Presseberichte 2016

 


Skulpturengruppe St. Martin
 

St. Martin kehrt endlich zurück in die Stadtkirche Dinslaken

Holz-Skulpturen des Heiligen und des Bettlers sind ab Samstag wieder in der Stadtkirche zu sehen. Eine sichere Vitrine konnte angeschafft werden.

Der heilige Martin kehrt zurück in die evangelische Stadtkirche – nach über 100 Jahren. Ab Samstag wird er wieder seinen Platz auf der Empore der Kirche einnehmen, gesichert in einer Vitrine. Denn die etwa 69 cm große Figur ist eine künstlerisch wie kulturgeschichtlich bedeutende Figur aus Holz, die seit 1909 im evangelischen Pfarrhaus Unterschlupf fand.

Die Holzfigur des heiligen Martin stand die ganzen letzten Jahre im Pfarrhaus. Jetzt kehrt sie samt Bettler in die Stadtkirche zurück und wird in einer diebstahlsicheren Vitrine ausgestellt.

Damals, so erzählt Ulrich Tekathen, Vorsitzender der IG Altstadt, wurde die Stadtkirche mal wieder restauriert, der heilige Martin hoch zu Ross mit einem Bettler an der Seite musste ausziehen, fristete ein mehr trostloses Dasein, bis um die Jahrtausendwende es dem damaligen Pfarrer Ronny Schneider gelang, Spendengelder für die fachgerechte Restaurierung der Skulptur zusammen zu bekommen. 2008 erstrahlte St. Martin samt Bettler wieder in vollem Glanz. Doch weitere acht Jahre sollten vergehen, bevor es der IG Altstadt „durch viel Reibekuchen- und Würstchenverkauf“ gelang, auch eine diebstahlsichere Vitrine anzuschaffen, in der St. Martin nun sein Domizil finden soll.Hinter den Figuren steckt KirchengeschichteJahrhunderte alt ist die Figur, sie war Bestandteil eines Altarbildes in der mittelalterlichen Gasthaus- oder Martinskapelle, ihre Herkunft ist bis heute unbekannt. Das alte Gasthaus, ein Hospital, etwa an der heutigen Bibliothek gelegen, war einst eine Pflegestätte für altersschwache und bedürftige Menschen, die von den Nonnen des nahen Klosters gepflegt wurden. Im Rahmen der Reformation wurden auch in Dinslaken zwei neue Kirchengemeinden gegründet, berichtet Ulrich Tekathen, „die Lutheraner und die Reformierten“. Durch den Magistrat der Stadt Dinslaken erhielten die Lutheraner um 1611/12 die Martinskirche zuerkannt und somit die Figur des Martin und die des Bettlers.

Die Lutheraner, anders als die Reformierten, hatten sich am Bildersturm nicht beteiligt, die Figur fiel also nicht der Vernichtung zum Opfer. „Welch göttliche Fügung für uns, dass die Lutheraner die Kirche bekamen“, meint Tekathen. Nun, die Katholiken, denen die Figur eigentlich gehörte, waren damals sicher anderer Meinung. Wie auch immer, 300 Jahre nach Luthers Thesenanschlag vereinigten sich die beiden evangelischen Gemeinden und heute, im Lutherjahr, kommt der Martin endlich an seinen angestammten Platz zurück. Dank der IG Altstadt, die sich der Brauchtums- und Denkmalpflege verschrieben hat, und dem Presbyterium der evangelischen Stadtkirche sowie der Firma Glasbau Weber und Metallbautechnik Grommers, die sich daran machten, eine geeignete Vitrine zu entwerfen.Beim Martinssingen am Samstag, 5. November, um 16.30 Uhr, wird die Statue wieder der Öffentlichkeit übergeben.

Birgit Gargitter, NRZ + RP 04.11.2016