Sehenswürdigkeiten
in der Dinslakener Altstadt

Stadtplan


 Gedenkstein zur Erinnerung an den ehemaligen jüdischen Friedhof
 

Gegen das Vergessen -
Erinnerungsstätten an jüdische Bürger

Standort: Platz d’Agen/Ecke Schillerstraße

GEDENKSTEIN
Neues Mahnmal am ehemaligen jüdischen Friedhof

Christopher Damm, NRZ 25.06.2021

Gemeinsam mit Bürgermeisterin Michaela Eislöffel, Duisburgs Oberrabbiner David Geballe, Dezernentin Christa Jahnke-Horstmann und Kulturausschussvorsitzendem Ronny Schneider enthüllte Künstler Alfred Grimm seinen neu gestalteten Mahnstein zu Ehren des ehemaligen jüdischen Friedhofs im Dinslakener Stadtpark. Der Gedenkstein befindet sich am Platz d’Agen/Ecke Schillerstraße. Dort wo sich bis 1927 der alte jüdische Friedhof befand, ehe er aufgrund baulicher Maßnahmen abgetragen wurde, stehen nun zwei kleine und eine große Stele – diese umgeben mit aus Bronze geformten Grabsteinen mit hebräischen Inschriften. Darauf befindet sich eine Bronzeplastik, die den ehemaligen Friedhof abbildet. Über einen eingearbeiteten QR-Code erhalten Bürger weitere Informationen zum Mahnstein.

 


Mahnmal für jüdischen Friedhof

Christopher Damm, NRZ 25.06.2021

Vor etwa 60 Bürgerinnen und Bürgern ist am Donnerstaglachmittag (24. Juni) im Dinslakener Stadtpark ein Mahnstein enthüllt worden. Mit dem Gedenkstein soll an den ehemaligen jüdischen Friedhof erinnert werden, der sich bis 1927 am Platz d’Agen/Ecke Schillerstraße in Dins1aken befand, ehe er abgetragen wurde.

Unmittelbar neben der Tiefgarage vor dem Rathaus steht nun der neue Gedenkstein, der von Künstler Alfred Grimm gestaltet wurde. N eben Grimm waren auch Bürgermeisterin Michaela Eislöffel und Duisburgs Oberrabbiner David Geballe vor Ort, die den Stein gemeinsam enthüllten.

Gedenkstein aus drei Stelen

„Die Stadt Dinslaken war und ist in der Erinnerungskultur vielen Städten weit voraus“, sagte Alfred Grimm bei der feierlichen Übergabe des Mahnsteins an dieÖUffentlichkeit. Die vier weiteren Mahnsteine, die es in Dinslaken gibt, wurden ebenfalls vom Künstler entworfen und gestaltet.

Das große Dinslakener Mahnmal, dass an die Reichskristallnacht, aber auch an die ehemalige jüdische Gemeinde erinnern soll, befindet sich nur wenige Meter vom neuen Mahnstein entfernt. 1993 vurde das „große Mahnmal mit dem Judenwagen“ im Stadtpark enthüllt. „Herr Grimm hat unsere Stadt mit Blick auf das jüdische Leben unserer Stadt besonders geprägt“, lobte Bürgermeisterin Michaela Eislöffel Grimm für dessen Engagement für die jüdische Gemeinde in Dinslaken.

Außerdem habe sich der Künstler „immer eingebracht, wenn es darum ging, die Spuren des jüdischen Lebens darzustellen und zu vergegenwärtigen. Dass dies erneut an solch einem historischen Ort passiert, ist in diesem Jahr, in denen wir 700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland feiern, von besonderer Bedeutung“, sprach die Bürgermeisterin in ihrer Eröffnungsrede. Ein Antrag der CDU aus dem Jahr 2019 habe den Stein ins Rollen gebracht, an dem ehemaligen Friedhof eine Gedenktafel anzubringen. Der Stadtrat habe dann schnell entschieden, dass der Antrag umgesetzt werden soll, erinnert Eislöffel.

Der Gedenkstein besteht aus zwei kleinen Stelen und einer großen, mittleren Stele, die den ehemaligen jüdischen Friedhof abbilden. „Die zwei kleinen Steine dienen als Sitzsteine, die zur Ruhe und Konzentration einladen sollen“, erklärte Grimm. Bei der mittleren Stele sind drei verkleinerte Grabsteine aus Bronze eingearbeitet, auf den hebräische Grabinschriften abgebildet sind. Auf der Krone der Stele befindet sich eine Bronzeplastik, die den ehemalige jüdischen Friedhof darstellt. Für die Modellierung des Mahnsteins haben als Anregung alte Fotos aus dem Stadtarchiv gedient.

Foto: Anja Hasenjürgen

QR-Code für lnformationen

„Ein guter Ort“ werde ein jüdischer Friedhof genannt, erkläirte Oberrabbiner David Geballe. Weil die Totenruhe auf jüdischen Friedhöfen ewig andauere, ist die Grabstätte im jüdischen Glauben auch eine Stätte des Neubeginns, erläuterte Geballe in seiner Rede vor den anwesenden Bürgern. Auf nicht jüdischen Friedhöfen bleiben Gräber nur für eine befristete Zeit.

Dennoch musste der jüdische Friedhof im Jahr 1927 dem Straßenbahnbau in Dinslaken weichen. „In der Stadtplanung sollte die Trasse der Straifienbahn, die durch den Kreisverkehr, dem damaligen jüdischen Friedhof und von Dinslaken nach Duisburg-Ruhrort führt, verlaufen“, erklärt Alfred Grimm. „Ab 1927 wurde dieser Grabhügel und der sich dahinter befindende Friedhof abgetragen. Die Gebeine und die Grabsteine wurden dann auf dem städtischen Friedhof an der heutigen B8 wieder aufgestellt.“

Bei seinen ersten Gedenksteinen für die Stadt Dinslaken arbeitete Alfred Grimm Informationen zum Anlass und Sponsoren in die Bronzetafeln hinein. Für sein neues Werk ging der Künstler einen innovativeren Weg. „An der neuen Gedenkstätte gibt es über einen QR-Code Informationen, Hinweise, Stadtpläne, Presseartikel, historische Materialien und sogar kleine Videos zum jüdischen Leben in Dinslaken und zum ehemaligen Friedhof“, verrät Grimm. Damit könne interessierten Menschen die Fülle an Informationen weitaus besser vermittelt werden, als ein in Bronze verfasster Text, fügt der Künstler an.

Der neue jüdische Friedhof

Der neue jüdische Friedhof ist auf einem Teil des Parkfriedhofs an der B8 untergebracht. 60 Steine des alten Friedhofs wurden dafür versetzt.

lm Beisein des Rabbiners Yaacov Zinvirt wurde im Januar 2010 die Gedenktafel vor dem Eingang eingeweiht. Sie erzählt nicht nur von der Geschichte des jüdischen Friedhofs in der Innenstadt, sondern zitiert auch den hebräischen Text, der üblicherweise beim Verlassen des Friedhofs gesprochen wird: „Er vernichtet den Tod auf ewig, und es wischt ab der Herr Gott die Träne von jedem Angesicht, und die Schmach seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde. So hat es der Ewige gesagt.“ (Jesaja, 25,8)