Sehenswürdigkeiten
in der Dinslakener Altstadt
 
Stadtplan Altstadt


 Der Brunnen auf dem Altmarkt
 

Standort: Eppinghovener Straße / Altmarkt

Am 12.6.1985 beschloss der Rat im Rahmen der Altstadtsanierung auf dem Altmarkt einen Brunnen errichten zu lassen. Beauftragt wurde das Planungsteam Rose-Herzmann, das wiederum den Münsteraner Künstler Bernhard Kleinhans (1926-2004)  mit der Ausführung der Plastik beauftragte.

Nähere Informationen zum Küstler siehe im Internet unter
http://wiki.muenster.org/index.php/Bernhard_Kleinhans

Die Trinkwasserversorgung der Dinslakener Bevölkerung erfolgte bis zur Errichtung des Wasserwerks im Jahre 1903 ausschließlich über Grundwasserpumpen, die von den umliegenden Anwohnern, den Pumpennachbarschaften, gepflegt und instandgehalten wurden. Der Brunnen soll mit dazu beitragen, die Erinnerungen an die Vergangenheit wach zu halten.

IGA-Fotos: Albert Glöckner

 

 

Das Trinkwasser musste früher per Hand mit einer Schwengelpumpe aus dem Erdreich hochgepumpt werden. Dies fiel für gewöhnlich in die Zuständigkeit der Frauen. In den begüterten Familie war hierfür eine Magd, ein Hausmädchen zuständig. Um sich keine Namen merken zu müssen wurde sie einfach Marie gerufen.

Man schöpfte natürlich nicht nur Wasser. Das Treffen an der Pumpe diente natürlich auch der Kommunikation. Hier wurden Neuigkeiten ausgetauscht.

Der Brunnen soll zum Verweilen einladen, wie dies von der abgebildeten Skulptur deutlich gezeigt wird.

Vier der sechs Außenwände des Brunnens sind mit Bronzetafeln geschmückt, die auf vergangene Pumpennachbarschaften und deren soziale Bedeutung hinweisen, aber auch auf wichtige Bauwerke und Ereignisse.

In Dinslaken bestanden, zum Teil bis in die heutige Zeit hinein, 12 Nachbarschaften, die in Freud' und Leid zusammenhielten. (mitte)

Walsumer Tor [-Nachbarschaft] (links)

Wölle Pump [-Nachbarschaft] (rechts)

 

 

Der Tod war ein ständiger Begleiter der Bürgerschaft. Kriege, Seuchen und die mangelhafte Hygiene forderten ihren Preis. Das Beerdigen und die Sorge um die Hinterbliebenen gehörte zu den sozialen Pflichten der Nachbarschaften. (mitte)

Klosterkirche [-Nachbarschaft] 1434  (rechts)

Die Türken-Nachbarschaft 1461 (links)

Übrigens: die Türkennachbarschaft hat nichts mit der Türkei zu tun. Ein "Türken" ist am Niederrhein eine kleine Tür. Die Endung "ken" steht für "klein": Mit Häusken" wird also eine kleines Haus bezeichnet, Mäusken = kleine Maus, Häsken mit Schwänzken = kleiner Hase mit kleinem Schwanz.

Begegnungen - Die Nachbarschaften standen sich auch bei freudigen Ereignissen (Verlobung, Hochzeit, Taufen usw..) zur Seite um zu helfern, aber auch um mitzufeiern. (mitte)

Holzmarkt [-Nachbarschaft] 1461 (links)

Rittertor [-Nachbarschaft] (rechts)

Neben den großen Seuchen wie Pest und Cholera gehörten Feuersbrünste und Überschwemmungen zu den Gefahren, die den Zusammenhalt der Nachbarschaften lebensnotwendig machten. (mitte)

Schweinemarkt [-Nachbarschaft] (links)

Eppinghovener Tor [-Nachbarschaft]
 

Sechs Bronzetafeln fehlen noch um die restlichen beiden Seiten des Brunnens zu bestücken. Seit 1985 fehlt jedoch das notwendige Geld hierfür. Es wäre schön, wenn sich im Laufe der Zeit ein oder mehrere Sponsoren hierfür finden würden. Die Trinkwasserversorgung hatte für die Dinslakener Bürger immer schon ein Problem dargestellt: Zum einen floss immer brackiges Wasser aus den vertorften Flussarmen des Rotbachs in das Grundwasser, aber auch die Fäkalien versickerten im Boden. Die Bürger holten sich ihr Wasser an den im Stadtgebiet verteilten Pumpen, woran sich auch im 19. Jahrhunderts noch nichts änderte. Solange Dinslaken ein kleines Städtchen blieb, war der Zustand ganz erträglich - auch wenn die Epidemien im Mittelalte6 wohl immer auf die schlechten hygienischen Verhältnisse zurückzuführen waren. Als aber im 19. Jahrhundert die Bevölkerungszahl stark anstieg, neue Gewerbebetriebe mit Abwasser hinzukamen und vor allem die Zahl der Viehmärkte und auch die des aufgetriebenen Viehs sich sehr erhöhte, spitzte sich die Lage zu. Die Fäkalien all dieser Tiere sickerten einfach in den Boden oder gelangten in die Stadtgräben und damit ins Grundwasser.  

Info: Die Wöllepump

Info: Von der Gründung der Wasserwerke bis Heute

Der Brunnen am Altmarkt

Birgit Gargitter, DIN Magazin 2016

Der Brunnen am Altmarkt, er will auf die früheren Pumpennachbarschaften hinweisen und auf die Wichtigkeit des Wassers zu jenen Zeiten.

Tafeln am Sockel erinnern an die vielen Pumpennachbarschaften. Doch zwei fehlen noch.

Er mag auf den ersten Blick kein besonderes Schmuckstück sein, der Brunnen am Altmarkt, doch seine ,,inneren Werte“ entdeckt man nur beim zweiten, genaueren Hinschauen. Doch meistens sitzt man im Sommer schlichtweg nur auf seiner Umrandung, schleckt ein Eis und genießt einfach einen schönen Sonnentag. Liebe Leute, steht einfach einmal auf, kniet euch nieder und geht auf eine kleine Reise durch einen Teil der Dinslakener Geschichte. Denn vier der sechs Außenwände des Brunnens sind mit Bronzetafeln versehen, die auf vergangene Pumpennachbarschaften und ihre Bedeutung für die Stadt hinweisen, aber auch auf sonstige wichtige Bauwerke und Ereignisse.

In früheren Zeiten entnahmen die Bürger der Stadt ihr Wasser aus den Grundwasserpumpen. Um sie herum bildeten sich Pumpennachbarschaften, deren Mitglieder die Pumpen pflegten und instandhielten. Ihre Wurzeln lassen sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Bis zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde das Wasser noch aus den Pumpen gefördert. Der Brunnen am Altmarkt soll die Erinnerung an die Vergangenheit bewahren helfen. Und die weithin sichtbare Figur an der Pumpe, ja sie steht für all die Frauen, die an jenen Pumpen, ein Original, die Wölle-Pump, steht noch in der Altstadt direkt vor dem Stadtarchiv, das Wasser für ihre Familien geholt haben. In reichen Familien war dafür eine Magd zuständig, ihre Namen sind heute nicht mehr bekannt, sie wird einfach Marie gerufen.

Doch es wurde nicht einfach nur Wasser geschöpft, die Pumpen galten auch als Kommunikationszentren jener Zeit, man tauschte sich aus, tratschte herum. Ähnlich wie heute beim Eisessen auf der Brunnenmauer. Einen weiteren, nicht ganz so schönen Zweck hatten die Pumpen — sie dienten dem Löschen von Feuer. Wer einmal durch die Brückstraße geht und einen Blick in die verschachtelten Innenräume wirft, kann ermessen, wie eng damals die Häuser in der Altstadt gestanden haben. Ein Feuer breitete sich hier schnell wie der Wind aus, auch darauf macht eine Tafel aufmerksam. Ihr zur Seite stehen links der Schweinehirt für den Schweinemarkt und die dazugehörige Nachbarschaft sowie rechts daneben das Eppinghovener Tor, eines der Stadttore Dinslakens und die dazugehörige Nachbarschaft. 

Auch die gerade erwähnten Begegnungen fehlten nicht, denn die Nachbarschaften standen sich auch bei fröhlichen und traurigen Ereignissen zur Seite. Links daneben der Holzmarkt, samt Nachbarschaft, und rechts das Rittertor nebst Nachbarschaft. Zu den traurigen Ereignissen gehört der Tod als ständiger Begleiter des Lebens, auch ihm ist eine Bronzeplatte gewidmet, denn auch das Beerdigen und die Sorge um die Hinterbliebenen gehörten zu den sozialen Pflichten der Nachbarschaften. Und der Tod hielt reichlich Beute in jenen längst vergangenen Zeiten. Links daneben das Zeichen für die Türken-Nachbarschaft 1461 und rechts die Klosterkirche, die ebenfalls für eine Nachbarschaft steht.

 

Die letzte der vier Bronzeplatten oder die erste, je nachdem wie man seinen „Rundgang“ um den Brunnen beginnt, zeugt von den 12 Nachbarschaften, die in Freud und Leid zusammenhielten, bildet links das Walsumer Tor und rechts die Wolle-Pump ab. Auch um sie herum gab es natürlich Nachbarschaften. Zwei Plätze für Bronzetafeln sind jedoch noch frei, doch bislang hat sich kein Sponsor gefunden und auch der Heimatverein Dinslaken und die IG Altstadt haben eine Realisierung der zwei Platten auf später verschoben, erklärt IG-Altstadt-Vorsitzender Ulrich Tekathen. Es sei denn, es findet sich spontan ein Sponsor, damit auch der Brunnen am Altmarkt endlich vollständig ist. Immerhin hat doch die Pumpenmarie, das junge Mädel am Brunnen, einst die Stadt vor der Plünderung bewahrt. Oder etwa nicht?  

 

DIE PUMPENMARIE

Die „Pumpenmarie“‘ erzählt von einem Mädchen, dass im Kriegswinter 1813/1814 die Stadt vor der Plünderung gerettet haben soll. Kosaken zogen randalierend und plündernd durch die Lande. An der Wölle-Pump trafen sie auf eine junge Maid. Mit Charme erreichte sie beim Kosakenführer, dass die Altstadt verschont blieb. Nur eine Sage? Vielleicht, aber hört sie sich nicht schön an?

 

Eine Darstellung der Pumpen-Marie ziert auch die Spitze des Zunftbaumes, der direkt neben dem Brunnen aufgestellt ist.