelschleppers gespannt, dessen Bemalung einst der Reeperbahn-Maler Erwin Ross übernahm.

 

Nostalgiekirmes

Am Freitag 20.08.2010 wurde vom IG Altstadtvorsitzende Ulrich Tekaten die diesjährige Nostagiekirmes am Altmarkt eröffnet. Mit von der Partie die Vertreter der Stadt und den Parteien.

In nostalgischen Kostümen begaben sich einige Kirmesfreunde auf eine Zeitreise durch vergangene Zeiten.

Fotos: Heinz Kunkel

 

 

 

 

Mit Reifrock auf der Raupe

Für die achte Nostalgiekirmes hat sich die IG Altstadt etwas Besonderes ausgedacht. Zusätzlich zu den historischen Fahrgeschäften wie der bayerischen Raupe sind die Schausteller im Stile der 1820er bis 1930er Jahre verkleidet.

"Kommen Sie, schauen Sie, staunen Sie", hallt es über den Altmarkt, und ehe man sich fragen kann, wo anzufangen sei mit dem Schauen und Staunen, knattert unter beachtlichen Rauchschwaden ein historischer Trecker, Modell Lanz Bulldog, vom Rittertor Richtung Altmarkt. Der Fahrer ist schnell erkannt, ein alter Hase im Nostalgiekirmesgeschäft, Hermann Fellerhoff nämlich, der den Jahrmarkt schon in den vergangenen Jahren immer wieder mit neuen Attraktionen bereicherte. Hinter ihm haben sich Dr. Ulrich Tekathen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Altstadt, und Bürgermeister Dr. Michael Heidinger in die Fahrerkabine gekauert und sehen schon ein bisschen froh aus, als sie nach einer rasanten Fahrt über das Kirmesgelände vor dem Kettenkarussell zum Halten kommen. "Ein tolles Erlebnis", lobt Heidinger die Fahrt mit dem Trecker nachher trotzdem in seiner Begrüßung. Das verflixte siebte Jahr habe die Nostalgiekirmes 2009 ohne Probleme hinter sich gebracht und heute stehe sie besser dar denn je. "Aus dem Veranstaltungskalender der Stadt Dinslaken ist dieses Wochenende nicht mehr wegzudenken."

Mönche und Herren mit Zylinder

Nach eben sieben erfolgreichen Jahren voller Nostalgie, wollten die Organisatoren in diesem Jahr jedoch auch etwas Neues, noch nicht Dagewesenes präsentieren. Ein interaktives Jahrmarkterlebnis wollten sie schaffen, und deshalb tummelt sich auf dem Altmarkt, zwischen den Buden und in deren Kassenhäuschen allerhand verkleidetes Personal. Im Stil der 1820er bis 1930er Jahre stolzieren Damen in imposanten Reifröcken neben züchtig zu Boden blickenden Mönchen und mit Zylindern bekleideten Männern zwischen den Fahrgeschäften hin und her. Landrat von Buggenhagen alias Eduard Sachtje schreitet besonders stolz von Schiffschaukel zu Entenangel-Bude. Zwischen 14 und 17 Uhr führt er die interessierten Besucher im halbstündigen Takt durch die historische Altstadt.

"Wir hoffen, dass im nächsten Jahr noch mehr Menschen mitmachen, dass sich auch die Geschäftsleute hier vor Ort verkleiden und die interaktive Nostalgiekirmes zu einer neuen Tradition heranwächst", wünscht sich Ulrich Tekathen.

Die Entdeckung der Langsamkeit: Bürgermeister Dr. Michael Heidinger (mit weißem Hemd und Krawatte) gönnte sich zur Eröffnung der Nostalgiekirmes eine gemütliche Karussellfahrt. RP-Foto: Martin Büttner

 

Schiffschaukel zieht Blicke auf sich

Unterstützung findet er jetzt schon in den zahlreichen Schaustellern, die mit ihrer detailreichen Kostümierung das Flair vergangener Zeiten verbreiten. Schiebermützen, Cordjackets und Karohemden lassen auch die etwas älteren Einweiser an den Fahrgeräten wie schelmische Jungs aussehen. Strohhüte und weite Röcke erleichtern den Damen zwar nicht gerade die Fahrt auf der Schiffschaukel, sorgen aber bei den Besuchern für aufrichtig interessierte Blicke.

Noch bis Sonntag will die Nostalgiekirmes ihre Besucher verzaubern und dabei dank des neuen Kuriositätenkabinetts mit der Hauptattraktion der "Frau ohne Kopf" auch die älteren Besucher garantiert zu beeindrucken wissen.

LENA STEEG, RP 21.08.2010

 

Kirmesspaß mit Frau ohne Kopf
Eine Frau ohne Kopf, eine Dame ohne Unterleib, eine Lady unter Strom – die Nostalgie-Kirmes auf dem Dinslakener Altmarkt lädt zum Staunen ein. Hauptattraktion ist "Mister Millers Kuriositäten-Varieté".
Vom 20. bis 23. August geht es auf dem Altmarkt und vor der Vincentiuskirche rund. Kirmesvergnügen wie zur Jahrhundertwende erwartet die Besucher der kleinen, beschaulichen und nostalgischen Kirmes, die die Interessengemeinschaft Altstadt zum achten Mal ausrichtet.
Riesenrad und Kettenfliege
Neben dem Feldmann-Holzriesenrad, der Buchholz-Raupenbahn, dem Rosenzweig-"Schwanen-Kettenflieger", der Fellerhoff-Bodenmühle und -Schiffschaukel runden Konzertorgel, Kaspertheater (Herman Fellerhoff Junior) und weitere Laufgeschäfte das Gesamtbild ab. Diesmal erfüllt sich die IG Altstadt einen langgehegten Wunsch: Es ist ihr gelungen, die "Mister Miller Show" mit ihrer "Nostalgie-Schaubude & Kuriositäten-Varieté" zu verpflichten.
Bis in die 1970er Jahre waren Schaubuden, Kuriositätenshows & reisende Varietétheater fester Bestandteil der großen Jahrmärkte und Volksfeste. Heute sind diese Klassiker nahezu von den Kirmesplätzen verschwunden. Ein Grund mehr für die IG- Altstadt sich auf die Suche nach einem solchen Kirmesklassiker zu machen.
Beim Schaubuden-Unternehmen "Paradox" wurde sie fündig. Dominik Schmitz, der im Jahr 2007 das reisende Varietétheater, erbaut und betrieben vom Illusionskünstler und Schaubuden-Prinzipal Benno Miller (1926-1996), übernommen und restauriert hat, lässt sich auf das Abenteuer Dinslaken ein.

Kirmesbesucher können sich auf ein klassisches nostalgisches Varietéprogramm in einer der größten Originalschaubuden Europas freuen. 110 Besucher haben dort Platz. Sie erleben Ilonka – das Mädchen ohne Kopf, Miss Volta – die Frau an der Stromquelle, Suleika – die Dame ohne Unterleib und andere Attraktionen, präsentiert in einer herrlich verstaubten Show, die ein echtes Stück Jahrmarktsromantik verspricht.
Am Sonntag bereichern erstmalig verschiedene Attraktionen und kostümierte Personen im Stil der Zeit von 1820 bis 1930 die Kirmes. Ihre Exzellenz, Landrat von Buggenhagen hat sich angesagt, Marie Ingenohl, die spätere Ehefrau Friedrich Althoffs, ist mit von der Partie; ein Stadtschreier, ein Kutscher und ein Kiepenkerl werden ihre Runden drehen. Damit der nostalgische Rummel noch bunter wird, lädt die IG Altstadt Besucher ein, sich ebenfalls zu kostümieren und somit aktiver Teil dieser kleinen Zeitreise ins Jahrmarktsvergnügen von 1880 bis in die Anfänge der 1930er Jahre zu werden. Die authentischsten und ausgefallensten Kostüme werden um 18 Uhr prämiert.
Hinter der Vincentiuskirche hat die IG Altstadt eine historische Spielecke aufgebaut. Dort können sich junge und jung gebliebene Besucher mit Kinderspielen von anno dazumal vergnügen. In diesem Bereich gibt es dann auch eine kleine Auswahl historischer Fahrräder aus dem Museumsbestand zu besichtigen. Ein altes Pedaliergerät von Opel ist dabei, eins von Miele, NSU und der Marke Deutschland.
Eröffnet wird die Nostalgiekirmes am Freitag um 14 Uhr.

RALF SCHREINER, RP 18.08.2010

 

Nostalgiekirmes Kuriositäten und vieles mehr
Kirmesvergnügen wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwartet die Besucher am kommenden Wochenende auf dem Altmarkt.
Da heißt es ab Freitag, 14 Uhr, „Hereinspaziert – hier sehen Sie Sensationen“, wenn Suleika, die Dame ohne Unterleib, und Ilona, das Mädchen ohne Kopf, Traditionen längst vergangener Zeiten zu neuem Leben erwecken. Seit acht Jahren richtet die Interessengemeinschaft (IG) Altstadt die Nostalgiekirmes rund um St. Vincentius und Altmarkt aus. Neben dem Holzriesenrad, der Raupenbahn, dem „Schwanen“-Kettenflieger, der Bodenmühle und Schiffschaukel runden Konzertorgel, das Kasperletheaters des jungen Hermann Fellerhoff und weitere Laufgeschäfte das Geschehen ab. Erstmals aber dabei ist ein „Klassiker“, der heute nahezu von den Kirmesplätzen verschwunden ist, aber über die Jahrhunderte weg eigentlicher Bestandteil einer Kirmes war: das Kuriositäten- und Varieté- Theater. „Seit Jahren habe ich mich bemüht, diesen Kirmesklassiker nach Dinslaken zu holen“, schwärmt IG Altstadt-Vorsitzender Ulrich Tekathen. Nun ist es ihm mit „Paradox“, die Mister Miller Show „Nostalgie-Schaubude & Kuriositäten-Variete“ endlich gelungen. 110 Plätze für klassisches Varietéprogramm mit Miss Volta, der Frau an der Stromquelle, samt Ilona und Suleika, den Frauen, denen je ein Körperteil zu fehlen scheint. Der Nostalgie haben sich die Kirmesbetreiber in diesem Jahr komplett verschrieben. Passend zu ihren Fahrgeschäften werden sie in historischen Kostümen präsent sein.
 
Und nicht nur sie: Am Sonntag, nach dem ökumenischen Kirmes-Gottesdienst (Beginn 10.10 Uhr) mit Ronny Schneider und Klaus Lasse geben sich Bürgermeister von Buggenhagen, Marie Ingenohl (spätere Althoff), ein Kiepenkerl und andere in historischen Kostümen gewandete Leute ein Stelldichein. Da ruft ein Stadtschreier die im halbstündigen Takt vorgesehen Schnupper-Stadtführungen aus. Historische Kinderspiele bietet das Museum Voswinckelshof mit Museumspädagogin Cordula Hamelmann an. Auch eine Auswahl historischer Fahrräder wird zu bewundern sein. Um die Zeitreise vom 19. ins 20. Jahrhundert perfekt zu machen, bitten die Organisatoren (IG Altstadt und Stadtarchiv) um rege Teilnahme der Besucher. „Kommen auch Sie im Kostüm vergangener Epochen. Das authentischste und ausgefallenste wird am Sonntag um 18 Uhr prämiert“, so Tekathen. Auch Vereine sind angesprochen, in Uniformen oder Trachten teilzunehmen. „Einfach am Sonntag vorbeikommen und bummeln.“
NRZ 18.08.2010
Diesmal kostümiert zur Nostalgiekirmes
Die Raupe ist eine der Attraktionen der Nostalgiekirmes auf dem Dinslakener Altmarkt.
Raupe, Kettenflieger und Pferdekarussell sind die Attraktionen der Nostalgiekirmes in der Dinslakener Altstadt. Vom 20. bis 23. August geht es wieder auf dem Altmarkt und vor der Vincentiuskirche rund. Kein ohrenbetäubender Lärm und keine hochtechnisierten Fahrgeschäfte, sondern Kirmesvergnügen wie zur Jahrhundertwende erwartet den Besucher der kleinen, beschaulichen und nostalgischen Kirmes, die die Interessengemeinschaft Altstadt (IG) in diesem Jahr zum achten Mal ausrichtet. Bei allen Fahr- und Randgeschäften handelt es sich um liebevoll restaurierte Originale (Baujahr 1880 bis 1930), die teilweise seit mehreren Generationen von den Schaustellerfamilien betrieben werden. Die Interessengemeinschaft Altstadt freut sich, dass es ihr auch in diesem Jahr wieder gelungen ist, besondere Raritäten nach Dinslaken zu holen. Im Kulturhauptstadtjahr Ruhr 2010 rufen die Veranstalter alle Besucher auf, sich in die Gestaltung der Kirmes mit einzubringen: „Werden Sie aktiver Teil dieser kleinen Zeitreise in das Jahrmarktvergnügen von 1880 bis in die Anfänge der 1930er Jahre, und kommen Sie in historischen Kostümen zur Kirmes." Die authentischsten ausgefallensten Kostüme wer prämiert. Die Schausteller und Altstädter freuen sich auf die erste interaktive Nostalgiekirmes rund um Sankt Vincentius. Eröffnung ist Freitag, 20. August, um 14 Uhr. Ein ökumenischer Gottesdienst unter freiem Himmel findet am Sonntag, 21. August, ab 10.15 Uhr statt.

RP 24.06.2010


RP-Archivfoto: Jörg Kazur

Schrullige Typen gesucht

In Deventer begeistert das Dickens Festival die Touristen. Ähnliches ist auch für Dinslakens Altstadt angedacht.

Liebenswert und schrullig sind sie, die Figuren aus den Romanen von Charles Dickens. Ebenezer Scrooge, der kleine Tim, Oliver Twist und David Copperfield, um nur einige der Bekanntesten zu nennen. Zu jeder Weihnacht hauchen ihnen die Bürger der niederländischen Stadt Deventer Leben ein. Inzwischen, nach rund 19 Jahren, ziehen gut 700 Bürger, Alt und Jung, durch die mittelalterlichen Gassen, treten als Dickens-Figuren auf oder bilden einfach das große Heer der Menschen des 19. Jahrhunderts.

Ein Spektakel, das Stadtführerin Beate Hettmer und Historienspiel-Entwicklerin Birgit Gargitter begeisterte und zum Träumen anregte. „So etwas müssen wir in Dinslaken installieren", war Beate Hettmer schon auf der Heimfahrt von Deventer ans Planen gegangen. Doch will solch ein Spektakel gründlich durchdacht werden, Mitstreiter müssen gefunden werden. Kein allzu großes Problem, denn wer wäre besser geeignet als Nachtwächter Eduard Sachtje, Museumspädagogin Cordula Hamelmann, Archivarin Gisela Marzin und die IG Altstadt-Mitglieder Ulrich Tekathen, Erich Weichert sowie Wolfgang Krüsmann.

Das Vorbild: Dickens-Figuren beim Marsch durch Deventer.

Dickens-Spiel nicht einfach übertragen

Ein geeigneter Tag war schnell terminiert: 22. August, das Wochenende der Nostalgiekirmes. Neben antikem Riesenrad, alter Raupe, Schiffschaukel werden also auch in Dinslakens Gefilden liebenswerte und schrullige Gestalten zu sehen sein. Die sind allerdings nicht innenglischen 19. Jahrhundert angesiedelt wie in Deventer sondern im Dinslaken derselben Zeit. „Wir wollten nicht das Dickens-Festival auf unsere Stadt übertragen", so Gisela Marzin. Denn die Vergangenheit der Stadt habe selbst so einiges an Persönlichkeiten zu bieten, die Margarete Böing im Roman „Der Kämpfer" beschrieben hat.

Manche Figur wie der Landrat von Buggenhagen ist inzwischen bekannt. Wer sich hinter Marie Ingenohl verbirgt, wird sich im August zeigen. Bereits zur Eröffnung der Nostalgiekirmes am Freitag, 20. August, 14 Uhr, werden die Organisatoren in zeitgemäßer Kleidung flanieren. Die Kirmesbetreiber sind ebenfalls in historischen Kleidern zu bestaunen. „Natürlich werden wir nicht mit Deventer Schritt halten können", erklärt Birgit Gargitter, „aber auch die haben vor 19 Jahren klein angefangen, mit nur wenigen Leuten. Inzwischen beteiligen sich dort sogar Theaterprofis. Alte Leute sitzen dort in ihren Wohnungen, winken den Touristen vom Fenster aus zu, Kinder spielen die Dickens-Szenen nach, Gefangene an Ketten werden über den Markt getrieben, Suffragetten fordern mehr Rechte für die Frau und sogar Königin Victoria wird in einer Sänfte durch die Gassen getragen." Ein sehenswertes Schauspiel.


Mut zum historischen Kostüm zeigen

Viel kleiner soll es am Altmarkt beginnen: Denn noch besteht die Gruppe aus wenigen Personen, ergänzt eben durch die Kirmesleute. Auch beschränkt sich die Aktion auf den Marktplatz mit Kirchengelände. Marie Ingenohl, der Herr von Buggenhagen und ein kirchlicher Ehrengardist werden kleine Schnupperführungen anbieten, Hermann Fellerhoff und seine Leute etwas von der Historie der Kirmes erzählen, aus dem Schaufenster des Seniorenladens werden „alte" Dinslakener die Nachfahren begrüßen und auch Orgel Walter mit seinem Leierkasten hat sich angemeldet.

Die Nostalgiekirmes bildet den Rahmen in Dinslaken.
Foto: Fröhlich

„Schön wäre es, wenn die Geschäftsleute rund um den Altmarkt ihre Fenster entsprechend schmücken würden, die Wirte und Cafébetreiber auf dem Dachboden nach alten Kleiderschätzen Ausschau hielten, der ein oder andere Mitglied einzelner Vereine in historischen Gewandungen umherflanierten und auch die Kirmesbesucher Mut zur Kleidung des 19. Jahrhunderts zeigten", so die Organisatoren. Denn das beste Kostüm unter den Besuchern wird ausgezeichnet.

„Es soll einfach in diesem Jahr ein Test sein, ob solch ein Spektakel wie in Deventer hier auf Interesse stoßen könnte. Wird's positiv angenommen, soll das Ganze einen Rahmen bekommen, eine Geschichte soll ausgearbeitet und die Figuren deutlicher herausgestellt werden. Das war für das Kulturhauptstadtjahr mit all seinen Anforderungen von den Akteuren einfach nicht mehr zu leisten", so Marzin.

Jung und Alt sind in den Niederlanden dabei.