Persönlichkeiten aus der Stadtgeschichte


Friedrich Althoff
(1939-1907)
 

Die Grundlagen des heutigen Bildungswesens sind im Anfang des 19. Jahrhunderts gelegt worden. Eine Reihe eng miteinander verbundener, hochstehender preußischer Männer hat es geschaffen: Wilhelm von Humboldt und der Minister von Altenstein, Nicolovius, Süvern und Johannes Schulze im Kultusministerium. Alle waren getragen von reinstem Idealismus. Aber erst am Ende des 19. Jh. kam wieder ein Ebenbürtiger: Friedrich Althoff, ein Idealist wie sie, aber vielseitiger in der Konzeptionierung und erfolgreicher in der Durchführung seiner Pläne. 25 Jahre hat sein mächtiger Geist im Preußischen Kultusministerium gewirkt.

Am 19. Februar 1839 wurde Friedrich Theodor Althoff in dem damals noch kleinen Dinslaken als Sohn des 54jährigen Domänenrates Friedrich Theodor Althoff und seiner Gemahlin Julie von Buggenhagen geboren. Der Vater entstammte einer alten Bauernfamilie der westfälischen Mark. Die Mutter war Tochter des preußischen Etats- und Kriegsministers von Buggenhagen.

Althoff hat sich in seinen letzten Lebensjahren einmal geäußert, dass seine Toleranz gegen Andersgläubige zum Teil auf seine unvergesslichen Kindheitserfahrungen in Dinslaken zurückgehe. "Dort lebten Protestanten, Katholiken und Juden einträchtig miteinander, und nie habe ich ein intolerantes, noch viel weniger ein verächtliches Wort über Andersgläubige von den Eltern gehört."

Fritz besuchte die Stadtschule und nahm daneben Privatunterricht bei dem Lehrer Conrady. Im Spiel wurde er nicht beschränkt. Fritz wuchs mit den Kindern der Stadt auf; er war ihr Anführer. Früh lernte er das Lateinische. Den Handwerkern sah er gerne zu und machte sich selbst die Buchbinderei zu eigen. Gern dachte er später an die Dinslakener Jugendzeit zurück. Ab 1851 besuchte er das Weseler Gymnasium. 1852 starb der Vater. Die Besitzung in Dinslaken, heute Rathaus, wurde verkauft. Mutter und Sohn zogen nach Wesel um.

Nach dem Besuch der Universität Bonn erhielt Friedrich Althoff seine juristische Ausbildung am Kreisgericht Neuwied. Berlin, Ehrenbreitstein und Bonn waren Zwischenstationen bis er 1871 nach Straßburg in das neuerworbene Reichsland Elsaß-Lothringen kam. Hier kam er in sein künftiges Lebenselement hinein, in das Bildungswesen von der Volksschule bis zur Universität. Als erste Maßnahme erhöhte er das Gehalt der Volksschullehrer um mehr als ein Drittel. Das Werden der Universität Straßburg hat er entscheidend beeinflusst. Er vertrat den Gedanken, dass die medizinischen Institute in die Nähe der Krankenhäuser gehörten.

Im Kultusministerium Berlin stieg Friedrich Althoff in die entscheidenste Stelle auf. Ein Viertel Jahrhundert hat er dort geherrscht; nach ihm konnte niemand mehr dieselbe Bürde tragen. Sein Amt musste zerteilt und auf vier Personen aufgegliedert werden. Das Hochschul- und Höhere Schulwesen bekam durch Althoff als Ministerialdirektor ihre Prägung. Die reale Bildung trat 1900 neben die humanistische. Die Technische Hochschule hat Althoff entscheidend beeinflusst, das Höhere Mädchenschulwesen geordnet.

1907 nahm er mit 68 Jahren den Abschied, hochgeehrt und vielseitig ausgezeichnet. Schon im Jahr darauf starb er.

Ein Zeitgenosse beschrieb die äußere Erscheinung Althoffs wie folgt: In ihr war alle feste Energie, Wagemut, Einfachheit und Güte, die an seine Heimat gemahnte. Ein wetterfester Steuermann auf dem Meere der parlamentarischen, der Universitäts- und Unterrichtskämpfe. Außerhalb dieser Kämpfe war es aber Friedrich Althoffs Herzensmeinung, dass es die selbstverständliche Pflicht der Großen und Reichen dieser Welt sei, mit ihren Schätzen den Fortschritt der Menschheit durch große Gaben für wissenschaftliche und Wohlfahrtszwecke zu fördern.

Die Althoffstraße wurde im Jahre 1906 im Angedenken an Friedrich Althoff benannt. Sie umspannt in einem kleinen Bogen von der Kreuzstraße bis zur Friedrich-Ebert-Straße die Nordseite der Dinslakener Altstadt. An ihr liegen das Burgtheater, das Rittertor und der Aufgang zum Burginnenhof, die Willi-Dittgen-Steige.