Sehenswürdigkeiten in der Dinslakener Altstadt |
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Verzauberte Nymphe im Lorbeerwald "Daphne" ist eine Schönheit, anmutig, zart, mit schlanken Armen, schmalen Fesseln, weichen, weiblichen Rundungen. Dynamisch reckt sie ihren bronzenen Leib in die Höhe, als wollte sie die Welt umschlingen. Die vollkommene Pose einer verzauberten Nymphe. Gaia, die Erdenmutter, so heißt es in der Mythologie, hat sie einst in einen Lorbeerbaum verwandelt ‑ um sie vor den Nachstellungen des umtriebigen Gottes Apoll zu schützen. Vor den Blicken Kuno Langes konnte sie sie nicht bewahren. Der Dortmunder Maler und Bildhauer hob die Schöne auf den Sockel. Seine BronzePlastik "Daphne" bekommt auf dem Dinslakener Skulpturenweg einen Ehrenplatz. Neben dem Eingang des Museums Voswinckelshof weist sie Kunstfreunden den Weg. Der Mythos lebt. Dass Kuno Lange ihn neu entdeckt hat, ist kein Zufall: "Ich bin ein Pflanzenfan", so der 51 Jährige. "Daphne ist zugleich ein Symbol für den Menschen in seiner Beziehung zur Umwelt." Das Vegetative, die Dynamik des Umschlingens, denn das weibliche Prinzip ‑ all das fasziniere ihn, all das habe er in den Arbeitsprozess einfließen lassen. "Alles baut aufeinander auf und wächst, so wie auch ein Baum sich windet", erklärt der Künstler. "Daphne" ist nicht nur gewachsen, sondern wunderbar gediehen. Fasziniert steht der Betrachter vor der 60 Kilogramm schweren und einen Meter hohen Plastik. Und während er noch über, die Metamorphose nachsinnt und zugleich bewundert, wie das Figürliche mit dem Abstraktem verschmilzt, wächst der Drang, ganz sanft eine Hand über die Rinde dieses Lorbeerbaums gleiten zu lassen. "Daphne" lädt dazu ein. Folkwangschüler Kuno Lange arbeitet seit 1978 als freischaffender Bildhauer und Maler, zuerst in einem Atelier im Bahnhof Hamminkeln. Es folgten Lehraufträge an der Universität Essen. 1992 bezog Lange ein Atelier im Kunsthaus Haven in Oberhausen, seit drei Jahren arbeitet er ir Mülheim‑Heißen. von RALF SCHREINER |
Dinslakens „Daphne“ in Bronze: Zeitlos schön und unversteckt Bettina Schack, NRZ 20.04.2021 In der griechischen Mythologie verwandelt sich die Nymphe Daphne in einen Lorbeerbaum. In Dinslaken steht sie in Bronze als Werk von Kuno Lange. Guck mal — die Bronze vor dem Museum Voswinckelshof: Ist das eine weibliche Figur, eine abstrakte Form oder eine stilisierte Pflanze? Alle drei Interpretationen sind richtig — in dieser Kombination. Die Plastik neben dem Museumseingang stellt „Daphne“, eine Nymphe aus der griechischen Mythologie dar. Geschaffen hat sie der in Mülheim lebende und arbeitende Bildhauer Kuno Lange. Er war es auch, der gemeinsam mit Klaus Jost die „Streithähne“ am Ententeich entwarf und aus Metallteilen zusammenschweißte. Beide Arbeiten, das überdimensionale Gemeinschaftswerk und der 90 Zentimeter große Bronzeguss brachten Kuno Lange in der Publikumswertung über den Skulpturenweg 2001 den ersten und zweiten Platz ein. Daphne, die sich verstecken, verwandeln und ihr Frau- und Menschsein aufgeben muss, um sich dem drohenden sexuellen Übergriff durch Apollon zu entziehen. Sie wurde zum Lorbeerbaum. Apollon, dessen Begierde durch einen Pfeil Amors entfacht wurde, küsste das vor ihm zurückweichende Holz - und trug seitdem Lorbeerkränze. Unsterblich wurden der Gott und die Nymphe durch die Kunst. „Durch Verwandlung verdirb die Gestalt, mit der ich zu sehr gefiel“, lässt der Dichter Ovid Daphne in seinen „Metamorphosen“ flehen. „Verdorben“ wurde Daphnes Gestalt seitdem keineswegs. „Zu sehr gefiel“ sie den Künstlern, jede Generation nahm sich der Darstellung der Nymphe aufs Neue an. So auch Max Kratz (1921-2000). Der Bildhauer, dem vor einigen Jahren im Museum Voswinckelshof eine Sonderausstellung gewidmet wurde, war der Professor von Kuno Lange an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Er habe den Künstler schon in jungen Jahren dazu inspiriert, sich mit dem Thema des Versteckens und konkret mit der Figur der Daphne zu beschäftigen, erklärt Kuno Lange rückblickend im Gespräch mit der N RZ. „...die Haare werden zu Laub, die Arme wachsen als Äste; schon wird der flinke Fuß von trägen Wurzeln gehalten, ein Wipfel verbirgt das Gesicht: Der Glanz allein bleibt ihr“, heißt es weiter bei Ovid. Langes „Daphne“ schlägt mit Fuß und Knien bereits spitze Wurzeln in den Boden, ihr Körper verflacht zum leicht geschwungenen Blatt. Ein wenig erinnert die Formsprache der Plastik an die Scherenschnitt-Akte von Matisse, die Dinslakener „Daphne“ wirkt klassisch modern und damit zeitlos. 20 Jahre sind seit ihrer Aufstellung vergangen. Als der Museumsplatz im Zuge des Archivbaus und der Schaffung des stadthistorischen Zentrums umgestaltet wurde, rückte „Daphne“ näher an den Eingang und erhielt einen neuen Sockel, da der alte sich geneigt hatte. Kuno Lange würdigt in diesem Zusammenhang besonders das Engagement und die Person von Museumsleiter Dr. Peter Theißen. Die Pflege und der Erhalt von Kunst im öffentlichen Raum sei längst keine Selbstverständlichkeit mehr. So, wie sich die Kunst im öffentlichen Raum insgesamt in einer Krise befände. |
Die Skulptur „Daphne“ des Künstlers Kuno Lange steht vor dem Museum Voswinckelshof. Foto: Lars Fröhlich „Früher bewarb ich mich auf vier bis fünf Ausschreibungen im Iahr“, so Lange. Wenn heute noch Wettbewerbe ausgelobt würden, bedeute das über ein Auswahlverfahren in mehren Runden leicht sechs Wochen Arbeit - unentgeltlich, für nichts. Es fehlt an öffentlichen Aufträgen, es fehle aber auch an privater Sammelleidenschaft. „Die 30- bis 40-jährigen geben ihr Geld lieber für Reisen aus“, so Lange, „die Kunstsammlung erben sie von ihren Vätern. Jungen Menschen, die heute Künstler werden wollen, rate ich davon ab.“ Langes Schwerpunkt liegt — trotz regelmäßiger Ausstellungen — in der Dozententätigkeit. „Daphne“ hat ihren Platz am Voswinckelshof gefunden. So wie die „Streithähne“ zum Ententeich gehören, eine realistisch-figürliche Arbeit von Kuno Lange an die Pestopfer von 1635 in Sonsbeck erinnern, auf dem Marktplatz in Wesel seit 25 Jahren sein Heresbach-Denkmal steht und der mit Klaus Jost geschaffene „Kulturwächter“ in Oberhausen mahnt. Kein Guckmal von Kuno Lange gleicht dem anderen, seine stilistische Vielfalt überrascht immer wieder aufs Neue. Und auch wenn für Lange das Thema der „Daphne“ das Maskieren und das Verstecken ist, als Guckmal wird sie immer die Blicke auf sich ziehen. Der Künstler als Dozent Kuno Lange (70) hat sich inzwischen auf Dozententätigkeiten verlegt. Kurse gibt er in seinem Atelier in Mülheim-Heißen und an der VHS, sowohl auch wieder ab September in Dinslaken. In den Workshops unterrichtet er Pofträtmalerei und Karikatur, arbeitet aber auch mit Keramik, bei der das Resultat bereits beim Modellieren entsteht. Denn für einen Bronzeguss wird erst ein Tonmodell erstellt, davon ein Gipsabguss genommen, dieser ausgegossen und als „verlorene Form“ zerstört. Das ist ein zeit- und arbeitsaufwendiger wie kostenintensiver Prozess. Mehr lnfos zu den Kursen: www.kunolange.de. |